Stanza-Mezcal feierte erfolgreiche Premiere in Viersen

Die Historie eines der komplexesten Brände der Welt, des Mezcals, reicht über 2.000 Jahre zurück. In Viersen berichtete Stanza Mezcal-Gründerin Constanze de la Rosa bei der Europapremiere ihrer neusten Produktion von der handwerklichen, traditionellen Arbeit, die fest mit tiefer Hingabe verbunden ist.
Von RS-Redakteurin Claudia-Isabell Schmitz

Viersen – Im vergangenen Jahr startete die Mexikanerin Constanze de la Rosa ihre Firma Stanza Mezcal und ist aktuell auf Europatour um ihren besonderen Mezcal vorzustellen (stanzamezcal.com). Ein Halt bei Jiannis Panagou in Deutschlands erster Open-Air-Mezcaleria an der Großen Bruchstraße war fest mit eingeplant, schließlich wurde der Viersener Gastronom in Mexiko als Mezcalbotschafter ausgezeichnet (raicilla.de).

Nun gilt Mezcal traditionell weniger als Getränk für die Weiblichkeit, doch genau hier will de la Rosa ansetzen, die vier Jahre lang für den US-amerikanischen Rapper, Sänger und Songwriter William James Adams Jr., besser bekannt unter seinem Künstlernamen will.i.am, in den USA und UK gearbeitet hat. „Es hat mir viel Spaß gemacht und ich habe viel gelernt“, lächelt sie charmant und ihre Augen strahlen. Schon immer habe sie eine große Beziehung zum Mezcal, dem Kultgetränk ihrer Heimat, gehabt und auf vielen Partys festgestellt, dass diese Besonderheit fehlt oder noch nicht ihren Platz gefunden hat.
„Es ist üblicherweise ein harter, rauchiger Drink und unüblich für Frauen“, berichtet sie, weshalb sie die Gelegenheit nutzen möchte diese Männerdomäne aufzubrechen. „Mezcal von Frauen für Frauen“, so Constanze de la Rosa zu ihrer Ambition den Agavenbrand auf dem Markt zu positionieren.

Andre Klingenberg und Gründerin Constanze de la Rosa stellten den ersten Stanza-Mezcal in Viersen vor. Foto: Rheinischer Spiegel

Sie selbst stammt aus dem souveränen mexikanischen Bundesstaat Sinaloa und berichtet von der Armut, von fehlenden Perspektiven. Viele Kinder sehen keinen Sinn die Schule zu besuchen, zeichnet sich doch auch mit einem Schulbesuch häufig ein karges Leben auf der Straße ab. „Ich spreche deshalb regelmäßig mit den Kindern um ihnen zu zeigen, dass der Beruf des Mezcalero eine Perspektive bieten kann. Viele Bauern erhalten immer noch keine faire Bezahlung. Dabei ist die größte Anerkennung für die harte handwerkliche Arbeit eine gerechte Bezahlung und ein kontrollierter Fair-Trade-Handel.“ Hier setzt de la Rosa an und hat für ihren Stanza Mezcal den Master Distiller Jose Diaz gewinnen können, der bereits in der 5. Generation in Oaxaca den Mezcal in Handarbeit herstellt.

Hierfür werden über acht Jahre alte Agavenpflanzen genutzt, deren Piña, das Herz der Agave über mit Steinen ausgekleideten Erdgruben geröstet werden. Die harte Arbeit die folgt, wenn die Agaven zermahlen werden müssen, erfolgt bei Stanza Mezcal zudem nicht mehr durch Esel oder Pferde, denn der Tierschutz ist ein weiteres wichtiges Thema für die Gründerin. „Wir glauben, dass dies eine veraltete Praxis ist, also verwenden wir eine Maschine – dies hilft uns auch, den Abfall auf ein Minimum zu reduzieren.“

Am Ende der Produktionskette steht dann der Genuss eines Mezcals, der sich durch eine leichte Süße, Frucht und eine florale Note auszeichnet. Ein Getränk zu 100 Prozent aus der Espadin Agave, die am meisten verwendete Agavenart, da sie robust auch unter schwierigsten Bedingungen gedeiht. Schon die Ureinwohner Mexikos sollen das Wissen um den Brand aus der Agavenpflanze gekannt haben. Dabei schmeckt jeder Mezcal anders, weist ein reiches Spektrum an Aromen auf – auch ohne Flavour, denn die Brände gehören zu den komplexesten der Welt und sind durch die handwerkliche Arbeit meist nur in kleinen Mengen auf dem Markt zu erhalten.

Eine Komplexität, die Andre Klingenberg nur zu gut kennt. Klingenberg ist bekannt für seine Wohnzimmer Mezcal-Tastings und stand in Viersen Constanze de la Rosa bei der Präsentation ihres Mezcals zur Seite. „Jede Region hat ihre typischen Agavensorten und ihre charakteristischen Aromen“, erklärt er, während er gekonnt erklärt, wie eben diese Aromen besonders gut wahrzunehmen sind. Da der Mezcal in Deutschland immer bekannter wird, sind seine Tastings vielmehr als nur eine ‚Probierrunde‘ – sie sind ein Event mit einer Geschmacksexplosion für den Gaumen und einer interessanten Lehrstunde rund um eine jahrtausendealte Kultur (mezcalogy.de). (cs)