Zahlreich war die Gemeindeversammlung der evangelischen Kirchengemeinde erwartet worden, nachdem in diesem Frühjahr bekannt wurde, dass Veranstaltungen ab Juni nicht mehr in den bekannten Räumen stattfinden können, denn die Bewirtschaftung der Säle ist chronisch defizitär.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker
Viersen – Der Termin stand bereits einige Wochen fest und stand bei vielen fest im Kalender, schließlich ging es um die Zukunft des evangelischen Gemeindehauses an der Königsallee. Das Presbyterium hatte in diesem Jahr vielfältig nach Lösungen gesucht, nun steht ein Konzept, mit dem das Gemeindehaus erhalten werden könnte.
Damit verflüchtigt sich vielleicht auch das Gerücht, dass das Gebäude abgerissen werden soll. Das im November 1954 eröffnete Gemeindehaus, dessen Grundsteinlegung im Januar 1953 erfolgte, steht nämlich bereits seit 2001 innen wie außen unter Denkmalschutz. Ein Abriss wäre daher also gar nicht „mal eben“ möglich. Doch das Gebäude ist nicht mehr auf aktuellem Stand, weshalb der Saalbetrieb ab Sommer zunächst eingestellt wird.
Um den Veranstaltungsraum zu erhalten, ist ein Verkauf an die evangelische Stiftung Som – sozial, ortsnah, mildtätig geplant. Diese widmet sich in ihrem Stiftungszweck auch dem kulturellen Bereich, der Kinder- und Jugendhilfe oder der Waisenarbeit. Seit 2018 als Stiftung anerkannt würde der Verkauf dazu führen, den Betrieb des Kindergartens weiter aufrecht zu erhalten und zudem den Vereinen die Räumlichkeiten wieder zugänglich zu machen. In den Räumen des 2011 verbundenen Nachbarhauses ist die evangelische Kita Arche Noah untergebracht. Erst 2015 und 2016 umgebaut und modernisiert, wird sich daran auch weiterhin nichts ändern und der übrigens älteste Kindergarten im Stadtgebiet, der 1890 als Kleinkinderschule gegründet wurde, bleibt erhalten.
Durch den Verkauf würde die Evangelische Gemeinde zudem Mieteinnahmen durch die KiTa erhalten, erklärte Kurt Klingohr, der im Übrigen Mitglied des Stiftungsvorstandes ist, den Zuhörern. Durch diese Einnahmen und einen Zuschuss der Stiftung wiederrum kann eine Sanierung des Gebäudes vorgenommen werden. Denn nicht nur die Toilettenanlagen müssen hierzu erneuert werden, auch die Heizungsanlage ist eine der offenen Probleme. Hinzu kommt, dass die Evangelische Landeskirche den Auftrag erteilt hat, dass alle Kirchengemeinden bis 2035 ihre Gebäude treibhausneutral ertüchtigen lassen sollen. Umso mehr fressen die Kosten die Einnahmen auf – bereits seit Jahren gibt die Gemeinde deutlich Geld hinzu.
Um diesen Schritt gehen zu können wird aktuell ein Gutachten erstellt, damit sich dann die Beteiligten mit dem Kaufpreis auseinandersetzen können. Eine Zustimmung des LVR bezüglich der KiTa steht ebenso noch aus wie die Zustimmung des Kreissynodalvorstandes. So oder so sei diese Lösung jedoch aufgrund der hohen Kosten nur für eine Übergangszeit geeignet, weshalb das Presbyterium auf Lösungswege gemeinsam mit der Politik, der Stadtverwaltung und Vereinen hofft. Sollte sich dann in Zukunft die Chance ergeben, dass die Gemeinde ihr Gemeindehaus wieder wie bisher pflegen und verwalten kann, dann ist weiterhin die Möglichkeit eines Rückkaufes gegeben. (nb)

