Ein Jahr mit zwei Gesichtern für die Caritas

Ein herausforderndes Jahr 2022 liegt hinter dem Caritasverband Region Mönchengladbach, wie der jetzt vorgestellte Jahresbericht zeigt. Trotz Corona-Pandemie und der Folgen des Krieges in der Ukraine hat die Caritas ihr Angebot für die Menschen in der Region ausgeweitet. Größtes Problem bleibt der Fachkräftemangel.

Mönchengladbach – „2022 war ein Jahr mit zwei Gesichtern“, sagt Caritas-Geschäftsführer Frank Polixa. Einerseits sei vor allem für die älteren Menschen in den Einrichtungen „nach zwei sehr harten Corona-Jahren wieder ganz viel Normalität“ möglich gewesen. Andererseits gab es Corona-Ausbrüche in Einrichtungen – eine Tagespflege musste sogar für 14 Tage geschlossen werden, nachdem sich das komplette Team mit dem Coronavirus infiziert hatte.

„Immer wieder war von unseren Mitarbeitenden ein besonderes Maß an Flexibilität, Fingerspitzengefühl und Fürsorge für die von uns betreuten Menschen gefragt“, berichtet Polixa. Zudem hätten einige Infizierte sehr unter den Auswirkungen der Erkrankung gelitten. „Die Anspannung und Erschöpfung in den Diensten und Einrichtungen sind nach drei Jahren der Pandemie nach wie vor deutlich zu spüren“, sagt der Geschäftsführer.

Das unterstreicht Caritas-Vorsitzender Dr. Christof Wellens: „Wir haben im vergangenen Jahr deutlich gespürt, dass die Pandemie ihren Tribut von unseren Mitarbeitenden fordert. Zum ersten Mal seit Jahren ist die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unserem Verband gesunken – und das, obwohl wir mit der Tagespflege in der Lebenskirche St. Johannes in Rheydt sogar eine neue Einrichtung eröffnet haben.“

Ende 2022 arbeiteten 808 hauptamtlich Beschäftigte beim Caritasverband – 25 weniger als ein Jahr zuvor. Dabei ist die Zahl der Vollzeitkräfte sogar gestiegen, und zwar von 498 auf 502. Die Hälfte der Mitarbeitenden ist 50 Jahre und älter, etwa jeder siebte ist unter 30. Ende 2022 hatte der Verband 60 Auszubildende. Bei der Caritas sind Menschen aus 40 Nationen hauptberuflich beschäftigt.

Die Pandemie hat den Arbeitskräftemangel noch einmal verschärft, weil Beschäftigte aus dem Beruf gegangen sind – ganz abgesehen davon, dass die Pandemie zu krankheitsbedingten Personalausfällen geführt und einen extrem hohen administrativen Aufwand verursacht hat. Die gesetzliche Impfpflicht für Beschäftigte in der Pflege brachte ebenfalls Unruhe, obwohl 98 Prozent der Caritas-Mitarbeitenden geimpft waren. Polixa: „In unserem Caritas-Pflegedienst etwa haben wir zwei ungeimpfte Mitarbeiterinnen verloren – eine verließ uns von sich aus, bei der anderen durfte der befristete Arbeitsvertrag laut Gesetz nicht verlängert werden.“ Der Pflegedienst musste sich als Folge der Pandemie verkleinern, nahm weniger neue Patienten auf und versorgte über 100 Menschen weniger als 2021.

Sowohl Christof Wellens als auch Frank Polixa würdigten bei der Vorstellung des Jahresberichts den Einsatz vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für geflüchtete Menschen aus der Ukraine. Die Caritas stellte beispielsweise Wohnraum zur Verfügung, bot eine Eltern-Kind-Gruppe an und engagierte zusätzliches Personal für die Arbeit mit Geflüchteten. Aktuell findet in der Mitarbeiterschaft eine Kleider-Sammelaktion für die Menschen statt, die durch die Zerstörung des Kachowka-Staudamms alles verloren haben.

Weitere herausragende Ereignisse für den Caritasverband im vergangenen Jahr waren nach zweijähriger Bauzeit die Eröffnung der Lebenskirche St. Johannes mit Tagespflege und 23 Seniorenwohnungen sowie das 25-jährige Bestehen des Freiwilligen Zentrums, das rund 2.650 Frauen und Männer in eine ehrenamtliche Tätigkeit vermittelt hat. Erheblich gestiegen ist die Nachfrage nach der Schuldnerberatung der Caritas. Dieser Trend dürfte anhalten. „Auch wenn die Inflation aktuell nicht mehr so hoch ist wie im letzten Jahr, befürchten wir, dass mehr Menschen in die Überschuldung geraten könnten“, sagt Frank Polixa. Der Jahresbericht 2022 ist unter www.caritas-mg.de abrufbar. (opm)

Vorsitzender Dr. Christof Wellens (r.) und Geschäftsführer Frank Polixa blicken auf ein herausforderndes Jahr 2022 für den Caritasverband Region Mönchengladbach.
Foto: Caritas