Viersens lebendige Geschichte … Straßen und Plätze erzählen
Von RS-Redakteurin Sabrina Köhler
Viersen – Der Hermann-Hülser-Platz, der vor der beeindruckenden Festhalle in Viersen liegt, hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Ursprünglich im Jahr 1913 mit der Einweihung der Festhalle angelegt, trug dieser zentrale Ort zunächst verschiedene Namen: Von der Friedrich-Ebert-Straße (21.4.1955 – 15.9.1970) zum Festhallenplatz (15.9.1970 – 17.12.1974). Heute trägt er stolz den Namen eines Mannes, der die Nachkriegszeit in Viersen maßgeblich prägte: Hermann Hülser (1888 – 1973).
Hermann Hülser, ein ehemaliger Postbeamter und Stadtbrandmeister, wurde im März 1945 von der amerikanischen Militärregierung zum hauptamtlichen Polizeichef von Viersen ernannt. Bereits vor dem Krieg hatte er sich durch den Aufbau einer vorbildlichen Feuerwehr in seiner Heimatstadt verdient gemacht. Trotz der politischen Verfolgung während der NS-Zeit, in der ihm seine Mitgliedschaft in der Zentrumspartei untersagt wurde, engagierte sich Hülser nach dem Krieg maßgeblich in der Kommunalpolitik. Als Mitbegründer der Viersener CDU führte sein Weg ihn schließlich ins Amt des Oberbürgermeisters, eine Position, die er von 1946 bis zu seinem freiwilligen Rücktritt im Jahr 1966 fast zwei Jahrzehnte lang innehatte. Seine politische Karriere war ebenso beeindruckend wie seine Ehrungen: Neben seiner langjährigen Mitgliedschaft im nordrhein-westfälischen Landtag erhielt er das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und wurde Ehrenbürger seiner Heimatstadt.
Der Platz, der heute seinen Namen trägt, war ursprünglich für eine kombinierte Turn- und Festhalle vorgesehen. Diese Pläne änderten sich jedoch, als Josef Kaiser, der 1913 zum Kommerzienrat ernannt wurde, der Stadt Viersen eine großzügige Spende von 280.000 Reichsmark zukommen ließ, davon 130.000 RM für den Bau der Halle. Die Stadtverordnetenversammlung entschied sich, das Geld ausschließlich in den Bau einer Festhalle zu investieren, während die Bedürfnisse des Turnvereins später berücksichtigt wurden. Dies führte 1927 zur Eröffnung der Turnhalle an der Gereonstraße 126. (sk)