Von wegen Eigenbrötler im stillen Kämmerlein: Das Klischee vom sozial unbeholfenen Zocker ist längst überholt. Stattdessen entwickelt sich die Gaminggemeinde immer mehr zu einer echten Gemeinschaft.
Service – Während auf vielen sozialen Medien liken oder teilen genügt, um sich anderen verbunden zu fühlen, wird bei Videospielen deutlich mehr Einsatz gefordert, um Teil eines Teams oder einer Fangruppe zu werden. Dabei fallen geografische und demografische Grenzen immer stärker weg. Obwohl es leichter ist, mit Gamern in der eigenen Zeitzone zu spielen, lassen sich zum Beispiel Kanäle auf Twitch jederzeit streamen, selbst wenn der Live-Chat dazu verpasst wird.

Der positive soziale Aspekt ist dabei nicht an Altersgruppen geknüpft. Während laut Umfragen rund 41 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die Videospiele zocken, Streaming-Dienste nutzen, um mit anderen Zockern zu chatten, finden auch Senioren hier verstärkt neue Kontakte. Das hilft dabei, die Einsamkeit zu vertreiben. Ganze Teams lassen sich im Internet finden, und statt nebenbei durch einen Feed zu scrollen, wird gemeinsam gespielt, es werden Tipps ausgetauscht, und so manche echte Freundschaft hat mit einem Wissensquiz, einem virtuellen Fußballspiel oder einer epischen Runde in Fortnight oder Dota 2 auf der Konsole oder dem Smartphone begonnen.
Inzwischen werden die Vorteile von Videospielen sogar von Gesundheitsexperten bestätigt, wobei es allerdings wie überall aufs Maßhalten und den verantwortungsvollen Umgang mit Inhalten geht. Wer seine Kinder zocken lässt, sollte darauf achten, dass die Spiele tatsächlich kindgerecht und harmlos sind. Das gilt allerdings genauso für andere Altersgruppen und für so gut wie jeden Inhalt im Internet.
Je hektischer unser Alltag wird, desto schwieriger ist es, Gleichgesinnte und Freunde zu finden und gemeinsame Termine zu vereinbaren. Doch auch vor dem Bildschirm lassen sich soziale Kontakte pflegen. Das gilt für einen gemeinsamen Besuch im Online Casino genauso wie fürs Gucken und anschließende Durchhecheln von virtueller Bundesliga, Weltmeisterschaften in E-Sports, oder dem jüngsten Beitrag auf einem Gaming-Kanal.
Weil die meisten Zocker genauso gern selbst spielen wie Spiele angucken, und die meisten der populären Games Multi-Player-Spiele sind, kommt es auf die Interaktion drauf an, um Erfolg zu haben. Es genügt nicht, eine Mannschaft zusammen zu bekommen. Genau wie im Fußball oder anderen Teamsportarten müssen auch die Gamer lernen, sich aufeinander einzustellen, die jeweiligen Stärken auszunutzen, und zu einer Einheit zu verschmelzen.
Zu den Vorteilen von Videospielen zählen Wissenschaftler deshalb unter anderem soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Empathie und Frustrationstoleranz. Chats und Diskussionen vorher und hinterher bedeuten echte Kommunikation, ob die Zocker nun im gleichen Raum oder über die Welt verteilt sind. Während beim konzentrierten Spielen kaum Zeit für einen anderen Gedanken bleibt, gehört hinterher auch Gelächter dazu, wenn der soziale Aspekt in den Vordergrund rückt.
Richtig eingesetzt, kann Gaming sogar die mentale Gesundheit stärken und bei depressiven Stimmungen und Gefühlen der Einsamkeit helfen. Weil die Gamergemeinschaft so groß und vielfältig ist, lassen sich immer Leute finden, die die gleichen Interessen haben oder die bereit sind, zuzuhören. Zusammen gezockte Spiele schaffen geteilte Erlebnisse, und weil sie meist von gegenseitiger Unterstützung abhängen, vermitteln sie das Gefühl, nicht allein zu sein. Je häufiger die gleichen Zocker online zusammentreffen, desto mehr echte Verbundenheit entsteht.
Allein in Deutschland unterhalten sich rund 34,3 Millionen Menschen regelmäßig oder gelegentlich mit Videospielen. Dabei ist das Smartphone längst zum Spitzenreiter unter der Gamingplattformen geworden.
Während Videospiele einst als Domäne von Jugendlichen und eingefleischten Nerds galten, sind mittlerweile Zocker in allen Altersgruppen vertreten. In Deutschland war 2024 die Gruppe der 50- bis 59-Jährigen mit 18 Prozent die größte Gruppe, gefolgt von den 30- bis 39-Jährigen mit 17 Prozent und den 10- bis 19-Jährigen mit 16 Prozent. Die Altersgruppe ab 60 Jahren kam auf 12 Prozent.
Während Puzzlespiele wie Sudoku oder Wordle allein gezockt werden, können auch sie überraschend sozial sein, wenn Tipps oder Ergebnisse ausgetauscht werden oder miteinander im Wettstreit gegen die Uhr gerätselt wird.
Vielfach ist es gerade der gemeinschaftliche Aspekt, der den Spielespaß attraktiv macht. Wer per Wischen oder Klicken auf Abenteuersuche geht, hat meist noch mehr davon, wenn er treue Gefährten an seiner Seite weiß oder sich vor einem bewundernden Publikum mit seinen Gegnern misst.
Eine Mischung aus Online-Community und realer Gemeinschaft nimmt ebenfalls an Bedeutung zu. Eine wachsende Zahl an E-Sports wird inzwischen in etlichen Städten als lokale Liga oder auf höherer Ebene gezockt. Online spielen und offline Beisammensein ist das Bundeglied zwischen sozialen Kontakten im Internet und Geselligkeit und Freundschaftspflege auf die althergebrachte Art. Von wegen Eigenbrötler im stillen Kämmerlein … (opm)