Die Planungen für den Neubau der lange geforderten Friedhofsbrücke in Süchteln schreiten voran, doch nicht ohne erhebliche Diskussionen in den vergangenen Jahren. Auch Naturschutzbeirat Kreis Viersen musste nun eine schwerwiegende Entscheidung treffen: Die Fällung zwei wertvollen 60 Jahre alte Roteichen, um Platz für den Brückenbau zu schaffen.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker
Viersen-Süchteln – Die Brücke, die den alten und neuen Friedhofsteil miteinander verbinden soll, ist für Süchteln von großer Bedeutung. Die Forderung wurde immer wieder von den Bürgern an die Politik herangetragen, bis dann im Mai die Entscheidung für eine neue Brücke getroffen wurde. Ohne diese Verbindung ist ein beschwerlicher Umweg notwendig – insbesondere für ältere Friedhofsbesucher. Die alte Holzbrücke, die einst diese Funktion erfüllte, wurde bereits 2016 aufgrund ihres maroden Zustands abgerissen. Nun soll nach aktuellen Planungen eine moderne Balkenbrücke aus Stahl, deren Baubeginn für Oktober 2024 geplant ist, die Lücke schließen.
Doch der Bau bringt auch ökologische Herausforderungen mit sich. Sechs Bäume müssen weichen, um die Brückenbauteile per Autokran zum Standort bringen zu können. Besonders umstritten war die Fällung der zwei Roteichen, die zur Allee auf dem Friedhof gehören und daher unter besonderem Schutz des Landesnaturschutzgesetzes Nordrhein-Westfalen (LNatSchG NRW) stehen. Nach einer Vor-Ort-Begehung plädierten die Vertreter des des BUND Stadt und Kreis Viersen, Dr. Andreas Fink und Dr. Inge Weuthen, für eine alternative, naturschutzverträgliche Bauweise. Am Ende entschied der Naturschutzbeirat mit großer Mehrheit (mit drei Gegenstimmen) für die Fällung.
Als Ausgleich für die Fällung der beiden Alleebäume sollen vier neue Alleebäume im Bereich der Allee gepflanzt werden. Zudem ist geplant im Forstgebiet entlang des Hohlweges acht weitere Bäume nachzupflanzen, um die vier anderen gefällten Gehölze zu ersetzen. Dennoch bleibt die Entscheidung umstritten, da die 60 Jahre alten Roteichen eine bedeutende CO2-Speicherkapazität aufweisen, die mit ihrer Fällung zunächst verloren geht. Langfristig soll diese Kapazität durch die Ersatzpflanzungen jedoch wieder ausgeglichen werden.
Der Bau einer Stahlbrücke wird etwa 40 Tage in Anspruch nehmen. Im Rahmen der Bauarbeiten wird der Hohlweg mehr als doppelt verbreitert und mit Schotter ausgestattet, um die Anlieferung der Brückenteile zu ermöglichen, was auch das Bild des malerischen Hohlweges verändern wird. Die Brückenkonstruktion selbst soll durch ihre Lackierung harmonisch in das Friedhofsumfeld eingebunden werden.
Trotz der geplanten Ausgleichsmaßnahmen bleibt die Fällung der Bäume ein schmerzlicher Verlust für die lokale Ökologie und zeigt die komplexen Herausforderungen, die das Spannungsfeld zwischen Bauprojekten und Naturschutz mit sich bringt. (nb)