Corona Chaos – FFP2 Masken und Schnelltests

Die Bundesregierung hat zwei mal Risikogruppen mit kostenlosen FFP2 Masken versorgt. Nun, so ganz kostenlos sind die Masken nicht. Der Steuerzahler wird mit Milliarden zur Kasse gebeten. Schnelltests gibts demnächst bei verschiedenen Discountern nachdem sie monatelang in Altenheimen oder Schulen knapp waren. Spahn will sie jetzt umsonst anbieten. Droht das gleiche Chaos wie bei Masken?
Von RS-Redakteur Georg Grohs

Kommentar – Insgesamt hat die Bundesdruckerei etwas mehr als 35 Millionen Bezugsscheine für FFP2 Masken gedruckt. Die wurden dann über die Krankenkassen an die Berechtigten versendet. Die Apotheken haben die Verteilung übernommen – ein Berechtigungsschein kann dort gegen jeweils zwei mal sechs Masken eingetauscht werden. Alleine die Druckaktion kostet 9,6 Millionen, das Porto 21 Millionen und 600.000 EUR die Lieferung der Gutscheine an die Krankenkassen. Obendrauf kommt eine Handlinggebühr von 2 EUR pro Gutschein. Und zu allem Überfluss mussten die Berechtigten, oft ältere Menschen, auch noch zur Apotheke laufen. Man kann es wirklich kompliziert und teuer machen, wenn man unbedingt möchte.

Kommen wir zu den FFP2 Masken selbst. Im Januar und Februar bekamen die Apotheken 6 EUR pro Stück vom Staat, aktuell 3,90 EUR. Oft ist das Chinaware, möglichst günstig. Die meisten FFP2 Masken werden in der Regel nicht als Medizinprodukte getestet, also auf Schadstoffe oder Mikroplastik. Sie zählen zur persönlichen Schutzausrüstung und müssen eigentlich nur die Filterwirkung nachweisen, wie auch immer. Der Endverbraucherpreis für möglichst billige FFP2 Masken aus chinesischer Produktion lag im Januar bei ca. 1,20 Euro bis 1,50. Aktuell bekommt man diese chinesischen FFP2 Masken eigentlich überall für 90 Cent oder einen Euro. Hochwertigere Masken aus deutscher Produktion sind aktuell ab ca. 1,20 – 1,50 EUR verfügbar. Exzellente deutsche Produkte mit besserer Filterwirkung trotz niedrigerem Atemwiderstand liegen um 2 EUR, die Rolls Royce Klasse bei 3 EUR.

Im Gegensatz zu den Behauptungen des Gesundheitsministeriums gab es ca. ab September mehr als genügend Masken in Deutschland. Ein langer Vorlauf beim Einkauf war eigentlich nicht nötig und die Preisentwicklung zeigte deutlich nach unten. Die Einkaufspreise des Ministeriums liegen jedenfalls sehr deutlich über den aktuellen Marktpreisen. Wohlgemerkt den Marktpreisen für normale Endverbraucher, die nicht wie Apotheken oder Ministerien Mengenrabatte bekommen.

Foto: WiR_Pixs/Pixabay

Der ganze Masken Spaß liegt aktuell um 2 bis 2,5 Milliarden. Im Vergleich zu aktuellen, üblichen Marktpreisen wurde mindestens eine Milliarde wegen denkbar ungeschicktem Einkauf verballert, wohl eher so Richtung anderthalb Milliarden. Nicht, dass wir uns falsch verstehen. Es ist gut, gefährdete Menschen mit entsprechenden Schutzmasken zu versorgen. Was man sich bei der Beschaffung aber an Verwaltungsaufwand und Einkaufs“geschick“ einfallen ließ, steht auf einem ganz anderen Blatt. Für aktuell 3,90 EUR Steuerzahlergeld pro Stück bekommt man in der Apotheke ungefähr das, was beim Discounter oder im Web für einen Euro und weniger verfügbar ist. Deutlich bessere Masken kann man sich selbst für 2 EUR pro Stück bestellen und bequem nach Hause liefern lassen. Derweil fluchen auch die Apotheken zurecht über das komplizierte Verfahren. Irgend etwas läuft anscheinend merkwürdig originell. Angefangen hatte das schon, als man Händlern im Sommer 2020 die damals teuer eingekaufte Ware einfach nicht abnahm und auch nicht bezahlte. Hier sind diverse Klagen der Händler und teilweise Hersteller gegen Ministerien, damit die Bundesrepublik, damit den Steuerzahler anhängig. Kann also nochmals teurer werden.

