„In der Schule lernt man fürs Leben“ – ein geflügelter Satz, dem Kerstin Skrzypczak aus polizeilicher Sicht Leben einhauchen kann. Skrzypczak ist Kriminalhauptkommissarin in der Kreispolizeibehörde Viersen und hat in ihren vielen Dienstjahren schon so einiges gesehen und erlebt.
Kreis Viersen – „Die Weichen für kriminelle Karrieren werden früh gestellt“, weiß die erfahrene Ermittlerin zu berichten. Mittlerweile arbeitet sie im Kriminalkommissariat „Kriminalprävention/Opferschutz“ und ist für die Zusammenarbeit mit den Schulen im Kreis zuständig.
Ihr Anliegen dort: Möglichst viele der Lehrenden und Eltern mit ihren Botschaften, Anregungen und Tipps zu erreichen. Es geht ihr darum, zu sensibilisieren: Wie und woran erkennt man, dass junge Menschen in Gefahr sind, in die Kriminalität abzurutschen – und wie kann man das verhindern? Ihre fundierten Botschaften adressiert sie in zahllosen Elternabenden, Lehrerfortbildungen und gelegentlich auch im Rahmen von Projekttagen an Schulen. Das macht ihr besonders Freude, denn dann sind die, die es betrifft, die Schüler und Schülerinnen mit dabei.
Ein brandaktuelles Thema ist die Nutzung von digitalen Kommunikationsmitteln. Den allermeisten Schülern steht schon sehr früh ein Smartphone oder Tablet zur Verfügung. Das Tückische daran ist: Sie nutzen es vornehmlich, wenn sie unterwegs sind, also außerhalb des unmittelbaren Einwirkungsbereichs der Eltern. „Viele der Eltern sind aber nicht nur räumlich, sondern auch inhaltlich abgehängt“, weiß Skrzypczak zu berichten.
Daher ist es wichtig, dass Eltern sich auskennen, die Entwicklungen verfolgen und durch eigenes Ausprobieren wissen, welche Sozialen Medien es gibt und wie diese funktionieren. Sie müssen ihre Kinder in diesem Bereich eng begleiten und ein Auge auf die Nutzung von Internet, Social Media und Co. haben. Bei den Treffen mit Lehrkräften und Eltern erklärt die Kriminalbeamtin zum Beispiel, welche Gefahren im Internet lauern, welche strafrechtlichen Konsequenzen scheinbar harmloses Handeln haben kann, was man über Cybermobbing, das Recht am eigenen Bild oder Gewalt unter Kindern und Jugendlichen wissen muss. „Unwissenheit“, so Skrzypczak, „schützt dabei nicht vor Strafe.“ Dabei geht es ihr nicht darum, den Umgang mit den digitalen Medien möglichst zu unterbinden, sondern darum, sie sinnvoll und „stressfrei“ zu nutzen.
Die Kriminalhauptkommissarin gehört auch zum Team „Kurve kriegen“ (www.kurvekriegen.nrw.de). Das insgesamt fünfköpfige Kurve-kriegen-Team im Kreis Viersen besteht aus zwei pädagogischen Fachkräften von Trägern der freien Jugendhilfe und drei erfahrenen Kriminalbeamtinnen und Kriminalbeamten. „Wenn straffällig gewordene Jugendliche doch mal die Kurve nicht eigenständig bekommen und ein Abgleiten in die Kriminalität droht, sich Straftaten häufen, und das Risiko besteht, dass sie sich zu Intensivtätern entwickeln könnten, sollte rechtzeitig eingegriffen werden. Und da ist die Initiative „Kurve kriegen“ genau das richtige Instrument, um dagegen zu halten“, sagt Kerstin Skrzypczak.
Kinder und Jugendliche können in die Initiative „Kurve kriegen“ aufgenommen werden, wenn sie zwischen 8 und 15 Jahre alt sind. Immer dann, wenn erste polizeiliche Registrierungen vorliegen oder sich häufen. Es geht darum, individuell auf den einzelnen Jugendlichen und die einzelne Jugendliche zu schauen. Warum neigt er oder sie zur Kriminalität? Was sind die genauen Ursachen dafür? Erst wenn man das weiß, kann man passgenau daran arbeiten. Dabei werden die Familien und teilweise auch die Freundeskreise der „Kurve kriegen“-Teilnehmenden einbezogen. Den jungen Menschen bekommen individuelle Hilfen aus dem Angebotsspektrum lokaler Anbieter. Und gar nicht so selten erhalten auch Eltern, Freundinnen und Freunde, Geschwister, Mitschüler und Mitschülerinnen solche Angebote. „So können wir gemeinsam mit der Jugendhilfe wirkungsvoll und nachhaltig daran arbeiten, die Jugendlichen wieder auf Kurs zu bringen. Gemeinsam sind wir eben einfach am stärksten,“ schließt sie das Gespräch und macht sich wieder an die Arbeit… /hei (444/opm)