In der „WDR-Lokalzeit Münsterland“ vom 9.8.2022 berichtete Andrea Walter über die „Empörung über Missbrauchsfall in Coesfeld“. Der Skandal um einen unter Missbrauchsverdacht stehenden Priester in Coesfeld habe Gemeindemitglieder der Pfarre St. Jacobi in Coesfeld wütend gemacht.
Kommentar – Schwere Vorwürfe gegen einen Priester seien vertuscht, die Menschen belogen worden. „Wir wurden verdonnert, zu schweigen, uns wurde verboten, über die Vergangenheit des Priesters zu sprechen.“ So die Aussage einer ehemaligen Pastoralreferentin vor Ort. Der damalige Weihbischof behauptete, die Opfer hätten Stillschweigen gewünscht – die Unwahrheit, wie sich herausstellte.
Der Pfarrer war zunächst exkommuniziert worden, hatte aber alle Vorwürfe bestritten. Bischof Reinhard Lettmann setzte sich für seine Rehabilitierung ein. Gründe für die Bestrafung des Priesters wurden verschleiert. Papst Benedikt XVI. (Kardinal Ratzinger) ermöglichte ihm den Weg zurück ins Pfarramt. Die Gemeinde erfuhr nichts von seiner Vorgeschichte. Er wurde erneut zum Täter.
Das Bistum schützt nicht die Kinder, sondern den Täter. Der lebt nach wie vor in Coesfeld.
Mich macht das erneut fassungslos und wütend. Nicht nur das Verhalten eines Priesters – das bin auch ich immer noch trotz Laisierung. Fassungslos macht mich die Borniertheit einer Kirche bzw. mancher bischöflicher Oberhäupter, die in solchen und ungezählt anderen Fällen Ahnungslosigkeit mimen und in jede Trickkiste greifen, um sich rein zu waschen.
Der gegenwärtige, immer noch am Amtssessel klebende Kölner Kardinal scheint darin besonders erfinderisch zu sein. Stadtdechanten im Erzbistum Köln haben ihn scharf kritisiert. Sollten neue Vorwürfe zutreffen, schreiben sie, „stehen wir wahrscheinlich vor einem neuen Tiefpunkt in der Krise des Kölner Erzbistums“. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte berichtet, Berater des Kardinals hätten Ende 2020 auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung um die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals im Erzbistum Köln Pläne für dessen „Überleben“ im Amt entworfen. Die Betroffenen sollten die Entscheidung Woelkis unterstützen, ein erstes Gutachten mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs von Kindern aufgrund rechtlicher Bedenken nicht zu veröffentlichen.
Der Bonner Stadtdechant Picken forderte Woelki auf, zu dem Zeitungsbericht Stellung zu nehmen. „Sollte Kardinal Woelki die Empfehlungen seiner Berater umgesetzt haben, könnte das einen irreparablen Schaden an der Integrität des Kardinals hinterlassen und wäre nur noch schwer zu tolerieren.“ Der Kölner Stadtdechant Robert Kleine ergänzte, wenn die Darstellung zutreffe, komme dies „einer moralischen Bankrotterklärung der Bistumsleitung dem Betroffenenbeirat und allen Betroffenen gegenüber“ gleich.
Herr Woelki ist nicht mein Bischof. Aber er beansprucht Zuständigkeit für sich und die Kirche. Muss ich einer Kirche angehören, die ihre Mitglieder täglich fassungsloser macht? (opm)
Peter Josef Dickers wurde 1938 in Büttgen geboren. Nach einem Studium der Katholischen Theologie sowie der Philosophie und Pädagogik in Bonn, Fribourg/Schweiz, Köln sowie Düsseldorf erhielt er 1965 die Priesterweihe. Anschließend war er in der Seelsorge und im Schuldienst tätig, bis er sich 1977 in den Laienstand rückversetzen ließ und heiratete. Nach der Laisierung war er hauptamtlich tätig an den Beruflichen Schulen in Kempen (jetzt Rhein-Maas-Kolleg) mit den Fächern Kath. Religionslehre, Pädagogik, Soziallehre, Jugendhilfe/Jugendrecht.