Burundi: Zurückgekehrte Flüchtlingskinder sehen ungewisser Zukunft entgegen

Eine Welle der Gewalt, instabile politische Verhältnisse und Naturkatastrophen haben zwischen 2015 und 2017 dazu geführt, dass mindestens 420.000 Menschen aus Burundi flüchten mussten.

Welt/Burundi – Seit sich die Lage stabilisiert hat, sind mehr als 183.000 zurückgekehrt – aber die Krise ist noch lange nicht vorbei. Eine Umfrage von Save the Children zeigt: Geflüchtete, zurückgekehrte und binnenvertriebene Kinder in Burundi leben in großer Unsicherheit; viele können nicht zur Schule gehen. Der Klimawandel und die COVID-19-Pandemie erschweren die Wiedereingliederung ihrer Familien zusätzlich.

„In den letzten Jahren hat die Gewalt in Burundi Hunderttausende Kinder und Familien aus ihrem Zuhause vertrieben“, sagt Maggie Korde, Landesdirektorin von Save the Children für Ruanda und Burundi. „Jetzt kehren sie in ein Land zurück, das zwar politisch befriedet ist, aber im Zentrum einer weitgehend vergessenen humanitären Krise steht. Burundische Familien wünschen sich ein stabiles, sicheres Leben für ihre Kinder. Stattdessen sehen viele einer ungewissen Zukunft entgegen.“

Der Umfrage zufolge gehen 67 Prozent der vertriebenen Kinder in Burundi nicht zur Schule, einschließlich der Kinder, die vor Kurzem ins Land zurückgekehrt sind. Dies setzt sie einem erhöhten Risiko von Kinderehen und Missbrauch aus. Insgesamt erhält nur eines von zehn vertriebenen Kindern eine Schulbildung. Registrierungsprobleme und fehlende Personaldokumente zählen zu den größten Einschulungshindernissen.

Die Befragung ergab außerdem, dass 36 Prozent der Kinder im vergangenen Jahr vernachlässigt wurden und 28 Prozent einen emotionalen Missbrauch erfahren haben. In der nördlichen Provinz Kirundo gaben 38 Prozent der Mädchen im Alter von zwölf bis 17 Jahren an, im vergangenen Jahr verheiratet worden zu sein.

Die zurückgekehrten Geflüchteten gehören nun zu den rund 1,8 Millionen Menschen in Burundi, die auf humanitäre Hilfe angewiesen sind; das entspricht 16 Prozent der Gesamtbevölkerung. „Die Regierung, Geberländer und internationale Entscheidungsträger müssen vor allem in Bildung investieren“, sagt Maggie Korde. „Die Staats- und Regierungschefs müssen sich außerdem dafür einsetzen, die Klimakrise zu bekämpfen und besonders betroffenen Ländern wie Burundi Mittel zur Verfügung stellen, um sich an ihre Auswirkungen anzupassen.“

Die Folgen des Klimawandels haben in den vergangenen Jahren mindestens 113.408 Menschen in Burundi zum Verlassen ihrer Häuser gezwungen – vor allem durch den Anstieg des Tanganjikasees, des zweitgrößten Sees Afrikas; das sind mehr als 84 Prozent aller Binnenvertriebenen. Um die Auswirkungen des Klimawandels auf das Leben von Millionen von Kindern zu mildern, fordert Save the Children die internationalen Staats- und Regierungschefs auf, ihre Klimafinanzierung aufzustocken, damit sich gefährdete Gemeinschaften auf künftige Krisen vorbereiten können. Für die am stärksten betroffenen Familien müssen außerdem finanzielle Sicherheitsnetze zur Verfügung stehen.

Save the Children hilft in Burundi Tausenden vertriebenen Kindern und ihren Familien. Die Organisation unterstützt im Bildungsbereich, beim Kinderschutz, bei der Prävention und Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt sowie bei der Bewältigung von Überschwemmungen und anderen Auswirkungen des Klimawandels.

Der deutsche Zweig der internationalen Kinderrechtsorganisation setzt zurzeit ein grenzübergreifendes humanitäres Projekt in Burundi und Tansania um, das vom Auswärtigen Amt mit rund 4.5 Millionen Eurogefördert wird. Es zielt darauf ab, Schutzdienste für burundische Geflüchtete in Tansania und nach ihrer Rückkehr in Burundi bereitzustellen und die grenzübergreifende Zusammenarbeit zu stärken. Die Arbeit soll gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt und anderen institutionellen Gebern ausgebaut werden, um in dieser vergessenen Krise humanitäre Hilfe zu leisten. (opm/Save the Children)

Foto: elisemertens89/Pixabay