Wirtschaft vor Natur? Das Cargobeamer-Terminal in Nettetal-Kaldenkirchen ist umstritten

Ein großangelegtes Logistikprojekt erhitzt die Gemüter in Nettetal-Kaldenkirchen. Die Cargobeamer Terminal GmbH plant direkt an der Autobahnauffahrt Kaldenkirchen die Errichtung eines riesigen Terminals – unterstützt von der Stadt Nettetal, dem Kreis Viersen, der Bezirksregierung und der Landesregierung Nordrhein-Westfalen (NRW). Nach jahrelangen Vorbereitungen wird die Umsetzung nun konkret. Doch die Pläne werfen erhebliche Fragen zum Schutz von Natur und Umwelt auf.
Von RS-Redakteurin Sabrina Köhler

Nettetal – Die geplante Versiegelung der benötigten Flächen ist massiv und unumkehrbar. Dies widerspricht den wiederholten Warnungen der Landesregierung und des grünen Umweltministers vor den Folgen der fortschreitenden Flächenversiegelung im Kampf gegen den Klimawandel, mahnt der BUND Stadt und Kreis Viersen. Umso größer ist die Kritik der Naturschützer, dass dieselben Politiker, die gegen Versiegelung eintreten, diese in diesem Fall ohne Einschränkungen befürworten. Begründet werde dies – wie so oft – mit wirtschaftlichen und finanziellen Zwängen.

Das Terminal bedeutet jedoch nicht nur die Versiegelung von Freiflächen, sondern auch den Verlust von wertvollen Naturressourcen. „So werden in einer Stellungnahme (Synopse) der Bezirkregierung – wie immer – weder präzise Angaben über die tatsächlichen Verluste von Bäumen und Sträuchern gemacht, noch über deren tatsächlichen Ausgleichsmaßnahmen. Desgleichen wird das Ausmaß der Waldvernichtung nicht präzise benannt, noch die gesetzlich vorgeschriebenen Ausgleichsmassnahmen verifiziert“, unterstreicht der BUND Stadt und Kreis Viersen.

Der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) Stadt und Kreis Viersen erinnert in diesem Zusammenhang an den langjährigen Kampf um eine 350 Jahre alte, geschützte Solitär-Eiche. Bereits vor über einem Jahrzehnt wurde versucht dieses Naturdenkmal zu retten, das damals schon den Planungen zum Opfer fiel. Heute scheint sich die Geschichte zu wiederholen und erneut werden Natur und Freiflächen für wirtschaftliche Interessen geopfert.

„Dem BUND Stadt und Kreis Viersen gegenüber gibt man von Politik und Verwaltung immer als Schutzargument an, dass es verwaltungs-juristische Gründe für die Durchführung dieser Planung gäbe. Das heißt, dass man auch weiterhin – gegen jede naturschützerische Einsicht, Natur- und Freiflächen versiegeln wird. Man ist von Seiten der behördlichen Planungsbüros nicht einmal bereit dazu wenigstens alternative Lösungen mit weniger Flächenverbrauch zuzulassen und anzuwenden“, so die Naturschützer. „Die Naturschutzvorgaben werden stattdessen im Zug der gesetzlichen Vorgaben innerhalb der „Handlungsspielräume“ der Behörden mit fast zu 100 % zugunsten der Nutzerseite „ausgeschöpft“.“

„Dass auch die regionale Politik diese Praktiken voll unterstützt, leistet der Demokratieverdrossenheit der Bürger in unserem Land weiteren, entscheidenden Vorschub. Dazu haben wir leider noch keinen der Politiker seine Meinung äußern gehört“, betont Horst Meister, Mitglied des Naturschutzbeirats und Sprecher des BUND Stadt und Kreis Viersen.

Das geplante Cargobeamer-Terminal steht symbolisch für einen Umgang mit Natur und Umwelt, der kurzfristige wirtschaftliche Interessen über langfristige ökologische Verantwortung stellt. Während der Klimawandel immer drängender wird, erfordert nachhaltige Politik ein Umdenken – nicht zuletzt bei der Frage, ob es Alternativen zur vollständigen Versiegelung von Freiflächen gibt.

Der BUND ruft Politik, Verwaltung und Bürgerschaft auf, den Fokus auf den Erhalt von Natur und Freiflächen zu lenken und echte Alternativen zu prüfen. Andernfalls drohe Nettetal-Kaldenkirchen ein weiteres Beispiel für die irreversible Zerstörung wertvoller Naturräume – und damit ein weiteres Stück verlorene Zukunft. (sk)

Bereits vor über 10 Jahren hat der BUND Viersen vergeblich für den Erhalt einer 350-jährigen, geschützten Solitär-Eiche gekämpft. Foto: BUND Stadt und Kreis Viersen