Bei herrlichem Wetter durch Wald und Wiesen streifen – für Naturfreunde gibt es kaum etwas Schöneres. Weil sie bei der körperlichen Anstrengung schnell ins Schwitzen kommen, bevorzugen viele Wanderer kurze Kleidung. Ein gefundenes Fressen für Zecken, die häufig gefährliche Viren oder Bakterien mit sich tragen. Die Folge eines Zeckenbisses können Erkrankungen wie die Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME, oder Borreliose sein. Experten erwarten in diesem Jahr erneut eine Zeckenplage.
Von RS-Redakteurin Claudia-Isabell Schmitz
Ratgeber – Schnell wird ein scheinbar harmloser Zeckenbiss zu einer großen Gefahr. Das FSME-Virus oder Borreliose zählen zu den häufigsten Infektionen. Fast nie lassen sich Zecken dabei von den Bäumen auf ihre Wirte fallen, werden von Gräsern und kleinen Büschen abgestreift. In der Zeckensaison von April bis November ist Gefahr durch Zecken am größten, jedoch auch in milden Wintern sind sie zu finden. Schützen können Zeckensprays, denn Zecken warten nicht nur in Wäldern auf ihre Wirte, sondern auch in Gärten und Grünanlagen.
Doch was tun, wenn die Zecke zugebissen hat?
Steckt die Zecke noch in der Haut, sollte diese so schnell wie möglich entfernt werden. Hierzu gibt es im Handel unter anderem spezielle Zeckenzangen oder Zeckenkarten, allerdings ist das Entfernen auch mit einer Pinzette möglich. Greifen Sie den Zeckenkopf so nah wie möglich an der Haut und ziehen Sie die Zecke dann langsam, wenn irgendwie möglich mit dem Mundwerkzeug heraus. Drehen Sie die Zecke beim Ziehen nicht. Greifen Sie die Zecke nicht am Körper oder gar mit den Händen. Wenn der Körper zerquetscht wird, dann können Speichel und Darminhalt in die Wunde gepresst werden. Ebenfalls Klebstoff, Alkohol oder Öl, die als „Hausmittel“ durch die Welt geistern sollten nicht auf die Zecke gegeben werden und auch das Abbrennen führt zu Reaktionen, die eventuell vorhandene Krankheitserreger nur noch schneller übertragen. Ist die Zecke entfernt, sollte die Wunde desinfiziert werden. Sollten nach dem Entfernen noch Reste der Zecke in der Haut stecken, ist ein Besuch beim Arzt angesagt, damit dieser alle verbliebenen Stück entfernen kann. Auch wenn sich die Stichstelle verändert oder Symptome auftreten, die wie eine Grippe wirken ist ärztliche Hilfe der nächste Schritt.
Zwar werden in vielen Fällen bei Zeckenbissen keine Krankheitserreger übertragen und erfordern so keinen Arztbesuch, aber es geht auch anders. Ganz besonders in den ausgewiesenen Risikogebieten und diese weiten sich in diesem Sommer immer stärker aus, denn Fachleute erwarten eine Zeckenplage. Suchen Sie daher einen Arzt auf, wenn Sie die Zecke nicht oder nur teilweise entfernen konnten oder sich nach dem Biss eine scharf umrandete Rötung bildet, die sich zudem durchaus auch ausbreiten kann. Ein weiterer Hinweis ist eine Rötung mit einem oder mehreren Ringen, die Entzündung des Stichs bis hin zu einer Vereiterung oder Symptome, die wie eine Grippe (Fieber, Müdigkeit, Gliederschmerzen) wirken.

„Wer eine private Unfallversicherung hat, soll auf jeden Fall darauf achten, dass Infektionen durch Zecken als Unfall eingestuft werden“, empfiehlt LVM-Vertrauensmann Sven Engelbergs, der in Viersen eine Versicherungsagentur betreibt (www.lvm-viersen.de). Früher habe es bei Fällen von Borreliose und FSME keinen Unfallschutz gegeben, „viele Versicherer haben ihre Bedingungen aber inzwischen angepasst“.
Sven Engelbergs rät Naturfreunden spätestens vor dem Antritt ihres nächsten Wanderurlaubs einen Blick in ihre Versicherungsbedingungen zu werfen und ihren Schutz zu überprüfen. Zum anderen legt er ihnen ans Herz, sich in jedem Fall impfen zu lassen: „Zwar gibt es gegen Borreliose noch keinen Impfstoff – aber immerhin lässt sich das Risiko einer FSME-Erkrankung senken.“
Jedes Jahr infizieren sich alleine in Deutschland mehr als 213.000 Menschen an Borreliose. Da einige Stunden ins Land ziehen, bis die Borrelien den Weg in den Blutkreislauf des Wirtes finden, ist es umso wichtiger die Zecke unverzüglich nach dem Biss (bzw. eher nach dem Stich, denn die Mundwerkzeuge der Zecken bestehen aus einem Stech- und Saugapparat) zu entfernen. Dabei ist die Gefahr an Borreliose zu erkranken nicht überall gleich hoch, weshalb jedes Jahr erneut Risikogebiete ausgewiesen werden. In Brandenburg, Bayern, Sachsen und entlang der Grenze zu Polen und Tschechien liegt die Gefahr besonders hoch.
Wird die Borreliose nicht entdeckt, vermehren sich die Borrelien im Blut. Das Fieber steigt, es kann zu einer Wanderröte kommen. Bei Kindern treten häufig Lähmungserscheinungen auf. Haben die Borrelien das Nervensystem befallen, besteht die Gefahr, dass sie sich zu einer Gehirnhausentzündung ausbilden.
Auch die Symptome der FSME, der „Frühsommer Meningo Enzephalitits“ wirken wie eine Grippe. Fieber und Gliederschmerzen treten auf, allerdings haben viele kein Krankheitsanzeichen. Auch hier wird das zentrale Nervensystem angegriffen, eine Gehirnhautentzündung ist möglich. Gegen FSME können Sie sich impfen lassen, denn einmal infiziert kann FSME nicht mehr behandelt werden. (cs)