Sport in der Jugendkirche mit einer 17-fachen Weltmeisterin: Die frühere Profi-Boxerin Ina Menzer gab den Auszubildenden des Caritasverbandes Region Mönchengladbach einen „Motivationskick für den Berufsalltag“.
Mönchengladbach – Nach zehn Minuten ist Fabian Janßen völlig außer Atem. „Ich habe heute schon mehr Sport gemacht als sonst im ganzen Jahr“, stöhnt der angehende Pflegefachmann, der in gut zwei Monaten seine Ausbildung abschließt. Dabei hat Ina Menzer gerade erst das Aufwärmprogramm beendet. Laufen auf der Stelle, gymnastische Übungen, Schattenboxen – die frühere Profi-Boxerin zeigt den Auszubildenden der Caritas, wie sie sich fit halten können. Das findet auch der inzwischen nass geschwitzte Fabian Janßen gut: „Wann kann man schon mal eine Weltmeisterin live erleben?“, sagt der 24-Jährige.
Möglich machten das der Caritasverband und die Krankenkasse Barmer. Caritas-Geschäftsführer Frank Polixa freute sich über den prominenten Besuch: „Vor viereinhalb Jahren war Ina Menzer schon einmal bei uns, und wir haben damals viele positive Rückmeldungen erhalten“, berichtete er. Auch jetzt interessierten sich viele der über 50 Auszubildenden sowie die Praxisanleitungen des Caritasverbandes für den Aktionstag mit der in Kasachstan geborenen 17-fachen Boxweltmeisterin, die als Zehnjährige mit ihrer Familie nach Mönchengladbach kam. Sie ist eines der Gesichter des Gesundheitsförderungs-Projekts „Von Sportprofis lernen“ der Barmer. „Aus Gladbach für Gladbach“, betonte Barmer-Geschäftsführer Marcel Küsters.
Ina Menzer schilderte, wie schwierig der Start in Deutschland angesichts ihrer mangelnden Sprachkenntnisse war und wie sie als Boxerin erfolgreich wurde. Ihre Botschaft: „Nicht Talent oder Intelligenz, sondern der tägliche Fleiß und das Durchhaltevermögen machen den Unterschied aus. Disziplin ist der Schlüssel zum Erfolg.“ Das gelte für den Sport ebenso wie im Beruf, betonte die 43-Jährige, die vor elf Jahren ihren letzten Kampf im Mönchengladbacher Hockeypark absolvierte, als Weltmeisterin ihre Karriere beendete und mit ihrem Mann Denis Moos sowie zwei Töchtern in Hamburg lebt.
Ina Menzer riet den angehenden Pflegefachleuten, Pflegefachassistenten, Köchen und Erziehenden der Caritas, sich klare Ziele zu setzen und sich in konkreten Bildern auszumalen, wie es sich anfühle, wenn die Ziele erreicht seien. Auch Rituale und Ruhephasen seien wichtig. Und: „Sucht euch einen Mentor, der euch begleitet und unterstützt.“ Bei den Auszubildenden der Caritas kam sowohl der Vortrag als auch das anschließende Training gut an. „Ina ist mega, die pusht einen total“, schwärmte Alina Haxhiu. Die 20-Jährige weiß, wie wichtig es ist, trotz Rückschlägen die eigenen Ziele zu verfolgen: Sie war kurz davor, ihre Ausbildung zur Pflegefachfrau abzubrechen und musste sie nach mehreren Corona-Erkrankungen um sechs Monate verlängern. Nach ihrer demnächst anstehenden Prüfung wird sie ebenso beim Caritasverband bleiben wie Evita Kauhausen. „Das Training war anstrengend, aber ich finde es sehr beeindruckend, wie Ina Menzer ihre Karriere durchgezogen hat“, sagte die 19-Jährige.
Neben dem Training konnten die Caritas-Auszubildenden bei einem „Body Check“ ihre Körperzusammensetzung, Gewicht, Muskel- und Fettanteil, ihren Kalorien-Grundumsatz sowie den Flüssigkeitshaushalt bestimmen lassen. Dazu hatte die Barmer spezielle Messgeräte mitgebracht. Für gesunde Snacks sorgte das Küchenteam des Caritas-Pflegewohnhauses Theresianum.
Für Fabian Janßen, der frühmorgens schon seinen Dienst im Altenheim angetreten hatte, war es ein anstrengender, aber lohnender Nachmittag. Am Ende ist er ziemlich erschöpft und freut sich auf ein bisschen Ruhe. „Ich mache heute nix mehr“, meinte er. (opm)