Zumindest am Viersener Busbahnhof ist in den vergangenen Jahren stetig ein Angstraum gewachsen. Jugendliche die Plakate, Palmen oder Mülleimer anzünden, Steine auf fahrende Busse werfen und Überfälle sind mittlerweile regelmäßiger Bestandteil der Berichterstattung.
Von RS-Redakteur Dietmar Thelen
Viersen – Um die Situation rund um den Busbahnhof und den Rathausmarkt zu entschärfen, hat der Eigentümer des Gebäudekomplexes mittlerweile einen Sicherheitsdienst beauftragt, der von den Anwohnern und Geschäftsleuten mitgetragen wird. Gerade erst kam es erneut zu einem Zwischenfall, bei dem zwei Tatverdächtige, gerade einmal 13 und 15 Jahre alt, versuchten einen 14-Jährigen zu berauben. Eine Woche zuvor berichtete die Polizei Viersen von einem weiteren Raub, bei dem ein 20-Jähriger aus Viersen auf dem Rathausmarkt von einer Gruppe Jugendlicher angegriffen worden war. „Augenscheinlich wollten diese ihm eine JBL-Box rauben“, so der Polizeibericht. „Ihm und seinen beiden Begleitern sei es aber gelungen, die Box bis zum Eintreffen der Polizei zu verteidigen. Dabei habe er diverse Schläge einstecken müssen. Die Gruppe der Schlagenden habe aus mindestens vier jungen Leuten bestanden, drei jungen Männern und einer jungen Frau.“

Doch ebenfalls eine angezündete Palme und Mülleimer, zerschlagene Scheiben, fliegende Steine auf fahrende Busse, zerstörtes Mobiliar und Feuerwerkskörper, die in der Tiefgarage unter Autos angezündet wurden, gehören zum fast täglichen Bild rund um den Rathausmarkt dazu, berichtet eine Anwohnerin dem Rheinischen Spiegel. Die Anwohner und Geschäftsleute haben sich deshalb mittlerweile an die Stadt Viersen und den Kreis Viersen mit einer Unterschriftenliste gewandt, doch zuständig sei die Polizei, so die Antwort der Behörden. Diese kontrolliert den Bereich zwar verstärkt, doch die Zahl der Vorfälle scheint anzuwachsen.
„Teilweise gibt es sogar Videoaufnahmen von Vorfällen“, erklärt die Anwohnerin, die bereits seit mehr als einem Jahrzehnt hier Zuhause ist. „Ich suche mir nun eine andere Wohnung, ich habe Angst und mich und meinen Mann. Wir sind nicht mehr die Jüngsten und sehen mit Erschrecken, was hier los ist.“ Deswegen habe sie bereitwillig ihre Unterschrift unter das aufrüttelnde Schreiben an die Behörden gesetzt – sie ist nicht alleine mit ihrer Forderung nach einer Videoüberwachung, einer erhöhten Polizeipräsenz nach Schulschluss und einem runden Tisch mit der benachbarten Gesamtschule.

Für die Videoüberwachung sieht die Stadt Viersen laut Aussage der Anwohnerin allerdings keine rechtliche Handhabe. Zusätzlich zur Polizei wäre auch der Kommunale Ordnungsdienst verstärkt vor Ort, denn die Situation ist bekannt. „Nur ändert sich an ihr nichts“, so die Anwohnerin und schüttelt den Kopf. „Wir fühlen uns von der Stadt Viersen, auf deren Gebiet wir ja nun mal liegen, völlig alleine gelassen. Wir sehen eine erhöhte Gefahrenlage, warum sind wir da alleine und warum sehen weder die Polizei noch die Bürgermeisterin die wachsende Bedrohung?“
Und der private Sicherheitsdienst? „Der wurde von einem Jugendlichen mit einem Messer angegriffen. Wir haben hier Verhältnisse wie in Großstädten. Da helfen auch die neuen Leuchten nicht, die die Stadt am Busbahnhof angebracht hat. Mein Mann und ich, wir parken schon nicht mehr in der Tiefgarage.“ Die Angst sei zu groß. (dt)