Fast vierzig ukrainische Kinder nahmen in dieser Woche als vorgezogene Osterüberraschung ihre gefüllten Tornister in der Süchtelner Residenz Irmgardis entgegen. Spender hatten die Materialien für den Schulstart möglich gemacht. Was nun fehlt sind Schulplätze, damit die Kinder in das Schulsystem integriert werden können.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker
Viersen – Aufruf des Vereins „Irmgardis hilft – Ayudis“ blieb nicht ungehört und die Unterstützung privater Spender machte für fast vierzig Kinder gefüllte Tornister und Taschen mit Heften, Schreibmappen, Füllern, Brotdosen und allem, was für einen erfolgreichen Schulstart nötig war, möglich. „Die strahlenden Gesichter der Kinder sprachen für sich. Natürlich durfte eine Osterüberraschung nicht fehlen“, so der Verein „Irmgardis hilft – Ayudis“. „Schön wäre natürlich, wenn die Kinder mit ihren Taschen und Tornistern in die Schule gehen könnten. Das können aktuell nur einige, da die Zuweisung der Plätze viel zu langsam läuft. Kein guter Start für eine erfolgreiche Integration.“
Nicht nur der Süchtelner Verein weist auf die Problematik ukrainischer Flüchtlinge mit Blick auf die Schulsituation hin, ebenfalls bei der Evangelischen Kirchengemeinde in Viersen warten Kinder und Jugendliche auf einen Schulplatz. Einige Wochen sind vergangen, immer noch sind nicht alle Kinder eingeschult. Zuständigkeiten seien bisher immer noch nicht geklärt, so ein Vertreter des Süchtelner Vereins. Diese liegt beim Kreis Viersen, der die freien Schulplätze bündelt und die geflüchteten Kinder nach Möglichkeit wohnortnah in einer Schule unterbringt. Ein Schulstart ist allerdings erst möglich, wenn die jeweilige Schule Kapazitäten frei hat. Da zum Schuljahresbeginn die Klassen meist bereits gefüllt waren eine Sisyphusarbeit.
Aktuell werden laut Kreis Viersen kreisweit 145 Schüler in allen Jahrgangsstufen beschult, weitere 127 stehen auf einer Warteliste mit der aktuell die jeweilige Klassenstufe geprüft wird. In den nächsten Tagen werden weitere Kinder und Jugendliche einer passenden Schule zugeteilt. Nicht einfach, wenn die Plätze fehlen, weshalb nun erst die ersten zehn Kinder der Süchtelner Residenz Irmgardis einen Bescheid erhalten haben. Problematisch seien dabei zwei Zuweisungen für Jugendliche in eine Schule, die von der Qualifikation nicht geeignet sei.
Neben dem hiesigen Schulbesuch gibt es allerdings weitere Möglichkeiten, so nehmen Kinder, die innerhalb der Evangelischen Kirchengemeinde Viersen betreut werden, an einem mehrstündigen digitalen Unterricht teil, der von den Schulen in der Ukraine angeboten wird. Gerade für Schüler, die kurz vor den Abschlussprüfungen stehen, bietet sich dieser Unterricht an, weshalb der Kreis Viersen bei der technischen Ausstattung unterstützt. Eine Schulpflicht selbst gibt es erst, wenn ein Aufenthaltstitel beantragt wurde. Die Zahl der Anträge wächst täglich und die Kinder freuen sich bereits auf ihren ersten Schultag, bei dem dann die liebevoll gepackten Tornister zum Einsatz kommen. (nb)