Viersen: Zu viel Fast Food für die „Hammer Gänse“

Das Füttern von Enten und Gänsen ist eine beliebte Freizeitbeschäftigung. Doch das heutige Überangebot schadet direkt aus verschiedenen Gründen nicht nur den Tieren, sondern auch der Umwelt. Die Gänse und Enten am Rückhaltebecken in Viersen-Hamm kämpfen stetig mit den gesundheitlichen Gefahren. 
Von RS-Redakteurin Claudia-Isabell Schmitz

Ratgeber – Die Enten und Gänse am Rückhaltebecken in Viersen-Hamm sind beliebter Foto- und Beobachtungstreffpunkt für Familien, Spaziergänger und Fotografen. Gerne werden die Tiere dann mit Brot angelockt, doch gerade dieses Füttern um die Tiere aus der Nähe zu betrachten kann zur Gefahr für die Wasserbewohner werden.

Denn, was in der Vergangenheit „gut“ war dreht sich in modernen Zeiten ins Negative. Brot enthält zu viel Salz, Konservierungsstoffe und Geschmacksverstärker, was schnell den Stoffwechsel der Tiere durcheinander bringen kann. Das Brot, das im Magen der Tiere aufquillt, wird zudem nicht richtig verdaut und wirkt wie ein Fast Food, kann zum Tod der Tiere führen. Enten leiden durch das kalorienreiche Brot ebenfalls verstärkt an unheilbaren „Engelsflügeln“. Hierbei spreizen sich die äußersten Flügelgelenke seitlich ab und das Fliegen wird nicht mehr möglich. Bei Gänsen kann trockenes Brot zu einer noch größeren Gefahr werden. Es gab bereits Fälle in denen die Tiere trockenes Brot aufnahmen, danach tranken und das Brot im Hals aufquoll. Dazu kommt, dass häufig alte Brotreste verfüttert werden die bereits Schimmel aufweisen der nicht nur schädlich für Menschen, sondern auch für die Tiere ist. Die Pilzgifte (Aflatoxine) bringen nicht nur die Enten, sondern auch die Fische in Lebensgefahr.

Die „Hammer Gänse“ auf Futtersuche – Foto: Rheinischer Spiegel

Bequemlichkeit statt Hunger
Sobald die Brottüte raschelt eilen Enten und Gänse meist aus allen Richtungen heran, doch hat das meist nichts mit Hunger, sondern Bequemlichkeit zu tun. Sie heben sich daran gewöhnt gefüttert zu werden, würden jedoch auch ohne Zufütterung im Winter ein ausreichendes Nahrungsangebot vorfinden. Wasserpflanzen und kleine Wassertiere gehören auf den Speiseplan, die die Tiere beim Gründeln vom Gewässerboden aufnehmen.

Dazu kommt es durch feste Futterstellen immer wieder zu einer Anhäufung von „Entenvergewaltigungen“. Dort wo regelmäßig gefüttert wird fühlen sich gerade zum Ende der Paarungszeit Erpel besonders wohl. Die Weibchen, die sich bereits gepaart haben, haben sich bereits an gut versteckte Brutplätze zurückgezogen, die verbliebenen Weibchen werden zum gezielten Jagdobjekt der Erpel, was sogar tödlich für die Weibchen enden kann. Durch das Ungleichgewicht am Futterplatz kommt es zu „Vergewaltigung“ der Enten, die durchaus solange von den Erpeln unter Wasser gedrückt werden bis ihnen die Luft ausgeht. Bei Fehlen der Futterstellen ist auch dieses Ungleichgewicht nicht gegeben.

Ein weiterer negativer Faktor des Brotfütterns ergibt sich zudem für das biologische Gleichgewicht des Gewässers. Das Brot sinkt zu Boden, verfault und kann das Kippen des Teiches begünstigen. Der Sauerstoffgehalt sinkt bei den Abbauprozessen, Sauerstoff der dringend benötigt wird. Hinzu kommt der erhöhte Nährstoffgehalt der Algen verstärkt wachsen lässt. Nach und nach sinkt der Sauerstoffgehalt weiter, wodurch Tiere und Pflanze ersticken. Daneben sorgt die erhöhte Kotmenge der Enten für ein Ungleichgewicht im Wasser.

Brot mögen auch Ratten gern
Täglich bleiben an den Futterstellen Krümel und Brotreste zurück die nicht nur die geplanten Restaurantbesucher anzieht. Auch Schädlinge fühlen sich an den Futterstellen wohl, wodurch Ratten und Mäuse zu den unbeliebteren Besuchern gehören. Nicht nur das Wachstum der Population wird dadurch verstärkt, auch die Ausbreitung von Krankheiten wird begünstigt.

Enten sind keine Mülltonnen
Übrigens ist vielerorts das Füttern bereits verboten und die Städte können ein Bußgeld von bis zu 5.000 Euro als Ordnungswidrigkeit ansetzen. Wer trotzdem nicht auf das Füttern verzichten will und kein Schild auf ein Verbot hinweist, dem empfehlen Verbände, darunter der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV), und Tierschützer einige Regeln zu beachten:
– Haferflocken statt Brot
– Obst in kleinen Mengen (mögen nicht alle Entenarten)
– Im Handel ist spezielles Futter für Wasservögel erhältlich
– Immer nur so viel füttern wie gegessen wird
– Kein Futter für später liegen lassen
– Immer nur an Land füttern und nicht im Wasser. (cs)