Skurril, humorvoll, ausgefallen, das „Preserved-Klimarondell“ des Hamburger Künstlerpaars Jan Philip Scheibe und Swaantje Güntzel in direkter Nähe zur Städtischen Galerie im Park ist kein einfaches Gemüsebeet. Der Nutzgarten veranschaulicht künstlerisch in welcher Weise sich die Menschen am Niederrhein über die Jahrhunderte hinweg von der sie umgebenden Natur ernährt haben und was von diesem Wissen heute noch greifbar ist.
Von RS-Redakteurin Claudia-Isabell Schmitz
Viersen – Noch sind es kleine Pflanzen, die im Park der Städtischen Galerie in einem Rondell gepflanzt wurden. Alte, aktuelle und kommende Sorten sollen die Wandlung und Nutzbarmachung der Landschaft sichtbar machen. Gestaltet wurde die wachsende Installation durch das Künstlerpaar „Scheibe & Güntzel“ passenderweise am Tag des Heiligen Bonifatius, dem vorletzten Tag der Eisheiligen. Mit Pumps und im Anzug wurde so bereits in anderen Kommunen im Rahmen des Projekts „Stadtbesetzung“ des Kultursekretariats Gütersloh ihre Kunstdarstellung in den Boden gebracht.
Jan Philip Scheibe und Swaantje Güntzel sind sich einig, dass Kunst viel mehr ist als eine Skulptur oder ein Bild. Kunst ist viel facettenreicher und spiegelt sich gerade in der Aktionskunst vielfältig wider. Bereits seit 2009 beschäftigen sich die Künstler mit den Themen der Landschaftsveränderung und gaben ihren Installationen den Titel „Preserved“, was mit „gut erhalten“ übersetzt werden kann.
Freilich umfassen die Kunstobjekte nicht nur Gemüsebeete. Mit der Zeit wurden Waffeln aus Instand-Food auf einem feuerbeheizten Herd eines schwedischen Heimatmuseums gebacken oder 3.000 Grünkohlköpfe am Kloster Gravenhorst im Tecklenburger Land per Leuchtstoffröhren in eine schillernde Biomasse verwandelt. Die Fragen dahinter blieben allerdings gleich: Welche Pflanzen wuchsen früher, wachsen heute und werden in Zukunft im fortschreitenden Klimawandel in den Gärten und auf den Äckern wachsen. Deshalb sind es nicht nur Kohl, Dicke Bohnen oder Rote Bete, die in Viersen auf zwanzig Quadratmetern einen Platz fanden, ebenfalls eine Bananenstaude, Süßkartoffeln und Eukalyptus verbanden sich mit alten Sorten.
In den kommenden Monaten wird das Künstlerpaar immer wieder in Viersen zu Gast sein, um eine Reihe von Kunstaktionen zu initiieren, während die Bewässerung von den Mitarbeitern der Städtischen Galerie übernommen wird. Im Herbst planen „Scheibe & Güntzel“ zudem eine gemeinsame Zubereitung und natürlich den Verzehr der eigenen Ernte. Dazu werden Rezepte ausgetauscht und Geschichten erzählt. Die Besucher können so dieses Kunstobjekt nicht nur über das Jahr hinweg begleiten, es wird zu einem Stück nachhaltiger Erinnerungskultur. (cs)
