Wie palavert Nordrhein-Westfalen wo?

Landschaftsverbände veröffentlichen zweite Fragerunde in Sprach-App „Palava“.

Region – Vor einem Jahr starteten die Landschaftsverbände Westfalen-Lippe (LWL) und Rheinland (LVR) ihre Sprach-App „Palava“. Seitdem werden damit umfangreiche Forschungsdaten zur regionalen Umgangssprache in Nordrhein-Westfalen gesammelt. An der ersten Fragerunde beteiligten sich über 11.000 Menschen, die über 380.000 Antworten in die App einsprachen. In der LWL-Kommission für Mundart- und Namenforschung in Münster und im LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte in Bonn werden die Daten nun ausgewertet. Erste Ergebnisse in Form von Sprachkarten und Kartenkommentaren sind bereits in der App zu sehen.

Jetzt soll weiter palavert werden: „Wir sind begeistert über die große Bereitschaft, an unserem Forschungsprojekt mitzuwirken“, sagt LVR-Sprachwissenschaftlerin Dr. Charlotte Rein. „Doch es gibt noch viele weitere Sprachphänomene, die uns interessieren“, ergänzt ihr LWL-Kollege Timo Schürmann. Deswegen sind 36 neue Fragen in der App zu finden. Wenn das Wetter also jetzt häufiger mal „usselig“ ist, kann man es sich im Schlafanzug (oder Pölter?) auf dem Sofa bequem machen und ein bisschen in der „Palava“-App stöbern. Und da mit dem 11. November auch die Karnevalssession startet, drehen sich einige Fragen rund um den Wortschatz der fünften Jahreszeit. Bis Weihnachten wird zusätzlich alle zwei Wochen ein neuer Frageblock freigeschaltet.
Alle Interessierten sind herzlich zur Teilnahme eingeladen. Die App „Palava“ gibt es kostenfrei in allen App-Stores.

Über die aktuellen Umgangssprachen in NRW ist bisher wenig bekannt. Es fehlen umfangreiche Sprachdaten der Sprecher:innen. Häufig sind Umgangssprachen durch alte Dialekte der Regionen geprägt – und diese sind in NRW sehr unterschiedlich. Daher ist zu erwarten, dass auch die Umgangssprachen in NRW durch eine große Vielfalt gekennzeichnet sind. Auch Menschen, die nie Dialekt gelernt haben, benutzen „alte“ Dialektwörter wie zum Beispiel „Speicher“ im Rheinland oder „Balken“ in Westfalen für den Dachboden. Der Vorteil der „Palava“-App liegt vor allem darin, dass die Nutzer:innen ihre Sprache durch die Sprachaufzeichnungen mit dem Smartphone selbst dokumentieren können. So können auch lautliche Unterschiede in NRW erforscht werden: Wo sagt man „Milch“ und wo „Milsch“? Wer sagt „Soße“ und wer „Sose“? Wo überwiegt „dat“ und „wat“ gegenüber „das“ und „was“? (opm)

Mit der Sprach-App „Palava“ untersuchen die Sprachforscher:innen von LWL und LVR die Umgangssprachen in NRW. Foto: LWL/Bomholt