Straftaten im Kreis Viersen im Vergleich zum Vorjahr gestiegen – Dennoch: Der Kreis Viersen ist sicher

Die Zahl der Straftaten im Kreis Viersen ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, die Aufklärungsquote ist gesunken. Die gute Nachricht ist: Der Kreis Viersen ist sicher. Die Gefahr, im Kreisgebiet Opfer einer Straftat zu werden, ist deutlich geringer als dies im Schnitt im Land Nordrhein-Westfalen der Fall ist.

Kreis Viersen – „Die Polizeiliche Kriminalstatistik ist eine Corona-Statistik“, so bezeichnete Innenminister Reul die Jahresentwicklung 2020 im Land Nordrhein-Westfalen. Und auch im Kreis Viersen sind die Folgen der Pandemie in vielen Teilbereichen der Straftaten deutlich abzulesen. Die Zahl der Straftaten im Kreis Viersen ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, die Aufklärungsquote ist gesunken. Das sind keine guten Nachrichten. Die gute Nachricht ist: Der Kreis Viersen ist sicher. Die Gefahr, im Kreisgebiet Opfer einer Straftat zu werden, ist deutlich geringer als dies im Schnitt im Land Nordrhein-Westfalen der Fall ist.

Weiterhin gestiegen sind auch die Fallzahlen bei den bekannt gewordenen Sexualstraftaten. Das sei jedoch eher kein Zeichen dafür, dass die Kriminalität in diesem Bereich steigt. Gerade bei den Sexualdelikten und ganz besonders beim sexuellen Missbrauch von Kindern gibt es laut Polizei ein ganz erhebliches Dunkelfeld. Steigende Fallzahlen in der Kriminalstatistik bei den Sexualdelikten seien eher ein Zeichen für ein verändertes Anzeigeverhalten, eine hohe Sensibilität in der Bevölkerung sowie in den eigenen Reihen der Polizei. Solche statistischen Entwicklungen seien daher als durchaus positiv zu bewerten. Sie seien das Ergebnis der beabsichtigten, dringend notwendigen Aufhellung des Dunkelfeldes durch gute Prävention, der Aufstockung der dort eingesetzten Personal- und Sachmittel sowie einer konsequenten Verfolgung. Je kleiner das Dunkelfeld wird, umso mehr Opfer konnten vor weiterem Missbrauch geschützt werden. Der Bekämpfung dieser verwerflichen Straftaten wird die Polizei Viersen auch weiterhin eine hohe Priorität einräumen.

„Zusätzliche neue Herausforderungen im Zusammenhang mit der Eindämmung der Corona-Pandemie, die wir gemeinsam mit den Ordnungsbehörden bewältigen müssen, neue und zusätzliche Kriminalitätsphänomene mit Bezug zu Corona und auch Einschränkungen in der Verfügbarkeit des Personals bei der Polizei haben uns zu unseren üblichen Aufgaben gefordert und werden uns auch noch eine Weile beschäftigen“, sagt Landrat Dr. Andreas Coenen zu der aktuellen Statistik. „Daneben ist die Zahl der Straftaten erstmalig seit Jahren wieder angestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen wir eine Steigerungsrate von insgesamt gut 8 %. Damit ist knapp das Niveau aus dem Jahr 2016 erreicht. Vor allem der Bereich der Kriminalität mit dem Tatmittel Internet verzeichnet einen starken Zuwachs.“

