Jedes Damaszenermesser ist ein Unikat – In Elmpt wird altes Handwerk neu entdeckt

Die verschiedenen Lagen des Damaszener Stahls spiegeln sich auf der Oberfläche des gerade vollendeten Einzelstücks wider. Seine kunstvolle Herstellung macht es zu einer Besonderheit mit einer jahrtausendealten Geschichte. Wo einst Kelten ihr Können bewiesen, formen in Elmpt Ronny Hopfe und Andreas Maseizik in der eigenen Schmiede Glanzstücke der Messerkunst.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker und Leo Dillikrath

Niederkrüchten-Elmpt – Kelten, Römer, Germanen, viele Völker haben über die Jahrhunderte hinweg die Messerkunst perfektioniert. Die ersten Funde aus Damaszener Stahl reichen bis 300 vor Christus und zu den Kelten zurück, die wohl die ersten waren, welche aus Streifendamaszenerstahl ihre Schwerter schufen. Als Kunst- und Kultobjekte gestalteten erstmals die Germanen zurzeit der Völkerwanderung Waffen aus dem berühmten Stahl, wodurch die „wurmbunten“ Klingen bekannt wurden.

Archäologen fanden germanische Saxklingen und spätrömische Schwerter, die in der Härtung japanischen Samurai-Schwertern gleichkommen. Lange dauerte es, bis Schmiede herausfanden, wie sie die Falt- und Torsionsvorgänge so kontrollieren, dass Muster gezielt hergestellt werden konnten. Stücke dieser Zeit sind auf die Wikinger und Franken zurückzuführen. Doch als mit der industriellen Revolution guter und billiger Stahl die Branchen eroberte verlor der Damaszener Stahl stetig an Bedeutung.

Wo einst Kelten ihr Können bewiesen, formen in Elmpt Ronny Hopfe und Andreas Maseizik in der eigenen Schmiede Glanzstücke der Messerkunst. Foto: Rheinischer Spiegel/Leo Dillikrath

Mittlerweile erfreut sich diese alte Handwerkskunst wieder zunehmender Beliebtheit. Insbesondere Küchen- und Jagdmesser gelten als Besonderheit, sind sie doch hart und flexibel zugleich. Es ist eine Kunst diese Eigenschaften zu erreichen und eine Herausforderung für jeden Schmied. Moderne Schmieden arbeiten dabei mit elektronischen Schweißgeräten, doch wer sich auf die Suche nach der ursprünglichen Herstellung begibt, findet traditionelle Schmieden in denen jedes Messer zu einem außergewöhnlichen Einzelstück geformt wird.

In Niederkrüchten-Elmpt widmen sich der Stahlbetonmeister Ronny Hopfe und der Berufskraftfahrer Andreas Maseizik bereits seit vielen Jahren dem besonderen Hobby der Messerkunst. Nachdem Ronny Hopfe vor dreißig Jahren an den Niederrhein zog, wuchs das Interesse an der traditionellen Schmiedekunst.

Noch vor sechs Jahren schmiedete er Messer aus Monostahl mit einer Kohleesse, bis er nach langen Forschungen mit Andreas Maseizik begann von Hand die ersten Damaszenermesser auszuarbeiten. Gespräche mit Messerherstellern und Schmieden gaben das Wissen die Maschinen selbst zu bauen, auf denen die Auftragsarbeiten entstehen, die nicht nur das Herz passionierter Köche höherschlagen lassen. Damit jedes Messer zu einem Kunstwerk wird, wird jedoch nicht nur der Stahl mit viel Liebe zum Detail bearbeitet. Ebenfalls die Griffe sind, geschnitzt aus heimischen Hölzern des Niederrheins, Unikate und werden abgerundet von handgearbeiteten Ledermessertaschen verschiedenster Strukturen.

Gespräche mit Messerherstellern und Schmieden gaben das Wissen die Maschinen selbst zu bauen, auf denen die Auftragsarbeiten entstehen, die nicht nur das Herz passionierter Köche höherschlagen lassen. Foto: Rheinischer Spiegel/Leo Dillikrath

Jedes Messer erhält durch die altüberlieferte Bearbeitung einen unverwechselbaren Fingerabdruck und eine raffinierte Ästhetik. „Wir schmieden allerdings nicht mehr auf einer Kohleesse, sondern haben uns mittlerweile eine Gasesse gebaut“, erklärt Ronny Hopfe. Hinzu kommt eine hydraulische Presse, welche die zahlreichen Faltungen des Stahls erleichtert, denn sie sind ausschlaggebend für die Qualität des späteren Produktes. „Mit der Zeit entstand eine komplette Messerschmiede, in der wir regelmäßig Verbesserungen vornehmen.“ Aus dem ursprünglichen Hobby soll in Zukunft ein Angebot für Kunden weltweit entstehen, welches heute bereits über die Mailadresse ronnyhoo@web.de erfragt werden kann. (nb/dt)

Jedes Messer erhält durch die altüberlieferte Bearbeitung einen unverwechselbaren Fingerabdruck und eine raffinierte Ästhetik. Foto: Rheinischer Spiegel/Leo Dillikrath