Eine 4:1 Niederlage in Berlin, ein 3:2 Heimsieg über Bayern München und eine 4:0 Niederlage auswärts in Mainz. Diese drei Spiele während der Faschingszeit beschreiben genau die Saison von Borussia Mönchengladbach.
Sport – Während sich die Einwohner bei Kostümsitzungen gut unterhielten, fand der städtische Fußballverein bisher noch nicht das passende Gewand für die derzeitige Saison – Siege gegen stärkere Gegner folgen Niederlagen gegen Abstiegskandidaten. Doch woran liegt es, dass die Borussia nach teils starken Jahren mittlerweile nur mehr im Mittelfeld der Tabelle zu findet ist und wie schafft man den Anschluss an die internationalen Plätze?

Der Marco Rose Effekt
Seitdem Lucien Favre vor 12 Jahren in Gladbach übernommen hat, ging es mit der Borussia stetig bergauf. Selbst nach Favres Abgang konnte man sich unter Andre Schubert und Dieter Hecking regelmäßig für die internationalen Plätze qualifizieren. Das sollte sich auch unter Marco Rose nicht ändern. Der Deutsche kam mit vielen Vorschusslorbeeren zu den Fohlen und sollte dort große Ziele erreichen. Das ging vorerst auch auf. Nach einer hervorragenden Saison qualifizierte man sich für die Champions League und zeigte mit hochwertigem Fußball auf. Der Höhepunkt war die erstmalige Qualifikation für das Achtelfinale der Champions League. Kurz darauf folgte jedoch der Dämpfer. Marco Rose gab bekannt, dass er die hohen Ziele lieber mit Borussia Dortmund erreichen möchte. Darauf folgte ein Twist mit Sportdirektor Max Eberl und der Absturz ins Mittelfeld der Tabelle. Interessanterweise haben die beiden Hauptcharaktere wieder in Leipzig zusammengefunden, wo sie derzeit auf Champions League Kurs sind. In dem vergangenen Jahr hat sich zwischen den beiden ebenfalls eine Freundschaft entwickelt. Leipzigs Freude ist jedoch Gladbachs Leid. Adi Hütter konnte den großen Erwartungen nie gerecht werden und auch Daniel Farke torkelt mit den Fohlen durch das Mittelfeld. Seit der Bekanntgabe von Roses Wechsel zum BVB lief es nie mehr richtig rund.
Das Heimstadion als ein Schwachpunkt?
Hinzu kommt der heimische Borussia-Park. Dieser ist nicht gerade dafür bekannt, dass er bei Fußball Wetten die Quoten für die Borussia schwenken kann. So findet sich die Heimstätte bei einer Studie zu dem besten Stadion-Erlebnis in der Liga nur im hinteren Mittelfeld wieder. Besonders bei der Stimmung kann man mit den Top-Teams nicht mithalten, nur in Leverkusen, Leipzig, Augsburg, Mainz und Bochum kommt weniger Unterstützung von den Rängen. Dabei bietet das Stadion Platz für über 50.000 Leute und damit für 300 Zuschauer mehr als das im Rheinenergiestadion vom Rivalen Köln der Fall ist. Obgleich man durch die Studie erwartet, dass das Stadion keinen echten Heimvorteil bietet, hat die Borussia dieses Jahr eine gute Heimbilanz, mit nur wenigen Niederlagen. Diese kommen vermehrt bei den Auswärtsspielen. Unter Marco Rose konnte man jedoch einen größeren Heimvorteil feststellen. In Roses erster Saison reichte es in der Heimtabelle zum zweiten Platz, hinter Bayern München.
Der Aufbau einer neuen Generation
Seit der Bekanntgabe von Roses Wechsel gleicht die Form der Borussia einem Wechselspiel. Das sieht man auch zu Hause, wo man gelegentlich, aber nicht immer, eine echte Heimmacht sein kann. Um den Anschluss an die Spitze wieder zu erreichen, setzt man auf frische Spieler. Natürlich spielen Stars wie Jonas Hofmann und Lars Stindl noch immer einen großen Faktor, dennoch liegt der Fokus vermehrt auf den jungen Spielern. Dabei kann man mit Luca Netz und Joe Scally zwei Außenverteidiger erwähnen. Besonders Scally schaffte in der aktuellen Saison den Durchbruch und Netz soll im kommenden Jahr die Position von Ramy Bensebaini übernehmen, der zu Borussia Dortmund wechseln wird. Mit Manu Kone und Oscar Fraulo sollte man auch im Mittelfeld gut aufgestellt sein. Ein Fragezeichen steht hinter Marcus Thuram. Der Franzose ist der Torgarant der Gladbacher. Sein Vertrag läuft mit dem Ende der Saison aus – die Zeichen stehen auf Abschied. Ihn zu ersetzen wird schwierig und derzeit sind keine Kandidaten in Sicht. Das stärkt die Gefahren, dass man trotz des Aufbaus einer neuen Generation auch im kommenden Jahr wieder eine Schwachstelle haben wird.

Wohin mit Gladbach?
So richtig in Karnevalsstimmung ist man im Borussia-Park noch gekommen. Die vergangenen drei Jahre waren ein Wechselspiel der Gefühle, wobei man – nicht nur gefühlt – den Anschluss an die Spitze verloren hat. Hier gilt es wieder neu anzusetzen und sich zu verbessern. Mit der Inklusion von Netz, Scally und Fraulo hat man einen ersten guten Schritt gemacht, wenngleich für den Abgang von Thuram noch kein Ersatz zu finden ist. Diese Personalie sollte also eine Priorität sein, wenn man wieder die internationalen Plätze erreichen möchte. (opm)