Literarisches: Hitze. Daher liebe ich meinen Teich

Hitze-Rekorde. Wie ein Kaktus möchte ich sein, der ohne Erschöpfung Hitze verträgt. Wo finde ich ein schattiges Plätzchen. An meinem Gartenteich. Ein Seerosen-Teich.
Von Peter Josef Dickers

Literarisches – Nicht so groß wie ein Freibad, aber groß genug, um Siesta zu halten. In Spanien hat sie Tradition. Ich drücke die Pausentaste und finde Ruhe vor der lauten Welt. Nachts gesellen sich Teichsänger an meinen Teich. Ich habe sie nicht bestellt. Das sei Natur, sagen jene, die nicht in der Natur leben. Warum sie nachts konzertieren, wenn ich schlafen will, weiß ich nicht. Vielleicht scheuen sie wie ich die Hitze am Tag und bevorzugen die Kühle der Nacht. Sie bedenken nicht, dass etwas weniger gut ist, wenn es nicht zur richtigen Zeit gut ist. Vieles ist richtig, manches nicht immer.

Manchmal liege ich nicht hier. Es ist zu kühl oder zu heiß oder zu nass. Der Teich läuft über. Die Welt im Klima-Stress. Er irritiert selbst die Vögel, die nicht wissen, wann sie in den Süden fliegen sollen. Am Abend Gewitter. Mehr als eine Million Blitze zählte jemand. Ein Killer-Tornado mit zig Toten und Milliardenschäden sei überfällig, und es werde noch schlimmer. Das Strömungs-System im Atlantik drohe zu kollabieren. Ein Temperatursturz sei die Folge. Statt Hitze könne man wohlig vor sich hin frösteln. Neue Eiszeit statt Hitzewelle? Oder viel Lärm um wenig? Temperaturen und Naturgewalten sind in Aufruhr. „Krisenmodus“ ist das Wort des Jahres.

Zeiten voller Unwägbarkeiten kündigen sich an. Oder Zeiten für überraschend Neues? Widrige Weltlagen gab es immer. Die Hiob-Geschichten im Alten Testament der Bibel erzählen davon. Hiob verlor alles – Familie, Gesundheit, Reichtum, Besitz, nicht aber seine Hoffnung. Muss ich den Meinungsführern folgen, für die überall Gefahren lauern? „Alles oder nichts“, fordern sie, warnen vor der Zukunft und vor anderen Katastrophen. Sie lassen mir eine Wahl, die mir keine Wahl lässt.

Im Osten ist es kühl, bei uns heiß. Das Klima ist wählerisch. Voraussagen sind trügerisch. Ich werde am Teich liegen und das Unbehagliche behaglich machen. „Verschwende nie eine gute Krise.“ Für Winston Churchill boten Krisen die Chance, Neues auszuprobieren. Ein Forscher will die Sonne verfinstern. Das würde nicht nur das Klima verändern. Könnte ich dann noch am Teich liegen? Ich vertraue Mark Twain: „Ich hatte mein ganzes Leben Probleme und Sorgen. Die meisten sind nicht eingetreten.“ (opm)

Foto: Privat

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Peter Josef Dickers wurde 1938 in Büttgen geboren. Nach einem Studium der Katholischen Theologie sowie der Philosophie und Pädagogik in Bonn, Fribourg/Schweiz, Köln sowie Düsseldorf erhielt er 1965 die Priesterweihe. Anschließend  war er in der Seelsorge und im Schuldienst tätig, bis er sich 1977 in den Laienstand rückversetzen ließ und heiratete. Nach der Laisierung war er hauptamtlich tätig an den Beruflichen Schulen in Kempen (jetzt Rhein-Maas-Kolleg) mit den Fächern Kath. Religionslehre, Pädagogik, Soziallehre, Jugendhilfe/Jugendrecht.

„Seit der Pensionierung bin ich weiterhin engagiert durch meine Schreibtätigkeit, mein Vorlese-Engagement in diversen Einrichtungen und sonstige Initiativen. In den Sommermonaten lese ich zeitweise als „Lektor“ auf Flusskreuzfahrt-Schiffen aus meinen bisher erschienenen Büchern“, so Peter Josef Dickers, der mittlerweile in Mönchengladbach beheimatet ist.