Stadtrat beschließt das Aus für Dülkener PRIMUS-Schule

Eltern, Lehrer und Schüler hatten bis zum Ende für den Erhalt ihrer Schule gekämpft, am Dienstagabend stimmte die Mehrheit der Ratsvertreter nun für den Vorschlag der Verwaltung und damit für das Ende der Dülkener PRIMUS-Schule.
Von RS-Redakteur Dietmar Thelen

Viersen – Vierzehn Ja- und sechs Nein-Stimmen hatten im Vorfeld im Schulausschuss für das Auslaufen der PRIMUS-Schule votiert, die damit keine dreijährige Verlängerung erhält. Ab 2024 wird die Schulform stetig aufgelöst, alle aktuellen Schüler können jedoch bis zu ihrem Abschluss in Dülken bleiben. Es sei nie um die Schulform an sich gegangen, sondern um die Tatsache, dass nicht genügend Kinder angemeldet wurden, so die Verwaltungsspitze im Viersener Stadtrat. Die Anmeldezahlen sind aktuell gestiegen, so Beigeordneter Ertunç Deniz in seiner Erklärung. Jedoch konnte die Schule erst deutlich nach dem Anmeldeverfahren Zuwächse verzeichnen durch Anfragen von Schülern, die an anderen, zuerst gewählten Schulen, keinen Platz mehr erhalten hatten.

Unter anderem mit Blick auf die bisher nicht erfolgte wissenschaftliche Begleitung beantragte die Fraktion BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN durch die Sprecherin Maja Roth-Schmidt eine Vertagung, schließlich würde auch an allen anderen Standorten der PRIMUS-Schulen eine Verlängerung angestrebt. Die schlechten Anmeldezahlen seien auch auf Lehrermangel oder schlechte Ausstattung zurückzuführen, die sei allerdings Rolle der Stadt und der Bezirksregierung, nicht der Schule. „Wir haben mittlerweile eine sehr engagierte Leitung eingestellt, die Räume wurden ergänzt“, so Roth-Schmitz, deren Antrag von den Linken unterstützt wurde, die die PRIMUS-Schule weiterhin als Schulform der Zukunft sehen und sie als Regelschule etablieren wollen.

Für die Grünen im Rat der Stadt Viersen unterstütze auch Martina Maaßen den Versuch der Vertagung. „Die Argumente, die ich mitbekommen habe, die gegen die Verlängerung stimmen sollen oder die Verlängerung begründen, sind die Anmeldezahlen und die Platzprobleme. Was mich tief erschüttert, ist das überhaupt nicht darüber gesprochen wird welche fachlichen Vorteile die PRIMUS-Schule mit sich bringt“, so Maaßen. „Ich durfte als Abgeordnete im Landtag mit daran wirken, dass die PRIMUS-Schule mit auf den Weg gebracht wird. Auch jetzt stehen mehrheitlich die Landtagsparteien für diesen Schulversuch. Umso entsetzter bin ich, dass Viersen als meine Heimatkommune hier ausscheren will und diesen Schulversuch mit diesem Ausscheren belastet.
Jetzt ist kein Handlungsdruck gegeben, wir können durchaus noch warten mit der Entscheidung.“

Man hätte genug Zeit gehabt über die Zukunft der PRIMUS-Schule zu diskutieren, ergänzte Ertunç Deniz: „Wir sind detailliert auf alle Fragen eingegangen.“ Dies bestätigte Frank a Campo (FDP): „Wir haben uns intensiv mit der PRIMUS-Schule beschäftigt.“ Es sei jedoch ein fundamental anderer Blickwinkel zwischen den Parteien. „De facto hat die PRIMUS-Schule in Viersen nicht funktioniert, de facto stehen wir vor der Situation, dass die Akzeptanz der PRIMUS-Schule bei den Grundschulanmeldungen gering ist.“ Die Vertreter der FDP standen mit dieser Meinung nicht alleine, ebenfalls die Ratsvertreter der SPD und CDU stimmten nach einem Antrag zum Ende der Debatte gegen die Vertagung und mit 31 Ja- und 10 Nein-Stimmen sowie zwei Enthaltungen für das Auslaufen der PRIMUS-Schule.

Es sei weder aus der Entwicklung der letzten Jahre noch aus der aktuellen Entwicklung heraus ableitbar, wie die PRIMUS-Schule, welche ihre eigentlich vorgesehene Zügigkeit konsequent nicht ausschöpfe, nunmehr eine dauerhafte Verdoppelung der derzeitigen Anmeldezahlen erreichen soll. Darüber hinaus verliere die Schule jedes Jahr, entgegen der Intention des Schulversuchs, eine erhebliche Menge an Schülern nach der 4. Klasse und könne diese seit zwei Jahren und in zunehmendem Umfang auch nicht mehr durch Seiteneinsteiger kompensieren. Darüber hinaus löse die Öffnung der Schule für auswärtige Schüler die Versorgungsprobleme im Primarbereich in Dülken nicht. „Nicht unerwähnt bleiben darf in diesem Zusammenhang die nach wie vor ungewisse Zukunft des Schulversuchs. Derzeit lässt sich seriös nicht absehen, wie mit dem Schulversuch final umgegangen wird. Auch diese Ungewissheit steht nach Auffassung der Verwaltung den erheblichen finanziellen Aufwänden entgegen“, wird in der Vorlage der Stadt Viersen ausgeführt.

Wie geht es nun weiter?

Die PRIMUS-Schule Viersen wird mit Wirkung zum 01.08.2024 sukzessive aufgelöst. Die durch das 16. Schulrechtsänderungsgesetz vom 23.02.2022 mögliche Verlängerung des Schulversuchs um drei Jahre soll in Viersen nicht erfolgen. Die Aufnahme neuer Schülerinnen und Schüler in der Jahrgangsstufe 1 erfolgt gem. Genehmigungsbescheid somit letztmalig zum Schuljahr 2023/2024 und es werden anschließend keine Eingangsklassen mehr gebildet.

Gemäß der Genehmigung vom 26.09.2013 lebt mit Beendigung des Schulversuchs für längeres gemeinsames Lernen (PRIMUS) mit Ablauf des 31.07.2024 die aufgelöste Grundschule KGS Kreuzherrenschule wieder auf und wird mit der Fortführungsgröße weitergeführt. Die KGS Kreuzherrenschule nimmt somit ab dem Schuljahr 2024/2025 wieder Kinder auf und bildet wieder Eingangsklassen in der Jahrgangsstufe 1. Die PRIMUS-Schule selbst läuft dann zur 12. Klasse aus. (dt)

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming