Ätna speit Asche und Lava: Behörden verschärfen Sicherheitsvorkehrungen

Aktive Eruptionsphase auf Sizilien – Touristen fliehen – Wissenschaftler warnen vor weiteren Ausbrüchen
Von RS-Redakteur Dietmar Thelen

Magazin/Reisen – Der Ätna, der größte und aktivste Vulkan Europas, ist erneut ausgebrochen. In der Nacht entlud sich eine gewaltige Explosion in seinem Südostkrater und schleuderte Asche, Rauch und glühendes Gestein in den Nachthimmel. Ein spektakuläres, aber auch bedrohliches Naturschauspiel, das Behörden und Wissenschaftler gleichermaßen alarmiert.

Foto: Antonio/Pixabay

Das italienische Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) berichtet von einem sogenannten pyroklastischen Strom, der offenbar durch den Einsturz eines Teils des Kraterrandes ausgelöst wurde. Dieses gefährliche Gemisch aus heißen Gasen, Asche und Gestein kann Hänge mit enormer Geschwindigkeit hinunterrasen und alles auf seinem Weg zerstören. Der Strom blieb zwar innerhalb des abgelegenen Valle del Leone – dennoch herrscht höchste Alarmbereitschaft.

Die sizilianischen Behörden haben sofort reagiert. Der Zivilschutz riegelte betroffene Wanderwege und Aussichtspunkte im Umfeld des Vulkans ab. Regionalpräsident Renato Schifani betonte, dass derzeit keine direkte Bedrohung für bewohnte Gebiete bestehe. „Wir behalten die Lage jedoch rund um die Uhr im Blick. Sicherheit geht vor“, so Schifani.

Touristen wurden bereits am frühen Morgen aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich evakuiert. Aufnahmen zeigen Menschen, die in Eile den Hang verlassen – offenbar überrascht vom plötzlichen Ausbruch. Ein lokaler Veranstalter schätzt, dass sich etwa 40 Wanderer zum Zeitpunkt der Eruption am Vulkan befanden. Zahlreiche Anwohner in der Region berichteten von lauten Detonationen, die bis nach Taormina und Catania zu hören waren – Orte, die 40 bis 50 Kilometer vom Krater entfernt liegen. In sozialen Medien kursieren beeindruckende Bilder der nächtlichen Lavafontänen und der sich auftürmenden Aschewolke.

Letztere hat mittlerweile eine Höhe von rund 6,5 Kilometern erreicht, weshalb der Flugverkehr besonders aufmerksam beobachtet wird. Die internationale Luftfahrtbehörde hat die Warnstufe auf „Rot“ angehoben – ein Signal für Piloten, das Gebiet weiträumig zu umfliegen. Der Flughafen von Catania bleibt bislang geöffnet, da die Asche nicht in dessen Richtung zieht.

Das INGV meldet unterdessen eine Zunahme vulkanischer Erschütterungen. Auch erste Bodenverformungen im Kraterbereich seien messbar. Die eruptive Phase habe sich in eine Lavafontäne gewandelt, bei der flüssige Gesteinsmassen aus dem Schlot geschleudert werden. Forscher gehen davon aus, dass sich die Aschewolke weiter in west-südwestlicher Richtung ausbreiten könnte.

Sizilien empfängt jedes Jahr rund 1,5 Millionen Ätna-Touristen. Viele wagen den Aufstieg bis nahe an den Krater. Derzeit wird jedoch eindringlich davon abgeraten, die Region zu betreten. Zivilschutz und Feuerwehr sind im Einsatz, um die Sicherheitslage zu kontrollieren und gegebenenfalls schnell zu reagieren. (dt)