Ein goldenes Vierscher Herz für „den Kanzler“ Dirk Mangold

Die diesjährige Herzverleihung wurde von jubelnden Standing Ovations begleitet, schließlich ehrte die Karnevalsgesellschaft Hoseria einen Karnevalisten, der schon zuvor ein goldenes Herz für das närrische Brauchtum besaß und durch Corona lange auf seine Auszeichnung warten musste.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker und Martin Häming

Viersche – Mit „Wörr danze werr“ gebührte die Eröffnung des Galaabends der Karnevalsgesellschaft Hoseria 1950 e.V. zum jecken Re-Start den vereinseigenen Garden, die mit den ersten begeisterten Klatschsalven belohnt wurden, bevor dann auf der Saalbühne Prinz Lothar II. und seine Lieblichkeit Regina I. gemeinsam mit der Prinzengarde der Narrenherrlichkeit Viersen das vollbesetzte evangelische Gemeindehaus anheizten – schließlich stand der Höhepunkt der diesjährigen Galasitzung noch bevor. Übrigens: Das Höchstgebot für die aktuelle Kunstversteigerung des Viersener Prinzenpaares kommt aus Süchteln.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Eingespielt von dem Viersener Tambour Corps 1925 e.V. mit passend roten Uniformen ist es noch es eine der letzten Veranstaltungen im evangelischen Gemeindehaus, denn die Gemeinde beendet zum Sommer die Vermietung. Was dann kommt steht noch in den Sternen, allerdings hat auch die Viersener Politik damit begonnen erste Überlegungen anzustreben, wie eine Veranstaltungsstätte in Alt-Viersen erhalten werden kann.

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„Endlich jed et widder loss. Singen, tanzen und lachen nach Leibeslust. Das möchten wir mit euch heute Abend gemeinsam tun“, so der 1. Vorsitzende Peter Hillekes. „Wie sollte es anders sein, haben wir wieder einen herausragenden Karnevalisten als neuen Herzträger. In 2010/2011 hast du, mein lieber Dirk, das erste Mal das erwachsene Prinzenpaar als Kanzler begleitet. Per Zufall war ich der Prinz und meine Dani die Prinzessin. Jetzt ist es 11 Jahre her. Wir haben uns zusammengerauft und sind Freunde geworden.“

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

An die stimmungsgeladene Eröffnung mit den Sitzungspräsidenten Peter Hillekes und Marcel Schaath sowie die musikalischen Zwischenstücke, bei denen der „Der Fabulöse“, alias Roland Zentgraf, das Mikrofon routiniert zu schwingen wusste, schlossen sich de Dräcksäck mit einem kölschen Geföhl und schlagertypischen Klängen an. „100% kölsches Geföhl, 100% authentisch, 100% Stimmung“ bis hin zu „Verdammt lang her“ wusste Sänger Stefan dabei stolz zu verkünden, bevor Schunkeln zum Muss an diesem Abend wurde.

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Von mitreißender Musik wandelte sich der Abend zur Showkulisse mit der Ruhrgarde e. V. aus Mühlheim, die diese Session unter das Motto „Moulin Rouge“ gestellt haben. Rasante Kostümwechsel brachten die rund 25 Tänzerinnen mit, die von einem „Hahn im Korb“ begleitet wurden. Gegründet 1976 bereichern sie seitdem mit ihren Showtänzen die karnevalistische Landschaft. Rund 60 Mitglieder umfasst aktuell die Garde im Alter von 7 bis 30 Jahren, die auch für die Bühnen der Nachbarländer gerne gebucht wird.

 

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming
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Sie bereiteten das Publikum vor auf die 59. Herzverleihung, die von kraftvollen Standing Ovations begleitet wurde, schließlich ehrte die Gesellschaft einen Karnevalisten, der schon zuvor ein goldenes Herz für das närrische Brauchtum besaß. Zum „Ritter mit dem Goldenen Vierscher Herz“ wurde „der Kanzler“ Dirk Mangold, die Laudatio hielt Ulrich Dahm, als letzter Herzträger aus 2020.

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Einstimmig hatte der Vorstand der KG Hoseria die Wahl getroffen und ehrte damit einen Karnevalisten der seit Jahrzehnten in vorderster Linie aktiv die 5. Jahreszeit begleitet. Schon 2021 war er vorgestellt worden, doch aufgrund der Pandemie musste der neue Herzträger bis zu diesem Jahr auf seine Ehrung warten. Seit 2010 steht Dirk Mangold als Kanzler der Narrenherrlichkeit Viersen den Prinzenpaaren zur Seite, koordiniert Auftritte und Termine. Übrigens begleitete er in seinem ersten Amtsjahr keinen Geringeren als Hoseria-Präsident Peter Hillekes selbst beim Prinzenspiel.

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Seine eigenen ersten Erfahrungen im Karneval sammelte Dirk Mangoldbereits im Rahser Kinderkarneval. Von 1983 bis 1996 fand er bei den Rintger Karnevalsfreunden eine neue Heimat, bevor er 1996 wieder im Rahser aktiv war und sich dort dem Kinderkarneval verschrieb. Ebenfalls als Literat der Roahser Jonges brachte sich Mangold ein, bis er dann Kanzler wurde und daneben 2018 selbst das Prinzenspiel als Prinz Dirk II. bestritt.

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Der Beifall der närrischen Gäste setzte sich fort bis zum Einzug des nächsten jecken Höhepunktes, schließlich sind die Kölschen Adler für ihren Party-Sound mit Bläser-Sektion bekannt. Stephan Jopen (Schlagzeug), Tamas Wippelhauser (Trompete), Lukasz Dworak (Bass), Timo Tiggeler (Gesang), Oscar Kliewe (Posaune), Michael Sommer (Keyboard/Akkordeon) und Tobias Janssen (Gitarre) brachten „et kölsche Jeföhl“ mit, welches von der traditionellen FunkenGarde Erkelenz Blau-Weiß der EKG 1832 e.V. aufgegriffen wurde.

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Die Blauen Funken stellen dabei übrigens das zweitälteste Traditionskorps im rheinischen Karneval. Natürlich ging es für sie nicht ohne Zugabe weiter und als die Gäste sowieso gerade bei bester Stimmung waren, reihten sich die Original Eschweiler als letzter Act des Abends ein.

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Über zwanzig Musiker und Musikerinnen mit einem unverwechselbaren Sound und 1952 als Fanfarenkorps gegründet. In den 70er-Jahren formten sie sich zu einer Big-Band, die übrigens schon auf Bühnen in New York, Bangkok, Las Vegas oder Athen gespielt hat. Mit ihnen fand der Abend sein Ende, wobei die Stimmbänder sicherlich noch einige Tage unter den Nachwehen zu leiden haben, die zum Abschluss noch einmal mit der Gesellschaft angestimmt wurden. (nb)

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