Kommentar: Komm raus zum 1. Mai. Schrille und andere Töne

„Mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit.“ Die DGB-Gewerkschaften rufen zu gemeinsamen Kundgebungen auf. Ein Demonstrationszug mit musikalischer Begleitung durch eine Sambagruppe soll zur Kundgebung auf dem Rheydter Markt führen. Grußwort des Oberbürgermeisters. Ein Internationales Familienfest soll es werden.
Kommentar von Peter Josef Dickers

Kommentar – „Mehr Lohn, mehr Freizeit.“ Steigende Mieten und hohe Nebenkosten beklagen und gleichzeitig weniger arbeiten bei gleichem Verdienst. Über den logischen Zusammenhang macht man sich vermutlich keine Gedanken. Es genügt, wenn etwas laut verkündet wird. Schrille Töne passen zu den Ambitionen einer Gesellschaft, in der nichts geräuschlos vorübergeht, möglichst unter dem Anschein von Sachlichkeit. Über mangelnde Aufmerksamkeit braucht man sich nicht zu beklagen.

Wir leben in einer Getöse-Republik, in aufgewühlten Zeiten. Man gefällt sich in aufgeheizten Debatten und setzt Ausrufezeichen, wenn etwas nicht schnell genug geht. Möglichst keine Atempausen, keine Kompromisse. Immer und überall haben böse Mächte ihre Hände im Spiel. Wir sind keine „Small-talk-Gesellschaft“. Schrille Töne treffen auf fruchtbaren Boden. Dass Wesentliches dabei auf der Strecke bleiben kann, ist eben so. Alle wissen natürlich, dass klassenkämpferische Rhetorik und schrille Töne nicht überall gut ankommen und nicht unbedingt dazu beitragen, auch persönlich respektiert zu werden. Aber auch das „ist eben so.“

Nicht alles, was einem nicht passt, muss passend gemacht werden, könnte kritisch angemerkt werden. „Lächeln ist die eleganteste Art, dem Gegner die Zähne zu zeigen.“ Eine Lebensweisheit, die in Konflikt-Situationen empfehlenswert ist. Am 1. Mai scheint sie nicht anwendbar zu sein, obwohl jeder weiß, dass um richtige Worte oft gerungen werden muss, um ein befriedigendes Ergebnis erreichen zu können. Wahrscheinlich würden auch leisere Töne gehört und verstanden. Viel reden, aber wenig sagen, überzeugt nicht jeden. Den Menschen helfen keine Belehrungen und Parolen, sondern überzeugende, nachvollziehbare Botschaften.

Andererseits darf man dem DGB und anderen Organisationen zugute halten, dass durch ihre Aktionen einiges in Bewegung gekommen ist. Das Leben in Staat und Gesellschaft verläuft nicht „auf leisen Sohlen“. Krisen wären ein Abschied von Gewohnheiten, sagte jemand. Das kann hilfreich sein, um Mutlosigkeit und Trägheit entgegen zu steuern. Wenn das auf dem Rheydter Marktplatz und an anderen Orten deutlich wird, ist dies zu begrüßen.

Andererseits ist es kein Widerspruch, wenn es Gartenfans am 1. Mai eher zum Eligiusplatz in Dülken zieht. Nicht schrille Töne, sondern andere Töne, Ideen für Garten, Balkon und daheim stehen dort im Vordergrund. Vielleicht war der eine oder andere Besucher vorher bei der Maikundgebung auf dem Marktplatz und erholt sich anschließend bei Dülkener Gartenlust. Alle sind bestrebt, mitzuwirken an der Vielfalt des Lebens und die Welt im Gleichgewicht zu halten. Das Unternehmen „Komm raus zum 1. Mai“ kann dazu beitragen. (pjd)

Foto: OpenClipart-Vectors/Pixabay

2 Kommentare

  1. Der DGB ist Gesamt so groß, das mann nur noch alle Rentner als Mitglied hätten, und diese Mehrheit schafft alle Verhandlungen wegen Gerechter Bezahlung. Wenn Schließlich alle Mitmachen würden. Sogar eine eigene Partei würde die Mehrheit bekommen.

  2. Ich hab mich 2020 entschlossen aus dem Verein auszutreten nachdem es modern wurde Kollegen auszugrenzen die dem staatlich befohlenen „Gesundheitsschutz“ ausgewischen sind und es praktiziert wurde, das Kollegen geraten wurden gewisse demokratische Parteien nicht zu wählen sondern nur den roten Fahnen zu folgen. Dafür habe ich nicht an Seminaren zum Grundgesetz und Rechtstaatlichkeit teilgenommen , mich für Kollegen aus aller Herren Länder im Betrieb als Betriebsrat eingesetzt und bin am 1. Mai morgens früh durch Rheydt marschiert und hab mir eine fast tote Stadt angesehen. Mittlerweile läuft es mir grauslig kalt den Rücken runter wenn ich das Wort „Räte“ oder die Arbeitnehmer Sammelstelle der SPD den DGB höre. Guter Rat ist teuer

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