Das Streetwork-Team der Stadt Viersen geht jetzt mit einem eigenen Kleinbus auf Tour durch die Stadtteile. Ein ehemaliger Krankentransportwagen dient als rollendes Büro und mobile Ansprechstelle. Das Fahrzeug wurde jetzt vor dem Stadthaus präsentiert.
Viersen – Ein ehemaliger Krankentransportwagen (KTW) der Feuerwehr Viersen ist jetzt der der „On Tour Bus“ des städtischen Streetworks. Die rote Folierung des Rettungsdienstes wurde durch eine passende Beklebung ersetzt und macht den neuen Einsatzzweck des Wagens deutlich. Wo früher die Krankentrage ihren Platz hatte, sind jetzt ein Tisch und Stühle untergebracht.
Hier haben die beiden Mitglieder des Streetworking-Teams ihren Arbeitsplatz, können aber auch Gespräche mit Besuchenden führen. Die Standards des Streetworkings sehen entweder ein mobiles Büro oder einen Kontaktladen als Anlaufpunkt vor. Das Jugendamt der Stadt Viersen hat sich für die mobile Version entschieden. Beigeordneter Ertunç Deniz, zu dessen Geschäftsbereich das Jugendamt gehört, sagte: „Ein solches Angebot ist neu im Kreis Viersen. Mit dem mobilen Büro sind unsere Stadtteile schneller erreichbar. So wird die aufsuchende Arbeit effektiver.“
Das Streetworking-Team der Stadt Viersen besteht aus Claudia Lausberg und Tobias Wilhelm. „Aufsuchend“ sind die beiden unterwegs. Sie steuern Plätze an, an denen sich Jugendliche oft aufhalten, signalisieren ihnen ihre Gesprächsbereitschaft, akzeptieren zugleich jederzeit ein Nein. „Unser Angebot ist absolut freiwillig. Wer nicht mit uns reden möchte, muss es nicht.“
Mit jedem Problem, das sie bedrückt, können sich junge Menschen an Wilhelm und Lausberg werden. Alles wird vertraulich behandelt. Stress und Probleme können mit Eltern, Schule, dem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz, mit Geld, Schulden oder Gerichtsverfahren zu tun haben, mit dem Thema Drogen oder damit, dass sich jemand seelisch oder körperlich bedroht fühlt.
Geduld ist eine Streetwork-Begleiterin. Ziele unter Zeitdruck erreichen, das passt nicht zum niederschwelligen Ansatz, in aller Entspanntheit und Offenheit Vertrauen aufzubauen. „Wir geben den jungen Menschen Zeit. Und wir akzeptieren ihre Rückzugsorte.“ Wenn es zu Gesprächen kommt und eine Motivation seitens der Teenager oder jungen Erwachsenen herauszuhören ist, Hilfe oder Anregungen zur Veränderung annehmen zu wollen, bleibt das in der Stadt gut vernetzte Team dran.
Kurze, schnelle Wege in Viersen erlauben es dem Team, Quantität und Qualität der Kontakte aufrecht zu erhalten. „Wir steuern innerhalb einer Woche alle Stadtteile an“, sagt Wilhelm.
Geduld braucht es auch, weil etliche Jugendliche der Gesellschaft eher misstrauisch begegnen. Lausberg: „Sie erleben nicht selten Abneigung und Stigmatisierung.“ Sie wolle, betont Lausberg, der Jugend von heute eine Stimme geben. Themen wie Fußball oder Kickboxen sind Türöffner, Humor in der Ansprache und Verlässlichkeit ebenso.
Beruflich war Tobias Wilhelm zunächst im Handwerk als Kfz-Lackierer tätig. 2015 bildete er sich zum Handwerksmeister fort. Doch Wilhelm war mit dem eingeschlagenen Weg nicht zufrieden. Der Viersener sattelte um, nahm das Studium „Soziale Arbeit“ auf und stieg nach dem Bachelor-Abschluss 2021 in die Praxis ein. Seine Motivation beschreibt Wilhelm so: „Ungefähr 18 Prozent der gesamten Lebenszeit verbringen wir auf der Arbeit. Ich möchte irgendwann zu Hause sitzen und das Gefühl haben, dass ich diese 18 Prozent möglichst sinnhaft verbracht habe.“
Claudia Lausberg beendete ihr Studium „Soziale Arbeit“ 2021. Nach zwei Jahren Projekterfahrung wechselte die Krefelderin nach Viersen. Lausberg will als Streetworkerin Jugendlichen helfen, ihre Ressourcen zu erkennen: „Ich möchte für Jugendliche und mit ihnen Möglichkeiten schaffen, sich individuell zu entwickeln, ohne von der Gesellschaft stigmatisiert und ausgegrenzt zu werden.“
Info
Tobias Wilhelm und Claudia Lausberg gehören zum Fachbereich 41, „Kinder, Jugend und Familie“ und sind als Sozialarbeiter und Sozialarbeiterin vorwiegend auf der Straße unterwegs. Sie bieten Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf Wunsch vertrauliche, persönliche und kostenlose Beratung und Begleitung ohne jegliche Gegenleistung an.
Streetworker Tobias Wilhelm ist mobil erreichbar unter 0151 23256770, per E-Mail unter tobias.wilhelm@viersen.de. Claudia Lausberg hat die Telefonnummer 0160 4545207. Ihre E-Mail-Adresse lautet: claudia.lausberg@viersen.de. Mehr im Internet unter www.younglife-viersen.de/dein-streetwork-kontakt/(opm)