Im Schein der Lichter: Landwirte kämpfen für ihre Zukunft

Am gestrigen frühen Abend erstrahlten die Straßen zwischen Dülken und Viersen im Glanz eines Funkens Hoffnung. Doch es war nicht nur ein Spektakel für die Augen – die Landwirte aus der Region setzten ein klares Zeichen für ihre Anliegen und die Zukunft der Landwirtschaft.
Von RS-Redakteurin Sabrina Köhler

Dülken/Viersen – Mit bunt geschmückten Traktoren und einigen bewusst unbeleuchteten Fahrzeugen fuhren gestern Abend rund 80 Landwirte aus der Region erneut durch die Stadtteile, um Hoffnung zu spenden und gleichzeitig politische Forderungen zu unterstreichen.

„Die beleuchteten Schlepper stehen für Zusammenhalt und Optimismus, während die unbeleuchteten Fahrzeuge eindringlich auf die Bedrohung hinweisen, vor der unsere Branche steht“, so ein Teilnehmer aus dem LSV Kreis Viersen. „Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen gehören größtenteils der Vergangenheit an, doch die Zukunft der Landwirtschaft in Deutschland und der EU bereitet uns heute größere Sorgen denn je.“

Foto: Rheinischer Spiegel

Die Route, die in Mackenstein begann, und am Abend in Bockert endete, lockte trotz Kälte hunderte Schaulustige an die Straßenränder. Kinder und Erwachsene winkten den Fahrern zu, während die Fahrzeuge in festlichem Glanz durch die Straßen rollten. Manche Zuschauer zündeten Kerzen oder Laternen an, um den Funken der Hoffnung symbolisch weiterzutragen.

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„Es war beeindruckend, wie viele Menschen gekommen sind“, berichtete ein Landwirt aus der Kolonne. „Ihr Zuspruch zeigt uns, dass wir nicht allein stehen.“ Trotz der festlichen Stimmung schwang auch ein Hauch von Nachdenklichkeit mit – eine bewusste Inszenierung, die durch die unbeleuchteten Fahrzeuge verstärkt wurde.

Denn, neben den stimmungsvollen Bildern war die Lichterfahrt auch wieder eine Plattform für ernste Themen. Die Landwirte nutzen die Gelegenheit, um auf die Herausforderungen ihrer Branche aufmerksam zu machen. Besonders im Fokus steht das geplante MERCOSUR-Abkommen, das den deutschen Wettbewerb auf unfaire Weise verzerrt.

Foto: Rheinischer Spiegel

Das geplante MERCOSUR-Abkommen, eines der größten Freihandelsabkommen weltweit, bringt erhebliche Herausforderungen für die europäische Landwirtschaft mit sich, denn wenn Agrarprodukte aus Ländern importiert werden, in denen Wirkstoffe eingesetzt werden, die in Europa längst verboten sind, deutlich geringere Löhne gezahlt werden und Umwelt- sowie Sozialstandards missachtet werden, entsteht ein ungleiches Spielfeld.

Diese Entwicklungen führen bereits dazu, dass die Produktion von Gemüse und anderen arbeitsintensiven Kulturen in Länder mit niedrigeren Standards abwandert. Landwirte befürchten, dass dies langfristig nicht nur die heimische Landwirtschaft, sondern auch die Selbstversorgung mit Lebensmitteln gefährdet. Sie fordern, dass europäische Produktionsstandards im Rahmen dieses Abkommens wirksam geschützt werden, um faire Bedingungen und die Versorgungssicherheit in Europa zu gewährleisten.

„Wir haben in Europa die höchsten Standards, es geht um Lebensmittelsicherheit, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit. Doch wenn Produkte aus Ländern importiert werden, in denen solche Regeln nicht gelten, verlieren wir den Wettbewerb – nicht, weil wir schlechter sind, sondern weil wir besser sind“, erklärte ein Sprecher des LSV. Auch der Wegfall wichtiger Pflanzenschutzmittel und Diskussionen um Grundwassermesswerte wurden erneut thematisiert. „Diese Entwicklungen treffen uns direkt. Ohne faire Rahmenbedingungen können wir unsere Versorgungssicherheit nicht einhalten.“

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Als die Lichterfahrt in Bockert ihren Abschluss fand, blickten die Teilnehmer zufrieden, aber auch nachdenklich zurück. „Es war ein Erfolg“, resümierte ein Teilnehmer. „Die Botschaft wurde gesehen und gehört. Jetzt hoffen wir, dass die Politik reagiert.“

Die Landwirte betonten abschließend, dass diese Veranstaltung nicht nur eine Mahnung sei, sondern auch ein Versprechen: „Wir kämpfen weiter – für unsere Höfe, für unsere Lebensmittel und für eine gerechte Zukunft.“ Mit einem tiefen Dank an die Unterstützer und besten Wünschen für die Feiertage endete der Funken Hoffnung 2024 – ein leuchtendes Zeichen, das weit über die Region hinausstrahlen soll. (sk)

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