Alle Jahre wieder bedienen sich Seitenhersteller auf Facebook fremder Logos und veranstalten dubiose Gewinnspiele – häufig nur mit dem Ziel Daten aktueller Nutzer zu sammeln, denn diese können teuer verkauft werden. Vor dem Teilen von Gewinnspielen sollte deshalb unbedingt vorher die Seite geprüft oder ein Blick in das Impressum geworfen werden, denn die Daten aktueller Nutzer werden nicht selten teuer verkauft.
Von RS-Redakteur Dietmar Thelen
Faktencheck – Können Sie sich wirklich vorstellen, dass ein riesiges Unternehmen wie EDEKA kein Impressum oder sonstige Daten in ihren Informationen auf seiner Seite angibt? Oder, dass für nur ein Gewinnspiel eine neue Seite gegründet wird, wobei weder Gewinnspiel noch Seite auf den offiziellen Firmenpräsentationen genannt werden? Ihre Vermutung ist richtig, denn beispielsweise die Facebookseite „EDEKA Lebensmittel“ ist keine offizielle Seite des Lebensmittelherstellers – mit Logo und geteilten Beiträgen der echten Seiten, wird gekonnt der Eindruck der Echtheit geweckt.
Immer wieder tauchen Seiten auf Facebook auf, die mit den eigentlichen Unternehmen nicht zu tun haben, immer wieder warnen die Betroffenen, ebenso wie andere Plattformen, darunter Mimikama®, der Verein zur Aufklärung über Internetmissbrauch nun vor der EDEKA Lebensmittel-Seite, vor dubiosen Gewinnspielen oder gefälschten Seiten – dennoch, es wird immer noch fleißig ungeprüft alles geteilt in der Hoffnung auf einen großen Gewinn, den allerdings nur die Seitenbetreiber davon tragen.
Unter dem Begriff „Like Baiting“ sind auf Facebook Beiträge gesammelt, die die Nutzer dazu auffordern den Beitrag zu teilen, zu kommentieren oder zu liken. Tausendfach verbreiten sich diese Spam-Beiträge die nur das Ziel haben die Reichweite der jeweiligen Seite im News-Feed zu vergrößern oder zu erhalten. Während es durchaus seriöse Seiten gibt, ist die Vielzahl der unseriösen Seiten zu Fake-Gewinnspielen, Werbeseiten oder Betrügern enorm hoch. Umso wichtiger, ein Bild nicht einfach zu teilen, auch wenn es der Facebook-Freund bereits getan hat, denn gerade bei Datensammlern ist die Gefahr groß, bald der Phishing-Methode zum Opfer zu fallen, bei 1,3 Milliarden aktiven Facebook-Nutzer täglich für Betrüger ein lohnenswertes Ziel.
Für die Phishing-Methode erstellen Hacker zunächst eine Seite, die genauso aussieht wie die Login-Seite von Facebook. Dann senden sie dem Nutzer eine E-Mail und fordern ihn auf sich dort anzumelden. Die eingegebenen Login-Daten landen jedoch nicht bei Facebook, sondern auf dem Rechner des Hackers. Woher die Hacker die Mailadresse des Nutzers haben? Z. B. über eben solche Datensammelseiten mit Fake-Gewinnspielen von gefälschten Freizeitpark-, Autohaus- oder Hausbauseiten.
Ein weiterer beliebter Trick, Kopien von Konten zu erstellen. Meist sprechen Nutzer von einem gehackten Profil, jedoch sind häufig 1:1-Kopien von Betrügern erstellt worden. Eine Seite mit gleichem Namen, Profil- und Titelbild. Mit dem angeblich neuen Profil werden dann Freundschaftsanfrage an die Freundschaftsliste des Opfers und des Original-Profils verschickt. Bei Annahme der Freundschaft erhalten die Nutzer schnell die Frage nach der eigenen Handynummer und einen Zahlencode – der Moment, in dem sich der Betrug für den Betrüger rechnen kann. Denn diese Zahlencodes sind der Zugang zu viel Geld. Der Betrüger löst den Code bei Zahlungsdienstleistern ein, mit dem Betrag wird die Handyrechnung des Opfers belastet. Der jährliche Schaden ist Deutschlandweit enorm und zeigt, wie wichtig es ist, die Freundschaftsliste auf nicht „Nur ich“ zu stellen. Hierbei hilft der Button „Freunde“ auf dem eigenen Profil. Mit dem „Stift“ oben rechts lassen sich die Einstellungen verändern.
Ist der Nutzer auf einen solchen Betrug hereingefallen, sollte unbedingt eine Anzeige beim Landeskriminalamt erfolgen, wo mittlerweile ein Netzwerk von Spezialeinheiten zur Eindämmung von Internet-Kriminalität arbeitet. Das Cyber Crime Competence Centrum konnte mittlerweile so bereits einigen organisierten Banden auf die Spur kommen. (dt)