Große Freude bei den kleinen Besuchern und den Mitarbeiterinnen des Kinderzentrums nahe Baadre im Nord-Irak: Die lang ersehnte Erweiterung des durch das internationale christliche Hilfswerk Shelter Now unterstützten „Children Center“ im Essiyan-Flüchtlingscamp ist abgeschlossen.
Irak – Zwei zusätzliche Klassenzimmer, ein befestigter Spielplatz mit Spielgeräten und nicht zuletzt ein überdachter Fußballplatz mit Kunstrasen konnten nach halbjähriger Bauzeit durch die jesidischen Flüchtlingskinder in Besitz genommen worden.
Über sechs Jahre besteht das kleine bunte Paradies in dem staubigen Flüchtlingslager. Anfangs kamen 60 Kinder aus dem Camp zu den pädagogischen Angeboten nach den Grundsätzen der Montessori-Pädagogik, zu kreativer Freizeitgestaltung, Sport und Spiel. Seit 2019 fördert Shelter Now das von einer Kirchengemeinde aus der Region getragene Zentrum mit monatlich 2.500 Euro. Für die Erweiterung übernahm das Hilfswerk Bau- und Ausstattungskosten von rund 80.000 Euro, finanziert zum großen Teil aus Spendenmitteln der „Klaus und Gertrud Conrad Stiftung“.
Das Interesse an der attraktiven Lern- und Freizeitstätte wuchs im Laufe der Zeit stetig an. Vor einem Jahr kamen bereits 200 Mädchen und Jungen zwischen vier und 14 Jahren ins Zentrum. Nach dem Ausbau ist der Zulauf noch weiter gestiegen, wie der deutsche Shelter Now-Direktor Udo Stolte berichtet: 330 Flüchtlingskinder bevölkern in zwei Gruppen im Wochenwechsel das „Children Center“.
An drei Wochentagen bietet das Zentrum Vormittagsunterricht, an zwei Tagen sind die Türen am Nachmittag geöffnet. Die Angebote ergänzen den regulären, eher an Basis-Standards orientierten Schulunterricht im Camp. Neben Montessori-Projekten stehen etwa Sport, Kunst, Musik und Basteln sowie Englisch- und Arabisch-Unterricht auf dem Programm. Es gehe für die oft traumatisierten Kinder aber auch um Achtsamkeit, Hygiene und soziale Kompetenzen, sagt Stolte.
Anfangs besuchten vor allem Waisenkinder das „Children Center“. Inzwischen seien viele jüngere Kinder schon im Camp Essiyan geboren. In dem Lager in der nord-irakischen Provinz Dohuk leben nach Angaben von Shelter Now rund 12.000 Menschen. 2014 waren Zehntausende Jesiden vor dem Terror der IS-Milizen im Gebiet Sindschar in die Autonome Region Kurdistan geflohen.
Shelter Now ist ein internationales Hilfswerk mit Koordinierungsbüro in Deutschland. Von 1983 bis 2016 war es in Pakistan tätig. 1988 begann die Arbeit in Afghanistan, 2014 in der Autonomen Region Kurdistan (Nord-Irak). Der Name der Organisation in Deutschland lautet „Shelter Now Germany e.V.“. Shelter Now finanziert seine Hilfsaktionen zu einem großen Teil aus privaten Spenden. Die effiziente und projektbezogene Verwendung der Mittel wird Shelter Now durch das Deutsche Zentralinstitut für Soziale Fragen (DZI) mit dem Spendensiegel bescheinigt. (opm)