Volksbund bringt Jugendliche an den Gräbern der Vorfahren zusammen

Beim Thema Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge denken viele nur an den Volkstrauertag und das Gedenken an die Weltkriegstoten. Das ist ein wichtiger Teil der Aufgaben des Vereins, aber bei weitem nicht der einzige. Jugendarbeit wird beim Volksbund groß geschrieben.

Krefeld – Davon konnte sich Birgitta Radermacher, Vorsitzende des Volksbund-Bezirksverbandes Düsseldorf, heute auf dem Krefelder Hauptfriedhof persönlich überzeugen. Die Düsseldorfer Regierungspräsidentin besuchte die Jugendlichen aus Deutschland und Frankreich, die dort im Rahmen eines Workcamps auf historische Spurensuche gingen.

Die 12 bis 15 Jahre alten Teilnehmer der deutsch-französischen Jugendbegegnung nehmen an dem Workcamp mit dem Titel „Wir schreiben Geschichte“ teil, das vom 18. bis 23. Juli in Nettetal (Kreis Viersen) stattfindet und -nach einem Abstecher zum Europaparlament in Brüssel- in Nordfrankreich fortgesetzt wird. Insgesamt beinhaltete die Spurensuche auf dem Krefelder Friedhof vier Stationen: 1. Denkmal für KZ-Toten aus Krefeld, 2. Denkmal und Kriegsgräberstätte für die gefallenen Soldaten des Ersten und Zweiten Weltkriegs, 3. Kriegsgräberstätte für die ausländischen Zwangsarbeitskräfte, 4. Kriegsgräberstätte und Denkmal für die Bombentoten aus Krefeld.

Kinga Kazmierczak, Bildungsreferentin des Volksbundes: „Der Besuch einer Kriegsgräberstätte ist fester Bestandteil eines Volksbund-Workcamps. Die Orte selbst und vor allem die Geschichten hinter den Gräbern bieten Jugendlichen einen ganz besonderen Zugang zur Geschichte der Weltkriege und des Nationalsozialismus. Sie treffen hier auf steinerne Zeitzeugen, die wir mit Hilfe von Quellen und Zusatzinformationen ‚zum Sprechen‘ bringen. Auf dem Krefelder Hauptfriedhof finden wir Denkmäler und Kriegsgräberstätten für ganz unterschiedliche Gruppen von Kriegstoten. Hier können wir die Geschichte des Zweiten Weltkrieges, des Nationalsozialismus sowie die Erinnerung daran multiperspektivisch beleuchten. Darüber hinaus haben wir mit Dr. Ingrid Schupetta eine lokale Expertin an Bord, die uns bei der Spurensuche mit ihrem Fachwissen unterstützt.“

An jeder Station erhielten die Jugendlichen zunächst einen Such- bzw. Beobachtungsauftrag. Danach wurden die Eindrücke der Jugendlichen gesammelt und diskutiert und sie erhielten Hintergrundinformationen zur jeweiligen Station. Am Ende der Spurensuche stand eine Reflexion darüber, warum die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg heute noch wichtig ist und welche Bedeutung solche Orte, wie Kriegsgräberstätten in diesem Zusammenhang haben.

„Die Erinnerung an die Opfer der verheerenden Kriege ist wichtig – für das Gedenken aber auch als Mahnung für die Gegenwart. Wer hätte noch zu Beginn des Jahres gedacht, wie wichtig und aktuell. Gerade vor dem Hintergrund aktueller Kriegsopfer in Europa ist die Begegnung junger Menschen aus unterschiedlichen Ländern und die gemeinsame Auseinandersetzung mit Geschichte und Erinnerungskultur aktive Friedensarbeit. Gemäß dem Leitbild des Volksbundes vermitteln diese Begegnungen die Werte von Menschenrechten, Demokratie und Frieden“, sagte Birgitta Radermacher.

Und die Leiterin des Workcamps, Marina Cretu, ergänzt: „Die deutsch-französische Jugendbegegnung widmet sich der Geschichte Deutschlands und Frankreichs nach dem Zweiten Weltkrieg als Vorbild der gelungenen Völkerverständigung. Es geht aber nicht nur um Geschichte. Bei erlebnispädagogischen Freizeitaktivitäten lernen die Jugendlichen, sich zu verständigen über kulturelle und sprachliche Grenzen hinweg. Das ist gelebte Völkerverständigung, wenn auch nur im Kleinen.“

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge widmet sich im Auftrag der Bundesregierung der Aufgabe, Gräber der deutschen Kriegstoten im Ausland zu erfassen, zu erhalten und zu pflegen. Er betreut über 800 Kriegsgräberstätten in 46 Staaten in Europa und Nordafrika. Darüber hinaus engagiert sich der Verein in der Erinnerungskultur und fördert die Bildung und Begegnung junger Menschen an den Ruhestätten der Toten.
Landesgeschäftsführer Stefan Schmidt dankte dem Kommunalbetrieb Krefeld für die Unterstützung bei der Vorbereitung der Spurensuche und betonte: „Kriegsgräberstätten zeigen sehr konkret und eindrücklich die Folgen von Kriegen. Unsere Hoffnung ist, dass sie Menschen aller Nationen berühren, sie zum Nachdenken anregen und zum tätigen Einsatz für den Frieden motivieren.“

Der Volksbund betrachtet die Kriegsgräberstätten als Orte internationaler Begegnung und als Ausgangspunkte für den grenzüberschreitenden Dialog über die Folgen und Ursachen von Kriegen, sowie als Prävention gegen künftige Konflikte und Kriege. (opm)

Foto: hhach/Pixabay