92 Prozent der Deutschen sind der Meinung, dass Eltern ihre Kinder zu häufig mit dem Auto zur Schule fahren. Neun von zehn sagen, dass Kinder den Schulweg so früh wie möglich selbständig bestreiten sollten. Nur eine Minderheit der Eltern (13 Prozent) gibt an, die Kinder mit dem Auto zur Schule zu fahren. Eltern müssen Kinder zu Verkehrsteilnahme befähigen. TÜV-Verband fordert Ausbau der Fußgänger- und Radverkehrsinfrastruktur.
Magazin – Lange Autokolonnen, riskante Wendemanöver und Parken in zweiter Reihe: Elterntaxis sorgen häufig für Verkehrschaos vor Schulen. Aus Sicht der Menschen in Deutschland sollte dies deutlich seltener der Fall sein. Laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands sind 92 Prozent der Meinung, dass Eltern ihre Kinder zu oft mit dem Auto zur Schule fahren. Für die Studie wurden 1.200 Personen ab 16 Jahren befragt. Unter den Eltern schulpflichtiger Kinder ist die Einigkeit noch größer: 94 Prozent geben an, dass der Schulweg zu häufig mit dem Auto zurückgelegt wird. „Das Elterntaxi ist oft gut gemeint, schafft aber mehr Risiken als Sicherheit“, sagt Fani Zaneta, Referentin für Verkehrssicherheit beim TÜV-Verband. „In den Morgenstunden tummeln sich viele Kinder vor der Schule und wenn Kinder ‚eben schnell‘ aus dem Auto aussteigen sollen, führt das schnell zu brenzligen Situationen – für sie selbst und für andere.“
Mehrheit für mehr Eigenständigkeit von Kindern
Die Befragten sind sich zudem einig, dass Kinder den Schulweg alleine schaffen: Neun von zehn (89 Prozent) stimmen der Aussage zu, dass Kinder den Schulweg so früh wie möglich selbständig zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewältigen sollten. „Kinder sollten so früh wie möglich lernen, ihren Schulweg eigenständig zu bewältigen – zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln“, sagt Zaneta. „Nur so lässt sich die Abhängigkeit von elterlichen Fahrdiensten reduzieren und die Kinder entwickeln die notwendige Mobilitätskompetenz, die sie für ein selbstbestimmtes und gesundes Leben brauchen.“
So kommen Kinder in Deutschland zur Schule
Doch spiegelt der Eindruck der vielen Elterntaxis tatsächlich die Realität wider? Wie kommen Kinder wirklich zur Schule? Für die TÜV-Umfrage wurden Eltern von Kindern im Alter von 6 bis 18 Jahren gefragt, wie ihr (jüngstes) Kind normalerweise zur Schule gelangt. Mehrfachnennungen waren möglich. Am häufigsten nutzen die Kinder öffentliche Verkehrsmittel oder den Schulbus (45 Prozent), 38 Prozent gehen zu Fuß und 30 Prozent fahren mit dem Fahrrad. Eltern aus kleineren Städten und Gemeinden (unter 20.000 Einwohner:innen) geben mit 54 Prozent häufiger als Eltern aus größeren Städten (38 Prozent) an, dass ihr Kind mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Schulbus zur Schule kommt. Mit 42 Prozent wird in größeren Städten dagegen häufiger das eigene Fahrrad genutzt, während dieser Anteil in kleineren Orten nur bei 17 Prozent liegt. Nur 13 Prozent der Eltern bringen ihre Kinder mit dem Auto zur Schule. „13 Prozent klingt zunächst wenig“, sagt Zaneta. „Aber bei einer Grundschule mit 600 Kindern sind das immerhin 78 Autos, die sich jeden Morgen kurz vor acht durch die Schulstraße drängen – und die Elterntaxi-Karawane staut sich über eine Länge von einem halben Kilometer.“
Elterntaxis verhindern eigenständige Mobilitätsbiografie von Kindern
Elterntaxis behindern jedoch nicht nur den Verkehrsfluss, sie schränken auch die Entwicklung der Mobilitätskompetenz von Kindern ein. „Für eine nachhaltige Mobilitätserziehung sind Elterntaxis Gift“, sagt Zaneta. „Statt ihre Wege selbstständig zu bewältigen, sind viele Kinder von den Fahrdiensten ihrer Eltern abhängig.“ Der TÜV-Verband appelliert an Eltern, die Mobilitätsbildung ihrer Kinder aktiv zu gestalten und zur selbstständigen Bewältigung des Schulwegs zu befähigen – zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Damit Kinder eigenständig am Straßenverkehr teilnehmen können, ist jedoch eine sichere Verkehrsinfrastruktur unerlässlich. Doch der Ausbau sicherer Wege für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen stockt. Hier sieht der TÜV-Verband dringenden Handlungsbedarf und fordert mehr Tempo und ausreichende Investitionen in eine sichere Fußgänger- und Radverkehrsinfrastruktur.
Methodik-Hinweis: Grundlage der Angaben ist eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands unter 1.200 Personen ab 16 Jahren. Die Umfrage wurde vom 5. bis 11. September 2024 durchgeführt.
Die gestellten Fragen lauteten: „Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zur Verkehrsteilnahme von Kindern im Grundschulalter zu?“ und „Bei den folgenden Fragen geht es um Ihr jüngstes Kind ab 6 Jahren. Mit welchem Verkehrsmittel kommt Ihr Kind normalerweise zur Schule?“ (opm)