Hilfe aus Viersen für Hochwasseropfer in Eschweiler

Lebensmittel, Hygieneartikel, Anziehsachen und vieles mehr. Mit einem bis auf den letzten Platz gefüllten 1,4 Tonnen-Anhänger fuhr der Viersener Michel Janßen in das Hochwassergebiet, wo ein Stück Schokolade Tränen in die Augen trieb.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker

Viersen/Eschweiler – Die verheerende Hochwasserlage der zurückliegenden Tage entspannt sich langsam und zum Vorschein kommen immer mehr Schäden und Zerstörungen. An zwei Tagen fielen rund 240 Liter Niederschlag pro Quadratmeter, in normalen Jahren liegt der NRW-Durchschnitt bei 80 Liter im gesamten Juli. Der Boden und die Kanäle waren den Wassermassen nicht gewachsen, unaufhörlich stieg das Wasser an, wurde zu reißenden Strömen und verschlang alles, was auf seinem Weg lag.

Foto: Privat

Seitdem ist die Hilfsbereitschaft ungebrochen, Spenden wurden gesammelt, Einsatzkräfte in den betroffenen Gebieten zusammengezogen – Tag und Nacht. Ebenfalls die privaten Spendensammlungen mehrten sich, darunter ebenfalls aktive Ehrenamtliche in der Stadt Viersen wie beispielsweise Michel Janßen. Der Viersener ist beruflich in der Woche im Raum Aachen, insbesondere in den Kreisen Eschweiler, Stolberg, Jülich und Würselen unterwegs. Donnerstags erfuhr er von dem verheerenden Unglück und fuhr noch am selben Tag in das betroffene Gebiet um seinen Kunden zur Seite zu stehen. „Nachdem ich das ganze Chaos dort gesehen habe, wollte ich den Menschen dort helfen“, so Michel Janßen. Aus den Gedanken wurden Taten, als er die Idee eines Spendenaufrufes einer Freundin erzählte. Unverzüglich wurde ein Aufruf in den sozialen Medien gestartet, dem rund vierzig Spender folgten.

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Es dauerte keine zwei Tage in denen Kleidungsstücke, Hygieneartikel, Tierfutter und viele mehr abgeholt und gebracht wurde. Ein Bekannter lieh einen 1,4 Tonnen Anhänger, der, ebenso wie der eigene Kombi, schnell bis auf den letzten Platz gefüllt war. „Wir kamen mit so viel Hilfsbereitschaft in Kontakt, es war überwältigend“, sagt Michel Janßen. „Bedauerlich, dass wir aus Kapazitätsgründen Spendern absagen mussten.“
Am vergangenen Sonntag wurden die Spenden durch das Team der ehrenamtlichen Viersener an das DRK Ortsverein Dürwiß e. V. im Krisengebiet Eschweiler übergeben. Hier waren die Einsatzkräfte mit den Aufräumarbeiten beschäftigt und stellten unverzüglich neun Helfer ab, die dem Viersener Spendenprojekt halfen Wagen und Anhänger zu leeren.

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Für Michel Janßen ist die grandiose Unterstützung für die Flutopfer von allen Seiten kaum in Worte zu fassen. Es sei beeindruckend, wie die Helfer und Einsatzkräfte Hand und Hand mit den Mitarbeitern der Stadt Eschweiler zusammenarbeiten. „Die Helfer beim DRK waren über unsere Spenden sehr erfreut. Ich bin sprachlos und möchte Danke sagen für die herausragende Nächstenliebe, die ich erfahren durfte und die wir weitergeben konnten“, ergänzt Janßen, dem ein Moment in seiner Erinnerung bleiben wird.

Er schluckt und lächelt, als er zu erzählen beginnt, denn während das DRK die Spenden erhielt, öffnete gegenüber der Sammelstelle eine ältere Dame die Haustüre. Michel Janßen schätzt sie auf über 90 Jahre und hat das Bild genau vor Augen, wie die Seniorin nach draußen blickt. Ein wildgeparktes Fahrzeug vor der Türe, kein Strom, kein Wasser … „Alles war in ihren Augen totale Nebensache, als sie nach einem Stück Schokolade fragte. Sie begann zu weinen, als ihr dies übergeben wurde“, seine Stimme bricht. „Diese Situation hat mich zu Tränen gerührt.“ (nb)

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