Vor ausverkauftem Haus brachte LaBrassBanda Gaudi an den Hohen Busch

Bereits in Moskau und Sibirien traten die fünf jungen Musiker aus dem bayerischen Übersee am Chiemsee barfuß auf. In Viersen brachen sie nicht mit dieser Tradition. Ihre fetzige Blasmusik mit Parallelen zum Polka-Techno-Beat und Gypsy riss mit und wurde von dem begeisterten Publikum mit Standing Ovations belohnt.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker

Viersen – Es ist ein Februarabend, fast Mitternacht in Grassau im Chiemgau, als eine Idee geboren wird, die heute das Publikum zum Jubeln bringt. Warum nur Bierzelte mit bayerischer Musik füllen, warum nicht aus Clubs? So planen fünf studierte junge Musiker aus Bayern ihre ersten fetzigen Rhythmen und kräftigen Bässe mit Tuba, Trompete, Posaune, E-Bass und Schlagzeug. Was daraus erwachsen ist, das konnten die Besucher der Viersener Kulturbühne am vergangenen Freitagabend live erleben und die Meinung war einstimmig – es war ein Abend, er so schnell nicht vergessen werden wird.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Seit 2017 mittlerweile begeistern die Mitglieder der Band LaBrassBanda mit ihrer bayerischen Pop-Folklore und standen bereits in Bosnien, Frankreich, Italien oder Afrika auf der Bühne. Ihr Stil ist besonders, nicht nur, weil sie in Lederhosen und barfuß auf der Bühne stehen – die übrigens, weil es keine „bequemere und pflegeleichtere Alternative“ gibt. Ihre Texte frei und ungezähmt, ihre Töne wummernd und durchdringend.

Bereits der Bandname lässt eine Ahnung zu, was am Hohen Busch präsentiert wurde, denn LaBrassBanda vermischt die englische Bezeichnung Brass Band, eine Arbeiter-Blasmusikformation mit dem italienischen la banda (Blaskapelle). Irgendwie multikulturell und doch traditionell spielen alle Musiker auf Instrumenten, die weniger als 100 Euro gekostet haben, aber auf der anderen Seite allerdings mindestens 100 Jahre alt sind – stetig begleitet von rhythmischem Mitsingen, Hüpfen und garantiertem Nicht-Still-Sitzen.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

An der Kulturbühne waren Stühle und Tische an diesem Abend überbewertet. Bis auf den letzten Platz besetzt, lernten sich Fremde kennen, jubelten gemeinsam und fanden ebenfalls gemeinsam zur Ruhe, als die Band zu einer Schweigeminute im Gedenken an die Opfer der aktuellen Hochwasserkatastrophe aufrief.

Ein abwechslungsreicher Abend mit Alpenjazztechno, Reggae und Gypsy aus Bayern ohne volkstümliche Klischees, dafür aber jede Menge Gaudi. Das Septett hat mit seinem rasanten, kraftvollen Sound garantiert neue Fans in Viersen gefunden. (nb)

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming