Wenn einer der vierbeinigen „Patientenfreunde“ das Zimmer betritt, passiert oft etwas Erstaunliches: Die Augen der Patientinnen und Patienten beginnen zu leuchten, Gesichter entspannen sich, manchmal huscht sogar ein Lächeln über das Gesicht – selbst bei Menschen, die zuvor in sich gekehrt oder von Sorgen beschwert wirkten.
Von RS-Redakteurin Sabrina Köhler und Rita Stertz
Viersen-Süchteln – Seit Herbst 2019 setzt das St. Irmgardis-Krankenhaus Süchteln in der Geriatrie auf Hunde als Teil der Therapieunterstützung. Das Besondere: Es sind keine externen Tiertherapeuten, sondern engagierte Mitarbeiterinnen, die ihre eigenen Hunde mitbringen. „Wir kennen unsere Patienten, wir sind im Umgang mit ihnen geschult – und wir kennen unsere Hunde“, erklärt eine Mitarbeiterin. „So können wir als Mensch-Hund-Team optimal arbeiten, denn jeder Hund hat seine ganz eigenen Stärken.“
Die Idee kam bei der Geschäftsführung sofort gut an – vor allem, weil ein strukturiertes Konzept vorgelegt wurde. Die Hunde wurden in einer Hundeschule umfassend ausgebildet. Dort lernten sie nicht nur die Grundkommandos wie „Sitz“, „Platz“, „Bleib“ und „Aus“, sondern auch, ruhig und gelassen in der Nähe von Rollatoren, Rollstühlen und anderen Hilfsmitteln zu agieren. Erst nach einer bestandenen Verhaltensprüfung durften sie als „Patientenfreunde“ in den Einsatz gehen.
„Wir haben mehr Patienten, die sich für diese besondere Form der Therapie eignen, als ausgebildete Hunde“, erklärt Thomas Becker, kaufmännischer Direktor des St. Irmgardis-Krankenhauses. „Gerade bei Menschen, die für uns als Therapeuten zunächst unerreichbar scheinen, öffnen sich durch den Kontakt mit den Hunden plötzlich Türen. Die Tiere schaffen es, in kürzester Zeit eine Verbindung aufzubauen – oft erfolgreicher, als wir es alleine könnten.“
Das St. Irmgardis-Krankenhaus ist die einzige Klinik im Kreis Viersen mit einer eigenen Geriatrie. „Wir sind mittlerweile bei einer Auslastung von rund 70 Patienten bei 160 Betten – die Nachfrage nach geriatrischer Betreuung ist deutlich größer als unser derzeitiges Angebot“, so Becker. „Deshalb haben wir einen Neubau für die Geriatrie beantragt. Außerdem haben wir alterstraumatologische Zentren gegründet – gemeinsam mit dem Hospital zum Heiligen Geist in Kempen, dem Städtischen Krankenhaus Nettetal und dem Allgemeinen Krankenhaus Viersen.“
Die „Patientenfreunde“ sind dabei ein wertvoller Baustein: In 15-minütigen Einheiten arbeiten sie mit einem oder zwei Patienten gleichzeitig. Besonders Menschen mit Demenz, Depressionen oder Mobilitätseinschränkungen – etwa nach Schlaganfällen – profitieren. „Oft beobachten wir schon während der Einheit eine Aufhellung der Stimmung und eine verbesserte Bewegungsfreude“, berichtet Becker. „Das ist für uns ein sichtbarer Beleg, wie gut diese Arbeit tut.“
Von diesem besonderen Projekt überzeugte sich nun auch Christoph Hopp, Bürgermeisterkandidat der CDU Viersen, bei einem persönlichen Besuch. Im Gepäck hatte er eine Spende der CDU in Höhe von 250 Euro. Dieses Geld soll den Mitarbeiterinnen zugutekommen, die ihre Hunde in ihrer Freizeit für den Einsatz vorbereiten und die laufenden Kosten – abgesehen von der durch die Klinik finanzierten Ausbildung – selbst tragen.
„Das ist wirklich eine beeindruckende Aktion! Die Verbindung zwischen Mensch und Hund ist etwas ganz Besonderes – hier im Krankenhaus wird sie zu echter Therapie. Beeindruckend, was die Hunde und ihre Ausbilderinnen leisten“, betonte Hopp. „Seit meine eigenen Söhne Hunde haben, weiß ich, wie viel Wärme, Nähe und Freude sie schenken. Für Patientinnen und Patienten kann das ein echter Lichtblick sein. Mit unserer Spende wollen wir Danke sagen und dieses wertvolle Engagement unterstützen – für noch mehr Menschlichkeit und Lebensfreude im Krankenhausalltag!“
St. Irmgardis-Krankenhaus möchte das Projekt auch weiterhin fortführen. Denn eines ist für Thomas Becker und das gesamte Team klar: „Die Hunde sind keine bloße Abwechslung – sie sind für viele Patienten der Schlüssel zu neuen Fortschritten und mehr Lebensqualität. Und genau das ist unser Ziel.“ (sk)

