Schützenfest nach sieben Jahren: Heimkehr der Tradition am Helenenberg

Am vergangenen Wochenende kehrte endlich wieder das Leben, die Musik und das Traditionsbewusstsein in die Straßen rund um den Helenenberg zurück. Die St. Mathias Schützenbruderschaft Viersen-Helenabrunn 1629 e.V. eröffnete mit ihrem großen Schützen- und Heimatfest die Schützenfest-Saison in Alt-Viersen – und das trotz ungeplanter Herausforderungen und unter ganz neuen Vorzeichen.
Von RS-Redakteurin Claudia-Isabell Schmitz und Martin Häming

Viersen – Denn was kaum jemand für möglich gehalten hätte: Anfang Mai wurde bekannt, dass das amtierende Königshaus, das 2022 inthronisiert worden war, überraschend zurückgetreten ist. Doch anstatt den Kopf hängen zu lassen, reagierte die Bruderschaft entschlossen und mit viel Zusammenhalt. Kurzerhand wurden Ablauf und Zugwege angepasst – wie schon einmal im Jahr 2012, als das Schützenfest ebenfalls ohne König gefeiert wurde.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Das Festwochenende begann am Freitag mit dem feierlichen Setzen des Maibaums. Im Anschluss luden die Heimer zur stimmungsvollen „Heimer Wies’n“, bei der unter festlicher Beleuchtung, Musik und fröhlicher Stimmung bis spät in die Nacht gefeiert wurde. Das gut besuchte Festzelt am Ummertalweg wurde schnell zum lebendigen Zentrum des Festes.

Nach der Kriegerehrung, dem feierlichen Zapfenstreich und dem Königsgalaball am Samstag, zeigte sich am Sonntag das neue Gesicht der Bruderschaft: Zum ersten Mal in ihrer jahrhundertealten Geschichte verzichtete die Generalität auf Pferde und marschierte stattdessen zu Fuß voran – ein Novum, das von den zahlreichen Zuschauern mit viel Applaus gewürdigt wurde. Dabei begann der Sonntag bereits früh, denn bereits um 8 Uhr setzte sich der Festumzug durch die Straßen rund um Helenabrunn in Bewegung. Im Anschluss feierte die Gemeinde traditionell gemeinsam mit befreundeten Bruderschaften und zahlreichen Gästen ein feierliches Hochamt in der Pfarrkirche St. Helena – in Gedenken an die lebenden und verstorbenen Mitglieder.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Den Höhepunkt des Wochenendes bildete wie gewohnt die große Parade vor der Kirche, die erneut zahlreiche Besucher aus Nah und Fern anlockte. Mit stolz geschwellter Brust und in festlicher Montur zogen die Schützen rund um die Pfarrkirche St. Helena – ein faszinierendes Panorama aus historischer Verbundenheit und familiärem Miteinander. Interessant: Erstmals kam an diesem Sonntag ein neues Sicherheitskonzept zum Einsatz, das von allen Anwesenden durchweg positiv aufgenommen wurde. „Man merkt richtig, dass hier an alles gedacht wurde“, lobte eine Zuschauerin aus der Nachbarschaft, während sie entspannt das Treiben verfolgte und ein langjähriger Besucher aus der Innenstadt ergänzte: „Die Parade ist immer ein Highlight für mich. Die Atmosphäre ist einfach wunderbar, da passt einfach alles zusammen.“

Das Schützenfest bot nicht nur Brauchtum, sondern auch Unterhaltung für die ganze Familie. Ein buntes Kinderprogramm sorgte dafür, dass auch die Kleinsten ihre Freude hatten. Die große Tombola mit attraktiven Preisen fand regen Zuspruch und rundete das Festwochenende stimmungsvoll ab.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Übrigens: Die Ursprünge der St. Mathias Schützenbruderschaft reichen zurück bis ins Jahr 1629, mitten in den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs. Damals schlossen sich die Bürger zusammen, um sich gegenseitig Schutz und Beistand zu geben. Die Bruderschaft übernahm Aufgaben wie Brandwache, Begräbnisse und die Verteidigung gegen Plünderer – ein tief verankertes Erbe, das bis heute gepflegt wird. Mehr zur Geschichte findet sich auf der Homepage der Bruderschaft unter www.st-mathias.de. Es lohnt sich einmal auf der Webseite vorbeizuschauen, denn es war ein Fest mit Seele. Der Verzicht auf ein Königshaus tat der Stimmung keinen Abbruch – im Gegenteil: Es war ein Fest, das Zusammenhalt, Kreativität und Tradition gleichermaßen feierte. Die Helenabrunner haben damit ein starkes Zeichen gesetzt – für ihre Geschichte, ihre Gemeinschaft und eine Zukunft voller gelebter Tradition. (cs)

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming