Das Süchtelner Josefshaus öffnete am Samstagabend seine Türen für das närrische Volk noch vor dem 11.11., denn schließlich hatte der Festausschuss Süchtelner Karneval nicht nur zur ersten Sitzung in der neuen, jecken Session eingeladen, es galt auch ein wunderbares Prinzenpaar zu verabschieden, und ihm zu danken für eine unvergessliche Zeit.
Von RS-Redakteurin Sabrina Köhler und Martin Häming
Soetele – Mit Pauken, Trompeten und einer ordentlichen Portion Helau startete der Festausschuss Süchtelner Karneval 1960 die neue Karnevalssession 2024/2025 im festlich geschmückten Josefshaus. Unter dem Motto „Süchteln setzt das Segel neu und bleibt dem Karneval weiter treu. Helau und Ahoi …“ wurde am Samstagabend der Saalkarneval feierlich eröffnet, moderiert gewohnt charmant und schwungvoll von Lara Böhmer und Detlef Belk, die mit Witz und Esprit durch den Abend führten.
Der erste Höhepunkt ließ nicht lange auf sich warten: Die Süchtelner Kapellengarde – vormals die Jugendgarde – marschierte voller Stolz ein. Die Namensänderung (Anfang des Jahres erhielten alle Süchtelner Garden einen neuen Namen mit historischen Wurzeln) ist eine Hommage an die Irmgardiskapelle, die auf den Süchtelner Höhen schon seit 1498 Pilger anzieht. Die Kapelle symbolisiert Süchtelns tiefe Wurzeln im christlichen Glauben und lädt dazu ein, sich auf den Irmgardispfad zu begeben, der Pilger bis nach Viersen-Helenabrunn führt. Ebenfalls mythenumrankt ist die sogenannte „Versunkene Kapelle“ im Johannistal, um die sich geheimnisvollen Legenden zu ranken. Selbst am Johannisfest, so sagt man, sei das Glockengeläut der Kapelle noch immer tief unter der Erde zu vernehmen – eine Geschichte, die perfekt zum Mysterium des Karnevals passt!
Mit festlicher Musik marschierte dann bei bester Stimmung im Saal die gesamte Gesellschaft aus Garde, Vorstand und ehemaligen Prinzen ein und bereitete Prinzessin Bianca I. und Prinz Bastian I. einen unvergesslichen Abschied. Als erstes Prinzenpaar verabschiedeten sich Bianca und Bastian Zerres, die erst im April den Bund der Ehe geschlossen hatten, offiziell auf der Bühne – ein emotionaler Moment, begleitet von einer rührenden Rede und einem Abschiedslied.
Mit wehmütigen Worten gaben sie die Insignien der Macht an den Festausschuss zurück, denn in diesem Jahr bleibt der Jeckenthron leider leer. Dennoch: Ihre Botschaft für die kommenden Karnevalsjecken bleibt im Herzen verankert!
Ein weiteres Highlight des Abends war die Vorstellung der Webergarde, die ehemals als „Große Süchtelner Garde“ bekannt war. Süchteln blickt auf eine reiche Geschichte als Zentrum der Weberei zurück, ein Erbe, das im „Weberbrunnen“ auf dem Marktplatz fortlebt. Diese steinerne Statue erinnert an Heinrich Lennackers, den traditionsreichen Weber, der einst Symbolfigur der Süchtelner Textilgeschichte war. So ließ die Garde die altehrwürdige Handwerkskunst wieder aufleben und sorgt bei den Jecken für ein tiefes Bewusstsein für die Geschichte des Ortes. Passend dazu und mit großem Dank nahmen die Süchtelner Tanzgarden eine großzügige Spende von 111,11 Euro entgegen, die Helmut Schatten ihnen als Zeichen seiner Verbundenheit und Unterstützung für den Nachwuchs im Karneval überreichte.
Musikalisch ging es dann weiter mit der Band „Echt Lekker“ aus Mönchengladbach. Sie brachten die Halle mit kölschen Tönen, Evergreens und neuen Eigenkompositionen zum Kochen und sorgten für ausgelassene Stimmung. Unter den Gästen ließen sich die Hits „Ejentlich“, „Kölsche Jong“ und das stimmungsvolle „Drink doch eene mött“ genüsslich mitsingen.
Denkwürdiger wurde es, als das kölsche Urgestein Micky Brühl die Bühne betrat. Nach 30 Jahren bei den Paveiern tourt er mittlerweile solo und sorgt mit Hits wie „Ich hann de Musik bestellt“ oder „Zo Fooss noh Kölle jonn“ für echte Karnevalsmagie. Seine unverwechselbare Stimme und seine Leidenschaft für die kölsche Musik animierten die Süchtelner zum Mitsingen, Schunkeln und Tanzen.
Ja und dann? Dann konnte auch die Süchtelner Prinzengarde mit einer neuen, wunderbaren Überraschung auf der Bühne aufwarten. Ein besonderer Stolz der Süchtelner Prinzengarde nämlich ist das neue Tanzmariechen Laura. Mit gerade einmal 14 Jahren verzauberte Laura das Publikum und zeigte, wie wichtig der Süchtelner Karneval die Förderung junger Talente nimmt. Ihr schwungvoller Auftritt war ein beeindruckendes Zeugnis für das lebendige Brauchtum, das in Süchteln von Generation zu Generation weitergegeben wird.
Mit einem Augenzwinkern und voller Elan brachten die Süchtelner Tanzgarden das Motto „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ auf die Bühne zum Leben. Präzise Schritte, tänzerische Raffinesse und ein ordentlicher Humor vereinten sich zu einem Showtanz, der den Saal begeisterte. In einer mitreißenden Choreografie verwandelt sie die alltägliche Mühsal in pure Lebensfreude und zeigt, dass Arbeit und Vergnügen in Süchteln Hand in Hand gehen – ein karnevalistischer Beweis, dass nach jedem Einsatz die Freude doppelt so groß ist.
Und wo wir dann gerade schon bei Überraschungen waren, schloss sich eine weitere mit Humor und Leidenschaft an. Der Überraschungspunkt des Abends entpuppte sich als amüsantes Zwiegespräch zwischen Karl Ludwig „Lucki“ Hollweck und Monika Kirmes, die als „Dures on Tres“ den Saal mit Humor und Wortwitz begeisterten, bevor dann zum krönenden Abschluss die Klüngelköpp die Stimmung noch einmal kräftig anheizten.
Die Kölner Band, die längst zur festen Größe im Karneval gehört, brachte mit ihren Hits „Stääne“, „In Kölle verliebt“ und dem legendären „Jedäuf met 4711“ die Herzen der Jecken zum Glühen und verwandelte das Josefshaus in ein Meer aus schunkelnden, singenden und jubelnden Karnevalisten.
Mit der traditionellen Süchtelner Hymne „Sö-tel-sche Muuh-re-soat“ fand der Abend ein würdiges Ende. Die Süchtelner Jecken sangen aus voller Kehle und verliehen ihrem Heimatort einmal mehr Ausdruck und Seele … So klang ein Abend voller Emotionen, Traditionen und Lebensfreude aus – und eins ist klar: Die Süchtelner werden auch ohne eigenes großes Prinzenpaar voller Freude dabei sein, wenn das Kinderprinzenpaar die Macht übernimmt und das närrische Zepter gekonnt auf den Bühnen schwingen wird. (sk)