Übrigens gab es auch seit Monaten mehr als genügend Schnelltests, brauchbare Chinaware um 4 EUR, europäische Hersteller um 5 bis 6 EUR bei Mengenabnahme. Nur oft nicht da, wo sie gebraucht wurden. Dafür kann sich jeder demnächst im Discounter oder in der Drogerie einen Schnelltest zum Selbermachen holen. Aldi, Lidl, dm, Rossman, Müller machen es möglich. Netto, Edeka und Rewe prüfen ebenfalls, ob sie die Tests ins Sortiment bekommen. Die Schnelltests sind natürlich nicht ganz so genau wie ein PCR aber zumindest als Antigentests ein guter Anhaltspunkt für laufende Infektionen. Zurzeit steht nicht so ganz fest, wie genau die neuen Schnelltests in der praktischen Handhabung durch eine Menge normaler und vielleicht etwas ungeschickter Verbraucher sind.

Es streben ca. 50 Unternehmen Zulassungen an, 6 sind zugelassen. Die neuen Tests verwenden weiterentwickelte Chemie, wodurch man nicht mehr tief im Rachenraum herumstochern muss. Sie sind auf relativ einfache Abstriche der Nasenschleimhäute ausgelegt oder ganz einfach Speichel. Man darf gespannt sein, wie genau die Discounter Tests in der Praxis bei Verbrauchern sind. Eigentlich sollten sie gut funktionieren. Bislang waren die Nachweisreagenzen für Antigene und Antikörper etwas knapp. Da diese nun mehr als ausreichend zur Verfügung stehen, konnte man einfach mehr davon aufbringen und entsprechend empfindlicher sind die neuen Schnelltests. Wie gesagt, ein Abstrich vorne in der Nase reicht jetzt.

Foto: fernandozhiminaicela/Pixabay

Im Januar wurden bereits erste der neuen Schnelltests für Endverbraucher zugelassen aber mussten noch etwas warten. Zugelassen ist zugelassen, sollte man meinen? Böse könnte man spekulieren, es müssten erst noch alte Sachen verkauft werden oder Fachleute und Branchen ein paar Euros machen. Vielleicht ist das Ministerium aber auch nur wieder etwas sehr langsam.

Falls die neuen Selbsttests in unterschiedlich geschickter Verbraucherhand gut sein sollten, sind viele der älteren Tests auf einen Schlag hinfällig. Man darf gespannt sein, wer sich diese älteren Sachen dann zu welchem Preis andrehen lässt oder weiter lauthals auf die Anwendung durch Fachpersonal pocht. Zu befürchten scheint, dass die jetzt angebotenen kostenlosen Tests des Bundes mit dem alten Material von teuren Fachkräften durchgeführt werden sollen. Von den älteren Tests liegen immer noch Hunderttausende ungenutzt auf Lager, während in Altenheimen und Schulen zu wenig verfügbar waren. Wie gesagt, falls die neuen Tests richtig gut sind und die Verbraucher damit gut zurecht kommen, wird es einen Verteilungskampf um die Deutungshoheit und Serviceleistung geben.

Zumindest der Aldi Test ist in Deutschland produziert, das Fünferpack gibt es für 25 EUR und die Genauigkeit soll bei 96 Prozent liegen. Damit würde der Discounter so manchem Geschäftsmodell mächtig die Luft heraus lassen. Wie Spahn dann kostenlos testen möchte und wer dafür zu welchem Preis aufkommen soll, gute Frage. Natürlich steht die Logistik und Abrechnung nicht. Eher so auf Zuruf? Eigentlich müssten die Discountertests dann reichen… Eigentlich. Man darf gespannt sein, was sich das Gesundheitsministerium nun wieder einfallen lässt. Ich glaube schon, dass Spahn sich einigermaßen bemüht für irgendwas. Zumindest für die Stimmungslage, naja. Vielleicht mit nicht so tollen Praxiserfahrungen in IT, Logistik, Einkauf, Medizin, Pflege und daher etwas hilflos. Nur knallt er auch regelmäßig gegen eine Wand aus strohdummer wie selbstherrlicher Bürokratie, Inkompetenz auf mittlerer Ebene, die deutsche Beraterpest, eiskalte Geschäftemacher, sowie völlig überforderte Ministerpräsidenten, Besitzstandswahrer und Funktionäre. Und, wie sich gerade zeigte, auch Korruption. Hilfe ist von denen nicht zu erwarten. Ob er selbst drinhängt? Keine Ahnung. Allerdings ist in Summe die „Arbeit“ der Lobbyisten und Geschäftsaktivitäten rund um die Beschaffungen schon höchst bedenklich. Immerhin soll er jetzt vom Ministerkollegen „Maut Andi“ Scheuer unterstützt werden…

Schneller als Spahns Ministerium sind jedenfalls alle Discounter und Drogerien mit Leichtigkeit. (gg)