„Glaube, Sitte, Heimat“: Mit Leidenschaft im Schützenbrauchtum aktiv

Seit über 35 Jahren ist der Viersener Martin Häming (49) bereits im Schützenverein tätig. Seinen Weg zum Brauchtum fand er durch seinen Vater, der seit über 50 Jahren aktiv dabei ist.
Von RS-Redakteurin Claudia-Isabell Schmitz

Viersen – Als Kind haben ihn die tollen Uniformen und Umzüge angezogen, erst danach lernte er wie facettenreich das Schützenbrauchtum ist. Martin Häming war 15 Jahre alt, als er 1985 den Prinzenvogel abschoss, im Jahr darauf wurde er Fähnrich und trug bis 1989 die Jungschützenstandarte der St. Notburga-Bruderschaft. Überhaupt hat ihn das Schützenwesen nicht mehr losgelassen, denn als er 18 wurde wechselte er in die Sappeurgruppe, die sein Vater gegründet hatte und seitdem trägt er dort die Standarte.

„Zwei Mal durfte ich bisher als Fahnenoffizier die Bezirksstandarte tragen“, schmunzelt Martin Häming. „Mein Wunsch wäre die Ehre der nächst höheren Standarte, aber das ist abhängig davon ob der Bruderschaftskönig es schafft den Bezirksvogel und im Anschluss daran den Bundesvogel abzuschießen. Das wäre noch ein weiteres Erfolgserlebnis für mich.“ Mittlerweile schoss er den Gruppenvogel zum fünften Mal ab – ist Schriftführer, Webmaster und Pressesprecher. Viel Arbeit, aber für ihn ein Ausgleich zu seinem täglichen Beruf als Handwerker und eine Leidenschaft die Tradition zu pflegen. Dabei ist die ganze Familie mittlerweile engagiert mit dem Schützenbrauchtum verbunden, denn seit vielen Jahren begleitet Martin Häming seine Frau Daniela bei seinen Aktivitäten, ist selber einer eigenständigen Schützentruppe angeschlossen, die sich als reine Frauengruppe gegründet hat und auch der Nachwuchs, Tochter und Sohn, sind mit ganzem Herzen dabei.

Foto: Stefan Weimbs

Im frühen 19. Jahrhundert entstanden die Schützenvereine in ihrer heutigen Form im Gefolge der napoleonischen Kriege. Sie gehören seit Ende 2015 zum immateriellen Kulturerbe, wurden durch die Kultusministerkonferenz in Deutschland in das bundesweite Verzeichnis aufgenommen. Neben dem Deutschen Schützenbund entstanden konfessionelle Schützenvereinigungen, so z. B. der Bund der historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BHDS) mit seiner Jugendorganisation dem Bund der Sebastianus Schützenjugend (BdSJ).

Diese sehen sich insbesondere dem Leitsatz „Für Glaube-Sitte-Heimat“ verpflichtet und die darin organisierten Vereine und Bruderschaften fühlen sich eng mit der katholischen Kirche verbunden, stellen ihre Rolle als Wahrer des traditionellen Schützenwesen neben dem Schießsport in den Vordergrund. Die Gemeinschaft in Schützenvereinen ist heute noch stark – eine Hand hilft der anderen und es wird geholfen wo Hilfe benötigt wird.

Sappeur-Corps Viersen-Rahser 1982 – Foto: Rheinischer-Spiegel/Martin Häming

Martin Häming hat seinen Platz in der St. Notburga-Bruderschaft in Viersen-Rahser gefunden. Die St. Notburga-Schützenbruderschaft wurde unter dem Namen Schützengesellschaft Rahser im Jahre 1705 gegründet. Darin vereinigten sich die damals bereits bestehenden, aber nicht mehr einwandfrei zu datierenden Schützenvereinigungen aus den Sektionen Ober- und Unterrahser.

Zunächst stellte sich diese Schützengesellschaft unter das Schild und den Schutz der Hl. Dreifaltigkeit. 1887 traten die Oberrahser-Schützen aus der Gesellschaft aus und gründeten die St. Antonius Bruderschaft. Nachdem die Sektion Rahser zur Rektoratsgemeinde erhoben wurde, erhielt die Bruderschaft ihren heutigen Namen St. Notburga-Schützenbruderschaft. (cs)

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