Gestern Nacht, kurz nach 23 Uhr, heulten im Viersener Stadtgebiet die Sirenen. Der eine oder andere ist dabei aus dem Bett gefallen, alle hatten dabei sicherlich ein ungutes Gefühl. Da nun aber in den sozialen Netzwerken zuhauf darüber gestritten wird, dass einige im Schlaf gestört wurden, kommt unweigerlich die Frage auf: Menschenleben versus Schlaf … oder wie?
Von RS-Redakteurin Claudia-Isabell Schmitz
Viersen – Als die Viersener Einsatzkräfte gestern Nacht durch einen stadtweiten Alarm auf den Plan gerufen wurden, da war ihnen klar: Das kann was „Größeres“ sein, hier sind viele Menschen in Gefahr, hier könnte es zu einer umfangreichen Evakutierung kommen. Wie in einem solchen Fall gemeldet wird, das ist übrigens in der Alarm- und Ausrückordnung geregelt und hier handelte es sich um ein großes Gebäude mit vielen Personen. Völlig unrelevant in diesem Moment ist, wie groß sich das zunächst gemeldete Feuer darstellt, denn wie wir alle wissen – Feuer macht was es will und kann verheerend sein, wenn ihm kein Einhalt geboten wird. Die Sirenen heulten deshalb eine Minute lang, zwei Mal unterbrochen – das Zeichen für die Alarmierung der Feuerwehr, über welches bei den Sirenenproben jedes Mal wieder informiert wird (der Kreis Viersen stellt hierzu einen downloadbaren Flyer bereit).
Also schmissen sich Feuerwehr, Polizei und Rettungskräfte kurz nach 23 Uhr in ihre Ausrüstung – egal, ob sie vorher bereits geschlafen hatten oder nicht. Währenddessen entbrannten in den sozialen Medien nur wenige Sekunden nach der Alarmierung die Fragen, Diskussionen und Dialoge um: Sirene, was ist passiert? Ich bin aus dem Bett gefallen, muss das so laut sein? Muss das überhaupt sein? Das ist Ruhestörung! Ein Blick aus dem Fenster, einmal herumschauen. Kein Feuer? Gut, hier ist es nicht, ich geh wieder ins Bett (außer natürlich der Alarm betraf tatsächlich mich. Wenn ich mir Sorgen um Freunde/Familie mache, dann schau ich nach, was gepostet wird und rege mich nicht über Lärmbelästigung auf) … Es wurde zahlreich bis spät in die Nacht über Sinn und Unsinn diskutiert. Was hat man nur vor Facebook & Co. gemacht?
Bei dem Einsatz handelte es sich um ein Feuer in der Süchtelner Forensik. Dort hatten in einem Patientenzimmer laut den Kräften vor Ort Papier und ein Kissen Feuer gefangen. Das Feuer konnte schnell unter Kontrolle gebracht werden. Alle weiteren Ermittlungen erfolgen jetzt über die Polizei. Doch es hätte auch anders sein können, denn die Gebäude sind nun nicht gerade verwaist. Und genau deshalb war die Alarmierung so wichtig, die dem einen oder anderen etwas von seinem Schlaf geraubt hat. Ich persönlich hoffe, dass niemand zu Schaden gekommen ist, denn diese Info lag gestern Nacht noch nicht gesichert vor. Kein Patient, kein Pfleger, niemand von den Einsatzkräften – und ich falle dann lieber aus dem Bett in dem Wissen, dass diese Menschen für unsere Sicherheit sorgen. Danke dafür! (cs)
Zusatz: Kaum ist mein Kommentar online, da kommen die ersten neuen Fragen … Müssen Sirenen überhaupt noch sein? Ist das noch zeitgemäß? Sirene oder Pieper? Fragt man bei den meisten Einsatzkräften nach, kommt die Antwort: Am liebsten beides. Seit digitale Meldeempfänger (Pieper) fast überall Einzug erhielten könnte man meinen, die Sirenen haben ausgedient. Doch so ist es eben nicht. Tatsächlich kann die Alarmierung nur über Pieper einige Sekunden länger dauern als die Sirenen-Alarmierung (jede Sekunde zählt) – vor allen Dingen im ländlichen Bereich, wo neben der Berufsfeuerwehr auch die freiwillige Feuerwehr zum Einsatz kommt. Mittlerweile alarmieren viele Feuerwehren auf bis zu drei Wegen über die digitalen Meldeempfänger, Sirene und/oder SMS. Wie, das hängt vor allen Dingen von dem gemeldeten Einsatz ab, schließlich geht nicht bei jedem gemeldeten Feuer die Sirene.
