Organistin mit innerem Feuer – Montserrat Torrent Serra in St. Cornelius

Sie ist 95, aber die Finger laufen noch und zwar wie! Mit einem beeindruckenden Orgelkonzert in der Dülkener Kirche St. Cornelius zeigte die spanische Organistin Montserrat Torrent Serra, dass sie immer noch eine brillante Organistin ist.
Von Guido Krawinkel

Viersen-Dülken – In einem Alter, in dem andere ihren wohlverdienten Ruhestand genießen, konzertiert die unermüdliche Grande Dame der Orgelwelt noch immer und zwar auf einem Niveau, von dem viele junge Organistinnen und Organisten nur träumen können. Für die eigens aus Barcelona angereiste Torrent Serra ist Musik ein Lebenselixier, das ihr über viele Krisen hinweggeholfen hat. Und das war in St. Cornelius bei jedem Ton zu spüren.

Ausgesprochen nobel und mit sensibler Artikulation etwa spielte sie ein Tiento von Francisco Correa de Arauxo, bei Johann Sebastian Bachs mächtiger „Fantasia super Komm Heiliger Geist, Herre Gott“ ließ sie den Orgelklang in St. Cornelius herrlich brausen. Die Studien für Pedalflügel op. 56 von Robert Schumann spielte Torrent Serra ausgesprochen sensibel: aus jedem der sechs Stücke machte sie charakterstarke Miniaturen, liebevoll gestaltet und die schillernden Klangfarben der Orgel fantasievoll nutzend.

Auch bei drei Stücken von Jehan Alain war das innere Feuer, dass die Organistin stets antreibt, in jedem Takt hörbar. Insbesondere bei den „Litanies“, dem wohl bekanntesten Werk Alains, das den dramatischen Aufschrei einer von inneren Kämpfen zerrissenen Seele schildert, arbeitete Torrent Serra die immer wieder beeindruckende Dramaturgie des bewegenden Werkes eindringlich heraus.

Foto: Guido Krawinkel

Das Publikum in der gut besuchten Corneliuskirche war begeistert und dankte der Künstlerin mit stehenden Ovationen. Und die scheinbar unermüdliche Torrent Serra bedankte sich mit Bach. Keine Frage, mit ihrem Konzert hat sich die spanische Ausnahme-Organistin in die Herzen ihres Publikums gespielt. Es war ein zutiefst beeindruckender Abend, der die letzte Konzertreihe vor der anstehenden Orgelsanierung in St. Cornelius nicht würdiger hätte eröffnen können. Giovanni Solinas, Kantor an St. Cornelius und ehemaliger Schüler Torrent Serras war jedenfalls überaus zufrieden. Er hatte den Abend mit einer kurzen Präsentation eines Films, den er über seine ehemalige Lehrerin gedreht hat, eröffnet.

Das nächste Konzert der „Abendmusik in St. Cornelius“ findet am 3. Oktober 2021 um 18:00 Uhr statt. Das Thema: Jüdische Musik für Orgel und Cello. (opm/paz)