„Ich bin kein Pyromane!“ – Erster Prozesstag gegen mutmaßlichen Viersener Brandstifter

Vor dem Landgericht Mönchengladbach hat heute die Verhandlung gegen einen 33-Jährigen aus Viersen begonnen, dem die Staatsanwaltschaft versuchten Mord in Tateinheit mit Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und versuchte schwere Brandstiftung in Tatmehrheit mit Betrug in 2014 vorwirft.
Von RS-Redakteurin Claudia-Isabell Schmitz

Viersen – Sieben Jahre liegt die Tat zurück, die seit heute vor dem Landgericht Mönchengladbach verhandelt wird. Ruhig und nervös wirkte der angeklagte Viersener am heutigen Morgen in der knapp dreistündigen Sitzung neben seinem Pflichtverteidiger, Rechtsanwalt Karl Immes aus Viersen. Die Staatsanwaltschaft legt dem 33-jährigen Viersener P. H. neben versuchtem Mord ebenfalls Brandstiftung und Betrug zur Last. P. H. streitet die Tat ab und ließ in einer Erklärung die Anwesenden einen Blick auf ein vergangenes Leben mit vielen Hindernissen und Unwägbarkeiten werfen.

Mit stockender, meist leiser Stimme sagte der Viersener zu seiner Jugend aus, dem Wechsel an die Hauptschule oder einer abgebrochenen Ausbildung zum Gebäudereiniger aus gesundheitlichen Gründen sowie einer Arbeitslosigkeit, die bis heute sein Leben immer wieder begleitet. Es sei nicht das erste Mal, dass der Angeklagte mit Brandstiftung in Verbindung kam, wurde in der Verhandlung ausgeführt. Bereits mit 17 Jahren war der Viersener zu einer zweijährigen Jugendgefängnisstrafe verurteilt worden, nachdem er mit seinem Freund ein verlassenes Bürogebäude im Düsseldorfer Hafen angezündet hatte. Die Frage des Vorsitzenden Richters am Landgericht, Lothar Beckers, ob der 33-Jährige gerne etwas brennen sieht, wies dieser kraftvoll zurück. Er habe nach der Haft eine Drogentherapie gemacht und diese nach neun Monaten erfolgreich abgeschlossen. Harte Drogen habe er jedoch nie genommen.

Er sei kein Pyromane, versuchte er die Tat zu erklären, die er mit den Drogen und jugendlichem Leichtsinn verband. Die Brandstiftung in 2014, worüber das Gericht entscheiden muss, stritt er ab. Ob er einem Gespräch mit einem psychiatrischen Sachverständigen zustimmt, wollte er zunächst mit seinem Verteidiger abstimmen.
Die Staatsanwaltschaft sieht ihn dagegen als Täter und führte nach den polizeilichen Ermittlungen aus, dass der Angeklagte im Juni 2014 zur Mittagszeit in seiner Wohnung in einem Mehrfamilienhaus in Viersen an seinem Küchenradio angebrachte Papierstücke entzündet habe. Nach dem Entzünden des Papieres habe der heute 33-Jährige die Wohnung verlassen. Zudem habe er eine Kartusche mit Feuerzeugflüssiggas neben dem Radio platziert, welche durch das entstandene Feuer detoniert sei.

Zur Tatzeit hätten sich in den neben und unter der Wohnung des Angeklagten gelegenen Wohnungen insgesamt drei Personen befunden. Eine dieser Personen habe die Detonation des Feuerzeugflüssiggases gehört und die Feuerwehr alarmiert, welche den Brand löschen konnte, bevor er wesentliche Teile der Wohnung erfassen konnte.
Den in seiner Wohnung entstandenen Sachschaden habe der Angeklagte seiner Hausratversicherung gemeldet und als Unfall dargestellt. Den Versicherungsvertrag habe er ca. zwei Monate vor der Legung des Brandes abgeschlossen. Den Schaden habe der Angeklagte auf 25.000,00 EUR beziffert. Die Hausratversicherung habe schließlich 8.300,00 EUR an den Angeklagten ausgezahlt.

Gegen ihn sprachen am Mittwochmorgen zudem geladene Zeugen, die berichteten, dass es seit dem Einzug des Angeklagten bereits mehrfach in dem Wohnhaus zu einem Feuer gekommen sei. Vor vier Jahren mussten die Bewohner bei einem Brand in eine Turnhalle evakuiert werden, bei zwei weiteren Bränden sei anzunehmen, dass diese im Keller entstanden seien. Ebenfalls geladen war sein Jugendfreund, der nicht nur von dem Feuer in dem Düsseldorfer Bürogebäude berichtet, ebenfalls in Regionalzügen habe der Angeklagte gezündelt. Er selbst traue dem Viersener die Tat zu. Die Verhandlung wird fortgeführt am Donnerstag kommender Woche. (cs)

Vor dem Landgericht Mönchengladbach hat heute die Verhandlung gegen einen 33-Jährigen aus Viersen begonnen, dem die Staatsanwaltschaft versuchten Mord in Tateinheit mit Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und versuchte schwere Brandstiftung in Tatmehrheit mit Betrug in 2014 vorwirft. Foto: Rheinischer Spiegel