Sportwetten und der neue Glücksspielstaatsvertrag

Mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag haben sich die Voraussetzungen für Sportwetten in Deutschland gründlich geändert. Für Anbieter mit offizieller Lizenz aus Deutschland gelten besonders strenge Regeln und auch die Spieler müssen einige Änderungen beachten.

Service – Die Situation vor dem neuen Glücksspielstaatsvertrag

Die Sportwettenbranche in Deutschland ist schon seit Jahren im Aufschwung. Die Umsätze steigen und die Anbieter können jährlich neue Rekordsummen einfahren. In den Innenstadtbereichen gehören Wettbüros mittlerweile zum Stadtbild und auch und vor allem das Angebot für Online-Sportwetten wächst stetig. Beim Wettanbieter Vergleich für 2022 fällt auf, dass die Zahlen auch hier gestiegen sind. Allein mit deutscher Lizenz gibt es inzwischen über 30 Anbieter. Viele sind bereits seit Jahren auf dem Markt und gehören zu den etablierten Unternehmen. Größen aus der Welt des Sports wie Oliver Kahn bewerben die Angebote. Und man könnte sagen, dass Sportwetten die Mitte der Gesellschaft erreicht haben.

Satz und Sieg? Für Anbieter und Spieler ändert sich mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag bei Sportwetten in Deutschland einiges. Foto: Pixabay.com ©top10-casinosites CC0 Public Domain

Dabei waren die Wetten bis vor gar nicht allzu langer Zeit in allen Bundesländern außer Schleswig-Holstein illegal bzw. bewegten sich in einer rechtlichen Grauzone. Denn Online-Casinos im Internet und private Wettanbieter waren in den meisten deutschen Bundesländern verboten. Nach dem Staatsvertrag von 2012 sollten noch 20 Sportwettenanbieter zugelassen werden, allerdings wurde erfolgreich gegen die Vergabe der entsprechenden Lizenzen geklagt.

Die meisten Wettanbieter haben ihren Sitz ohnehin im Ausland und beriefen sich mit ihrem Angebot auf das Europäische Recht und die Dienstleistungsfreiheit innerhalb der EU, um im Internet Sportwetten und Online-Casino-Spiele anzubieten. Verbote, die dem entgegengewirkt hätten, wurden nicht durchgesetzt. Inzwischen haben sich die Bundesländer jedoch auf eine einheitliche Gesetzgebung geeinigt. Diese soll in Form des neuen Glücksspielstaatsvertrags vor allem dem Schutz der Spieler und dem Jugendschutz dienen. Doch sicher spielt nicht zuletzt eine Rolle, dass Sportwetten ein nicht unerheblicher Wirtschaftszweig geworden sind und der deutsche Fiskus mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag ein Stück vom Kuchen abbekommt.

Sportwetten als Wirtschaftszweig

Sportwetten sind ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftszweig. Vor wenigen Jahren erzielten Anbieter noch Erlöse von unter zwei Milliarden Euro, doch bis 2019 konnten sich die Gewinne verfünffachen. Kein Wunder, dass die meisten Wettanbieter Steueroasen wie Malta als Unternehmenssitz bevorzugen.

Übrigens: Schätzungen von Experten zufolge werden 75 bis 90 Prozent der Einnahmen wieder an die Spieler ausgeschüttet. Immer weiter steigende Einnahmen für die Anbieter gibt es dennoch.

Als besonders gewinnbringend erweisen sich Fußballwetten. Ob Champions League, Bundesliga oder Zweite Liga – über die Hälfte der Sportwetten in Deutschland werden auf Fußballergebnisse, Gelbe Karten, Torschützen und Co abgeschlossen. Des Weiteren ist Tennis bei den Spielern sehr beliebt.

Dem Deutschen Sportwettenverband zufolge gibt es in Deutschland an die 6000 Wettbüros und mehr als 25.000 Mitarbeiter sind in der Branche beschäftigt.

Fußballwetten sind besonders beliebt. Hiermit erzielen Wettanbieter einen großen Teil ihrer Gewinne. Foto: Pixabay.com ©besteonlinecasinos CC0 Public Domain

Das ändert sich für Sportwetten mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag

Mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag gibt es für Wettanbieter und Casinos in Deutschland einige erhebliche Änderungen. Sie können nun eine offizielle Lizenz aus Deutschland erwerben, die mit bestimmten Voraussetzungen und Verpflichtungen einhergeht. Die Anbieter mit deutscher Lizenz müssen sich beispielsweise der Spielersperrdatei OASIS anschließen. Aktive Sportler und Sportfunktionäre unterliegen einem Werbeverbot für Sportwetten. Und beim Online-Glücksspiel und bei Livewetten haben Spieler ein Einzahlungslimit von 1.000 Euro im Monat. Darüber hinaus müssen sich Spieler bei den Anbietern künftig nicht nur registrieren, sondern auch identifizieren. Und sie haben die Möglichkeit sich einfach selbst zu sperren. Ein sogenannter Panic Button bietet Kunden die Möglichkeit, sich mit einem Klick selbst für 24 Stunden zu sperren, wenn sie merken, dass sie die Kontrolle über ihr Spielverhalten verlieren.

Zudem wird das Wettangebot mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag deutlich beschränkt. Sogenannte Ereigniswetten dürfen nur noch sehr eingeschränkt stattfinden. Auch Wetten im Bereich der E-Sports werden bei Anbietern mit deutscher Lizenz deutlich reduziert.

Wer kontrolliert die neuen Regeln?

Bisher oblag die Aufsicht über das Glücksspiel in Deutschland den einzelnen Bundesländern. Sportwetten wurden bundesweit vom Regierungspräsidium in Darmstadt überwacht. Doch es soll eine neue, zentrale Glücksspielüberwachung entstehen – in Halle in Sachsen-Anhalt. Obwohl der neue Glücksspielstaatsvertrag bereits seit dem 1. Juli 2021 in Kraft ist, befindet sich die zentrale Überwachungsstelle noch im Aufbau.

Kritik an der neuen Gesetzgebung

Kritik am neuen Glücksspielstaatsvertrag gibt es reichlich. So sehen viele Suchtforscher in dem Vertrag einen faulen Kompromiss auf Kosten einer fundierten Suchtprävention und zugunsten der Anbieter. Das Einzahlungslimit sei noch zu hoch und der Markt könne mit dem neuen Vertrag nicht unter Kontrolle gebracht werden.

Anbieter von Sportwetten und Casino-Spielen hingegen bemängeln, dass die, die eine Lizenz in Deutschland erwerben und sich an die neuen Regeln halten, die Verlierer sind. Denn Anbieter aus anderen europäischen Ländern haben ihr Angebot zu besseren Konditionen weiterhin im Spiel.

Und die letzten Monate haben gezeigt, dass der neue Glücksspielstaatsvertrag tatsächlich kaum Änderungen in der Praxis gebracht hat und die Maßnahmen nur eine geringe Wirkung zeigen. So können gesperrte Spieler online leicht ihre Sperrung umgehen und weiterhin Wetten platzieren oder Casinospiele spielen. Dies ergibt sich unter anderem daraus, dass es bei der Umstellung der Kontrollinstanzen zu Verzögerungen kommt. Auch bei der Kontrolle der Wetteinsätze dürfte es noch Jahre dauern, bin eine entsprechende digitale Infrastruktur zur Nachverfolgung geschaffen wurde. (opm)