NRW-Finanzminister initiiert Bildungspartnerschaft zwischen Erasmus und Gedenkstätte

Es sei schon ganz sinnvoll, lässt Erasmus von Rotterdam uns wissen, ein wenig Mühe aufzuwenden für das Kostbarste, das wir haben: Bildung. Mit diesen Worten läutet Sebastian Trienekens die Unterzeichnung der Bildungspartnerschaft ein, die er vorbereitet hat und die wir mit der Kriegsgräberstätte Ysselsteyn (NL), dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und NRW-Finanzminister Dr. Marcus Optendrenk in einer Feierstunde begründen.

Viersen/Ysselsteyn – Als Schirmherr für diese Bildungspartnerschaft konnte NRW-Finanzminister Dr. Marcus Optendrenk gewonnen werden. Als ehemaliger Schüler des Viersener Gymnasiums und Freund und Förderer der Kriegsgräberstätte Ysselsteyn musste der sich nicht lange bitten lassen und hatte sogar Grüße von Schulministerin Dorothee Feller im Gepäck. „Ich freue mich, diese grenzüberschreitende Partnerschaft zwischen einem nordrhein-westfälischen Gymnasium und einer niederländischen Gedenkstätte als Schirmherr zu begleiten“, so Optendrenk bei der Feierstunde zur Vertragsunterzeichnung in Ysselsteyn.

Die Partnerschaft wurde seit April vorbereitet. Am Karfreitag hatte der NRW-Finanzminister zu einem Besuch in Ysselsteyn eingeladen. Als Viersener Geschichtslehrer nahm Trienekens teil und war sich mit den pädagogischen Mitarbeitern der angeschlossenen Jugendbildungsstätte „JOC Ysselsteyn“, Sjoerd Ewals und Jan Heemels, sofort einig: „Wir wollen etwas Gemeinsames und Dauerhaftes machen!“

Viel Mühe haben sich alle Beteiligen gegeben. Für die Kriegsgräberstätte haben Heemels und Ewals gemeinsam mit den Geschichtslehrern vom Erasmus ein pädagogisches Programm für Schülerbesuche vor Ort ausgearbeitet. Für den Volksbund erarbeiteten Astrid Wolters und Vanessa Eisenhart den Kooperationsvertrag. Schulleiter und Geschichtslehrer Christoph Hopp freut sich über das große Engagement und die tollen Möglichkeiten dieser neuen Partnerschaft: „Unser Geschichtsunterricht ist immer auf die Begegnung von Geschichte und Gegenwart ausgerichtet. Im Zusammenhang und in Zusammenarbeit mit einer Kriegsgräberstätte gilt das in ganz besonderem Maße. Die unzähligen Kriegstoten des Ersten und Zweiten Weltkriegs haben angesichts der auch heute wieder sichtbaren Folgen von Krieg und Gewalt nicht nur für junge Menschen eine klare Botschaft im Gepäck. Insofern passt die nun geschlossene Kooperation ausgezeichnet zu unseren bereits bestehenden Anstrengungen in Sachen Erinnerungskultur und unser besonders europäischen Ausrichtung. Künftig werden wir eng mit den niederländischen Partnern zusammenarbeiten. Das ist leicht: Ysselsteyn liegt quasi um die Ecke. Der Geschichtsunterricht und seine ungemein wichtige Aufgabe, die Erinnerung wach zu halten und aktiv an öffentlichen Diskursen über die Vergangenheit teilzuhaben, wird davon enorm profitieren.“

Im August 2023 wird die erste Schülergruppe der 10. Klasse mehrere Tage in Ysselsteyn verbringen und das neu erstellte Programm vor Ort absolvieren. Zusätzlich wird ein Projektkurs der Stufe Q2 die Schicksale deutscher Soldaten aus dem Kreis Viersen recherchieren, die in Ysselsteyn bestattet wurden. Tom Lahsberg, Erasmus-Schüler der Stufe 10, hat den Entstehungsprozess der Partnerschaft von Schülerseite begleitet und freut sich über die neuen Möglichkeiten für den Geschichtsunterricht.

„Die Widersinnigkeit des Krieges mit all seinen schrecklichen Folgen für junge Menschen, die so alt waren, wie ich heute, wird in keinem Buch und keiner Dokumentation und keinem Vortrag so deutlich erfahrbar wie hier.“ Sein Mitschüler Paul Menzel stimmt ein: „Das Schicksal eines einzelnen Menschen nachzuvollziehen, seine militärischen Einsätze neben die Familiengeschichte zu stellen, zeigt, dass es kein einfaches schwarz und weiß, gut und böse gab.“

In den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg war das deutsch-niederländische Verhältnis wegen der deutschen Besatzung des Nachbarlandes sehr schwierig und der deutsche Soldatenfriedhof vielen Niederländern der Grenzregion ein Dorn im Auge. Heute gehen der niederländische Historiker Jan Heemels und der deutsche Geschichtslehrer Sebastian Trienekens selbstverständlich gemeinsam über die Begräbnisstätte, führen deutsche und niederländische Gruppen über das riesige Gräberfeld und sind sich einig: „Dieser Ort ist ein Ort der Versöhnung und der Freundschaft geworden.“ Freundschaft und Versöhnung sollen durch die neue Bildungspartnerschaft zwischen dem Volksbund Kriegsgräberfürsorge e.V. und dem Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasium gelebt werden. (opm)

Foto: Moritz Peeren