IHK-Regionalforum Kreis Viersen: Wie Unternehmen von Künstlicher Intelligenz profitieren können

„Künstliche Intelligenz ist hier, um zu bleiben.“ Mit dieser eindeutigen Aussage leitete Yunus Uyargil, Chief AI Evangelist und Product Officer bei der neuland.ai AG, seinen Impulsvortrag beim Regionalforum Kreis Viersen ein.

Kempen – Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein hatte dazu ins Technologie- und Gründerzentrum Niederrhein in Kempen eingeladen. „Alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert. In fünf Jahren wird jeder mit der Unterstützung von KI arbeiten“, betonte der Referent.

Zuvor hatte Rainer Höppner, IHK-Vizepräsident und Sprecher des Forums, die Teilnehmenden auf das Thema des Abends eingestimmt: „Die Innovationskraft der Künstlichen Intelligenz ist enorm und der technologische Fortschritt entwickelt sich rasant“, sagte er. „Aber wie kann Künstliche Intelligenz eines der größten Ärgernisse unserer Zeit – die Bürokratie – entschärfen und wie können Unternehmen von der KI profitieren?“

Diese Fragen konnte Uyargil anhand zahlreicher Beispiele beantworten. „Generative KI eröffnet uns auch Möglichkeiten, Dinge zu tun, die wir nicht können“, erklärte er. „Sie wird unsere Jobs nicht komplett übernehmen, aber uns unterstützen.“ So könne KI etwa in der Kundenkommunikation eingesetzt werden. Als Beispiel nannte er Stadtwerke, bei den jährlich 80.000 Kunden-E-Mails eingehen. Sie würden automatisch bearbeitet, fehlende Angaben würden erkannt und automatisch beim Kunden nachgefragt. Auch bei der Erarbeitung von Angeboten kann KI eingesetzt werden – von der Anfrage eines Kunden oder einer Kundin bis hin zu den erforderlichen Angaben für die jeweiligen Positionen. Im Bereich Ingenieurwesen sei KI in der Lage, technische Spezifikationen in allen nur erdenklichen Sprachen zu lesen, auszuwerten und entsprechend aufzubereiten. Je nach Dokument bräuchten vier Ingenieure dafür vier Wochen, die KI schafft es innerhalb von 20 Minuten.

„Der Vorteil ist, dass sich Geschäftsprozesse sehr schnell durch KI optimieren lassen, weil man auf Daten setzt, die bereits im Unternehmen vorhanden sind“, erläuterte der Referent. „Die gibt man der KI mit.“ Der Einsatz könne sich selbst bei nur zehn Mitarbeitenden lohnen. „Wichtig ist es, im Kleinen anzufangen. Es wird oft zu groß gedacht.“

Gleichzeitig warnte er auch vor Risiken. So sollte man etwa ChatGPT nie mit kritischen Daten füttern und die Ergebnisse des Programms prüfen. Auch müsse man darauf vorbereitet sein, dass Prozesse unterbrochen werden können, wenn das System einmal nicht läuft. Und über die Frage, wer haftet, wenn KI nicht im Sinne des Unternehmens handelt, müsse man nachdenken.

In der anschließenden Diskussionsrunde war man sich einig, dass Eile geboten ist – auch mit Blick auf den Einsatz von KI zur Verbesserung der Wirtschaftsfreundlichkeit der Kommunalverwaltung. „Die Stadt Kempen hat die Absicht, der Gütegemeinschaft Mittelstandsorientierte Kommunalverwaltung beizutreten und hierzu auch schon einen entsprechenden Beschluss im Wirtschaftsförderungsausschuss gefasst. Aber beim Thema KI sind wir noch lange nicht so weit“, erklärte Kempens Bürgermeister Christoph Dellmans. Möglichkeiten, Verwaltungsvorgänge durch KI zu beschleunigen, sieht Dellmans indes viele. Etwa im Bereich Planungs- und Genehmigungsverfahren, deren Dauer von Unternehmen immer wieder kritisiert wird. „Ich würde aber gerne daran arbeiten, bei den Prozessen mit Hilfe von KI noch schneller zu werden.“ Allerdings verwies er auch darauf, dass man nicht gänzlich unabhängig agieren könne, weil man vom Kommunalen Rechenzentrum abhängig sei.

Schließlich gab Uyargil seinen Zuhörern folgenden Rat mit auf den Weg: „Jedes Unternehmen benötigt KI-Expertise. Wer noch nicht damit angefangen hat, sich mit KI zu befassen, sollte jetzt damit anfangen, um nicht abgehängt zu werden.“ (opm)

Sie befassten sich beim Regionalforum Kreis Viersen mit dem Thema KI (v.l.): Christoph Dellmans (Bürgermeister der Stadt Kempen), Yunus Uyargil (Chief AI Evangelist und Product Officer bei der neuland.ai AG), Rainer Höppner (IHK-Vizepräsident) und Gregor Werkle (Leiter Wirtschaftspolitik der IHK). Foto: IHK