Wellen aus Klang und Sehnsucht: Locomondo verzaubert Bochum mit globalem Soundtrack

Es war einer dieser Abende, die mehr als nur ein Konzert sind. Ein musikalisches Mosaik, das Menschen, Kulturen und Geschichten zusammenführte. Als Locomondo die Bühne im Bahnhof Langendreer betrat, vibrierte der Raum – voll bis auf den letzten Stehplatz, dicht gedrängt und doch voller Leichtigkeit.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker

Kunst & Kultur – Die Athener Band, längst mehr als ein Geheimtipp in der Weltmusikszene, gab zum Auftakt ihrer Deutschlandtour anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Agentur ASTAMATITOS World Music ein energiegeladenes Konzert, das Erinnerungen wachrief und neue schuf. Schon bevor der erste Ton erklang, war spürbar: Hier trifft nicht einfach Musik auf Publikum. Hier geschieht Begegnung.

Foto: Rheinischer Spiegel

Die Stimmung: überschwänglich. Der Platz: kaum vorhanden. Das Gefühl: grenzenlos. Tanzen war zwar schwierig – aber das hinderte niemanden daran, sich rhythmisch wiegend zwischen fremden Schultern und bekannten Gesichtern in die Musik zu verlieren. Das Publikum – ein bunter Querschnitt durch Generationen, Sprachen und Lebenswelten – ließ sich mitreißen von Locomondos Mischung aus griechischem Rembetiko, jamaikanischem Reggae, Ska, Dub und globaler Groove-Vielfalt.

Markos Koumaris, Sänger, Gitarrist und Herz der Band, bewies sich erneut als stimmgewaltiger Weltenwandler. Seine sprachliche Vielfalt – charmant, fließend und authentisch – machte ihn zum Moderator eines musikalischen Weltgeschehens. Seine Erzählungen zwischen den Songs gaben Einblicke in die Seele der Band und die Geschichten hinter den Liedern. Doch Locomondo ist mehr als nur ihr Frontmann. Jeder der sieben Musiker steht für sich – und gemeinsam erschaffen sie eine klangliche Landschaft, die ihresgleichen sucht: Bouzouki und Akkordeon tanzen mit Dub-Basslinien, Bläsersätze gleiten über Offbeats, und der Baglama erzählt Geschichten, die älter sind als die moderne Popmusik.

Foto: Rheinischer Spiegel

Dass Locomondo auch auf internationalen Bühnen zuhause ist, bewiesen sie längst: Sie standen bereits mit Größen wie Manu Chao, Alpha Blondy, The Wailers, The Skatalites, Aswad und Mad Professor auf der Bühne – und trugen ihre Vision von musikalischer Völkerverständigung von Athen bis Südamerika.

Der Durchbruch kam 2005 mit dem Album „12 meres stin Jamaica“ – aufgenommen im legendären Studio One in Kingston mit Posaunist Vin Gordon, einer Ikone des Ska. Diese Reise auf die andere Seite des Atlantiks war mehr als ein musikalisches Experiment – sie war ein Brückenschlag zwischen Welten. Ein Brückenschlag, der auch Nikos Nikiforos, Gründer von ASTAMATITOS, überzeugte: Als er das Album in Griechenland entdeckte, stand für ihn fest – diese Band gehört auf deutsche Bühnen.

Und so begann 2006 eine Zusammenarbeit, die seither nicht nur Tourneen, sondern auch freundschaftliche Verbundenheit und kulturellen Austausch hervorgebracht hat. Ein Höhepunkt: 2009 wurde Locomondos Version von „Frangosyriani“ Teil von Fatih Akins preisgekröntem Film „Soul Kitchen“ – ein Ritterschlag für eine Band, die sich nie verbogen hat, sondern ihren eigenen Weg ging.

In Bochum nun der nächste Meilenstein: ein Abend voller Klangfarben, Erinnerungen und Ausblick auf das, was noch kommt. Denn Locomondo ist nicht nur ein musikalisches Projekt – sie sind ein Gefühl, das sich mit jedem Ton neu entfaltet: eine Einladung, sich für einen Moment der Musik zu überlassen, die Welt zu vergessen – und doch ganz in ihr zu sein. Wer die Band in Deutschland gerne noch erleben möchte, sollte sich den 10. November vormerken. Um 20.00 Uhr treten die Musiker im Pantheon-Theater Bonn auf. Tickets auf www.koelnbonn-live.de. (nb)

Foto: Rheinischer Spiegel