Bundestag statt Bundesfest 2021

Der Bezirksverband Mönchengladbach, Rheydt, Korschenbroich mit ihrem Bezirksbundesmeister Horst Thoren hätte normalerweise an diesem Wochenende das Bundesfest des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften in Mönchengladbach ausgetragen, zu dem ca. 25.000 Besucher aus ganz Deutschland erwartet wurden.
von RS-Redakteurin Marlene Katz

Mönchengladbach – Aufgrund der Pandemie musste dieses abgesagt werden, aber dafür gab es am 18. September 2021 einen Bundestag, zu dem ca. 250 Repräsentanten der einzelnen Diözesen erschienen waren.

Zu diesem Bundestag erschienen ebenfalls das Europakönigspaar Leo und Irma Niessen sowie der Bundesbambiniprinz Leon Hillesheim sowie natürlich der Vorstand des Bundes.

Begonnen wurde mit einer Hl. Messe, die vom Bezirkspräses Johannes van der Vorst, Probst Peter Blättler, Pfarrer Hermann-Josef Schagen und Manfred Riethdorf zelebriert wurde.

Unter den Klängen des Liedes „Tochter Zion“ zogen die Standarte des Bundeskönigs, des Bezirksverbandes sowie der sechs Diözesen in das Münster ein. Ebenso Bundesschützenmeister Emil Vogt und Bundeskönig Hans Lummer.

Horst Thoren begrüßte die Gäste und hätte sich gefreut, das Bundesfest mit 25.000 Schützen in Mönchengladbach feiern zu können. Er hatte sogar in der letzten Nacht hiervon geträumt und die schönste Szene war die letzte. Er stand mit den Schützen an der Theke und sagte, „ne wat wor dat schön“. Vielleicht könnte man das am Samstagabend auch sagen als Zeichen für den Zusammenhalt des Brauchtums.

Der Bundespräses Monsignore Robert Kleine hatte es sich natürlich nicht nehmen lassen, nach Mönchengladbach zu kommen. Da er aufgrund der Absage des Bundesfestes einen anderweitigen Termin angenommen hatte, konnte er leider nur einige Worte an die Gläubigen richten und musste sich danach verabschieden.

Er führte aus, dass Glaube, Sitte, Heimat sehr aussagekräftig ist und ein sehr schöner Leitspruch. Man kann überall seine Wurzeln haben und die Heimat kann man immer wieder neu gewinnen. Die Heimat zu gestalten, gehört in unser Bewusstsein und die Liebe darf nicht an der Grenze enden, sondern sie geht weiter.

Sein Schlusssatz lautete: alle wissen wie es geht einzutreten für Glaube, Sitte, Heimat.

Die Predigt hielt Probst Peter Blättler, der hierzu Bezug nahm auf das Evangelium vom guten Hirten.

Musikalisch untermalt wurde die Hl. Messe vom Münsterchor St. Vitus unter der Leitung von Klaus Paulsen.

Zum Schluss überreichte Thoren Probst Blättler eine Uhr, ihm immer anzeigt, wie lang seine Predigt sein darf.

Nach einer Pause, in der den Anwesenden Lunch-Päckchen überreicht wurden, folgte die Diskussionsrunde, die musikalisch eröffnet wurde von Jochen Klenner (MdL) an der Gitarre mit dem Lied „In unsrem Veedel“ von den Bläck Fööss.

Die Moderatoren dieser Podiumsdiskussion waren Denisa Richters, Lokalchefin der Rheinischen Post in Mönchengladbach, sowie Bezirksbundesmeister Horst Thoren.

Aufgeteilt wurde diese Runde in drei Blöcke. Zum Thema Heimat befragt wurden Emil Vogt (Bundesschützenmeister), Felix Heinrichs (Oberbürgermeister), Leo und Irma Niessen (Europakönigspaar) sowie Wilfried Jacobs (AOK).

In dieser Runde wurde eindeutig klar, dass es im Schützenwesen keine Ausgrenzungen gibt, sei es in Bezug auf die Person, die Herkunft, die Hautfarbe oder die Religion. Die christlichen Werte mit dem Blick nach vorne zu betrachten und nicht zu erstarren, sondern nach vorne zu blicken. Heimat ist nicht nur ein Ort wo die Familie ist, sondern da wo man sich wohl fühlt und sich gerne aufhält.

Im zweiten Block zum Thema Soziales standen Dr. Günter Krings (MdB), Renate Schaffrath (Stiftung für Soziales) und Monika Bartsch (Vorsitzende der Tafel).

Hierzu gab es eine Vielzahl von Themen. Weiter wurde erklärt, dass im sozialen Zusammenhalt in der Corona-Zeit nicht so viel weggefallen sei. Viele haben geholfen auch in digitaler Hinsicht, denn das lebendige Leben kommt aus der Bürgerschaft. Der Staat sollte helfen, aber das menschliche muss aus der Bevölkerung kommen und dabei sind die Schützen sehr wichtig.

Ein Satz war sehr wichtig, tue Gutes und fühl dich dabei wohl, denn wenn es dir gut geht, soll es anderen auch gut gehen.

Auch über das Thema Tafel in der Stadt wurde ausführlich gesprochen.

Christoph Kammers

Der dritte Block hatte die Überschrift „wie kann Gott das zulassen“. Gesprächspartner waren hier Probst Peter Blättler, Jürgen Steinmetz (IHK), Friedhelm Pauen (Bruderschaftler Korschenbroich) und Christoph Kammers (Bruderschaftler und Flutopfer Gemünd).

Die Bindungskraft zu Gott lässt nach. Es kommen fast nur noch ältere Menschen in die Hl. Messen. Da viele junge Menschen in der Corona-Krise belastet sind, muss man für diese Perspektiven finden. Denn Gott will gesucht werden, vielleicht auch in der Kirche.

Das Ellenbogenverhalten in der Krise hat sich nicht geändert. Bei der großen Betroffenheit die herrschte, sind trotzdem viele Unterstützungsmaßnahmen geschehen. Das Klima sei zwar an manchen Stellen rauer geworden, aber Arbeitgeber und Arbeitnehmer hat es an vielen Orten zusammengerückt.

Dr. Eva Maria Skoda mit Horst Thoren

Bei der Flutkatastrophe in Gemünd, bei der leider 9 Tote zu beklagen waren, hat man sich gefragt „lieber Gott wo bist du“. Aber nach 9 Wochen muss man sagen, dass eine Freundschaft entstanden ist durch die Hilfe der Korschenbroicher Schützen. Denn diese sind mit 35 Personen wochenlang nach Gemünd gefahren, haben Keller entschlammt und sonstige Arbeiten durchgeführt. Auch wenn sie am Abend verstaubte Kleider und schmutzige Gesichter hatten, sah man aus ihren glücklichen Augen, dass sie mit dem, was sie getan hatten, sehr zufrieden waren.

Den Schlusspunkt dieser Veranstaltung machte Dr. Eva Maria Skoda, Ärztin im LVR-Klinikum Essen für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Sie ging auf die seelischen Auswirkungen in der Corona-Zeit ein. Vor allen Dingen ist es wichtig, dass Menschen andere Menschen brauchen, um ihre evtl. Depressionen zu überwinden.

Damit war der erste Teil des Bundestages erledigt und man fuhr zum Borussenpark, denn dort hatte Präsident Rolf Königs bereits alles vorbereiten lassen, um die Gäste zu bewirten. Dieser begrüßte die Schützen und versprach im Jahre 2025, wenn dann wirklich in Mönchengladbach das Bundesfest gefeiert werden sollte, den Borussenpark für 25.000 Schützen zur Verfügung zu stellen.

Nach gutem Essen, vielen Gesprächen unter den Schützen und musikalischer Unterhaltung erfolgte eine weitere kleinere Diskussionsrunde mit der Heimatministerin Ina Scharrenbach. Zuvor wurde noch ein Film eingespielt und zwar vom Stadtschützenfestsamstag, der an der Kaiser-Friedrich-Halle gedreht wurde.

Scharrenbach ging auf die Menschen und die Schützen ein und erklärte, dass diese eins sind. Das Brauchtum ist der Gesellschaft sichtbar und gepflegt. Viele Schützenvereine waren 2020 eingeschränkt, aber sie haben sich um andere gekümmert. Denn Heimat verbindet und Schützenvereine verbinden Menschen.

Nach dem Großen Zapfenstreich, gespielt vom Bundes-Tambourcorps „Mit vereinten Kräften Wickrath“ und dem Bundesschützen-Musikkorps Kleinenbroich, kommandiert von Jürgen Zimmermanns, richtete Oberbürgermeister Felix Heinrichs noch seine Schlussworte an die Schützen. Er dankte denen, die es möglich gemacht hatten, so viele Menschen wieder zusammen zu bringen. Sein besonderer Dank ging an Rolf Königs für die wunderbare Bewirtung und an diejenigen, die im Hintergrund gearbeitet hatten. Er wies ganz besonders auf die Deutschlandhymne hin, denn sie ist das verbindende Element in der Bundesrepublik und Einigkeit ist ein besonderes Wort, weil es sagt, dass wir zusammenstehen.
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