Rollenwechsel bei der Kreishandwerkerschaft Niederrhein: Am Girls‘Day übernahm Auszubildende Melina Keser die Aufgaben von Hauptgeschäftsführer Thomas Gütgens.
Krefeld – Auf Melina Keser wartete ein spannender Tag – die 23-Jährige hatte eine Menge zu besprechen, abzustimmen und zu entscheiden. Das wurde der Auszubildenden zur Verwaltungsfachangestellten im zweiten Lehrjahr spätestens klar, als sie früh am Morgen die Aufgabenliste und den Kalender mit Assistentin Vanessa Giel und Referentin Lena Marie Jahn durchging.
„Schon in den ersten Gesprächen erkannte ich, wie vielseitig dieser Job ist“, berichtet Melina Keser. Sie tauschte sich mit Obermeisterin Angelika van Neerven von der Innung für das Modeschaffende Handwerk Niederrhein über die Planung eines bald anstehenden Events aus, kurz darauf gab es eine Rücksprache mit einer Juristin der Kreishandwerkerschaft zu arbeitsrechtlichen Fragen. „Ich hätte nicht gedacht, dass das Arbeitsrecht so viele Feinheiten besitzt“, sagt Melina Keser, die bei der Kreishandwerkerschaft Niederrhein in Krefeld seit eindreiviertel Jahren ihre Ausbildung macht.
Und es ging Schlag auf Schlag weiter: Die angehende Verwaltungsfachangestellte nahm an einer Diskussionsrunde zur Digitalisierung der Buchhaltung teil. „Da haben wir über neue digitale Prozesse gesprochen, die den Arbeitsalltag der Mitarbeitenden erleichtern sollen“, erzählt sie. Der Inhaber eines Innungsfachbetriebs für Sanitär und Heizung kam zu einem Beratungsgespräch über betriebswirtschaftliche Fragen.
Mit Kreishandwerksmeister Joachim Selzer sah sich Melina Keser die gerade renovierten Räume der früheren „Handwerkerklause“ im Gebäude der Kreishandwerkerschaft am Westwall an, die zu einem kleinen Bildungsforum für Seminare umgestaltet worden sind. Und von Thomas Gütgens ließ sie sich die strategische Ausrichtung der Kreishandwerkerschaft für die nächsten Jahre erläutern. „Wir setzen auf noch mehr Service für die Mitgliedsbetriebe“, fasst sie zusammen.
Die Kreishandwerkerschaft Niederrhein vertritt als regionale Unternehmensorganisation die Interessen von mehr als 12.600 Handwerksbetrieben in Krefeld, dem Kreis Viersen und dem Rhein-Kreis Neuss. Diese Unternehmen beschäftigen etwa 56.600 Mitarbeiter und erwirtschaften einen jährlichen Umsatz von fast 7,3 Mrd. Euro. Die Kreishandwerkerschaft Niederrhein ist die größte Kreishandwerkerschaft in Deutschland. Fast 40 Innungen haben in der Region ihren Sitz.
Am Ende des Tages ließ Melina Keser ihre Eindrücke Revue passieren: „Ich habe so viel Input bekommen. Was ich unterschätzt habe, war die Fülle der verschiedenen Aufgaben und die Abstimmungsprozesse. Auch als Geschäftsführerin kann man ja nicht alles alleine entscheiden, sondern muss die Meinung von anderen einholen“, hat sie erfahren. Den Tag als Hauptgeschäftsführerin empfand sie als fordernd, aber äußerst spannend: „Ich bin dankbar für diese Erfahrung und kann allen Jugendlichen nur empfehlen, sich am Girls‘- und Boys’Day einmal auszuprobieren“, sagt sie.
Thomas Gütgens war beeindruckt von seiner Vertreterin: „Melina hat das toll gemacht“, lobt der Hauptgeschäftsführer. Bleibt am Ende die Frage: Sieht man Melina Keser in, sagen wir, 15 oder 20 Jahren dauerhaft auf dem Chefinnen-Sessel? Die Auszubildende lacht: „Wer weiß“, sagt sie. (opm)