Die Aufklärungsquote liegt in diesem Jahr bei 48,6% und ist damit im Vergleich zum Vorjahr um 0,7 % gesunken. Der Anstieg registrierter Kriminalität bedinge auch eine höhere Kriminalitätshäufigkeitszahl – also die Anzahl der Straftaten berechnet auf 100.000 Einwohner – als im Vorjahr. Dennoch sei die Kriminalitätshäufigkeitszahl im Kreis Viersen immer noch sehr deutlich unter dem Schnitt im Land NRW und auch immer noch unter dem Schnitt aus den letzten fünf Jahren. „Daher kann ich guten Gewissens sagen: „Der Kreis Viersen ist sicher!“ Die Menschen leben bei uns deutlich sicherer, als das im Land NRW durchschnittlich der Fall ist. Und das ist eine gute Nachricht!“, ergänzt der Landrat. „Ich wünsche Ihnen und uns allen, dass wir weiterhin gut aufeinander aufpassen und dies meine ich nicht nur im Zusammenhang mit der Pandemie. Das „Auge auf für Nebenan“, also ein funktionierendes Miteinander in der Sozialgemeinschaft, und Zivilcourage, Verdachtsmomente zu melden, sind sehr gute Mittel, Straftaten zu verhindern und aufklären zu können. Dieses „Auge auf für Nebenan“ wünsche ich mir für die Sicherheit im Kreis Viersen.“

Gestiegen ist die Kriminalität, bei der das Internet zum Einsatz kommt. Hier verzeichnet die Polizei Viersen einen Zuwachs von 78 %. Darunter fallen sämtliche Betrügereien mit und über das Medium Internet. In vielen Fällen sind die Täter gar nicht oder sehr schwer zu ermitteln. Dies manifestiert sich im Absinken der Aufklärungsquote.

Foto: Rheinischer Spiegel/Rita Stertz

„Strategisch hatten wir uns seit einigen Jahren bei der Kriminalitätsbekämpfung auf die Bekämpfung des Wohnungseinbruchs als Schwerpunkt fokussiert. Die Zahlen lassen auch für das Jahr 2020 neuerlich den Schluss zu, dass wir hier weiterhin erfolgreich arbeiten. Mit über 900 Wohnungseinbrüchen sind wir im Jahr 2015 gestartet, den Wohnungseinbrechern einen Riegel vorzuschieben. Im Jahr 2020 hat sich die Zahl der Wohnungseinbrüche nahezu halbiert“, erklärt LPD Dietmar Maus, der Abteilungsleiter der Polizei. „Das ist eine Entwicklung, die mir zeigt, dass wir das richtige Konzept anwenden, um dieses für die Menschen sehr beunruhigende Phänomen in den Griff zu bekommen. Wenn man sich in seinen eigenen vier Wänden nicht mehr sicher fühlen kann, dann leidet die Lebensqualität erheblich. Allerdings müssen wir leider feststellen, dass die Bereitschaft, sich mit Sicherungsmöglichkeiten für die eigenen vier Wände zu beschäftigen, zurückgegangen ist. Das hängt vermutlich auch mit der Pandemie und den Kontakteinschränkungen zusammen. Trotzdem sollte jeder selbst dafür Sorge tragen, sein Haus bzw. seine Wohnung ausreichend zu schützen.“

Bei einem weiteren Deliktsbereich – den Straftaten zum Nachteil der Seniorinnen und Senioren – verzeichnet der Kreis Viersen erfreulicherweise einen Rückgang der Fallzahlen. Nach wie vor wurden trotzdem kreisweit immer noch mehrere hundert Seniorinnen und Senioren von Kriminellen angerufen, die sich als vermeintliche Verwandte, Polizisten, Notare oder Ärzte ausgaben, um mit Einschüchterung und dem Heraufbeschwören großer Ängste die alten Menschen um ihr Hab und Gut zu bringen. Selbst ein erfolgreicher Schlag gegen Callcenterbetreiber in der Türkei habe nicht dazu geführt, dass die Straftaten mit dieser Arbeitsweise („Modus Operandi“) verschwinden. Diese Art des Betruges wird immer wieder an die Begebenheiten angepasst.

Gerade deswegen sei in diesem Deliktsbereich die Prävention so wichtig. Inzwischen sind die bei der Polizei Viersen angezeigten Taten in über 97% der Fälle gescheitert, weil die Senioren den Betrugsversuch durchschaut haben. Sie waren informiert und über die verschiedenen Maschen der Betrüger aufgeklärt. Damit kamen die Täter nicht zum gewünschten Erfolg. Daher wird die Polizei auch weiterhin ihre Beratungen zum Schutz vor Kriminalität fortsetzen.

Quelle: Polizei Viersen