Die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Allgemeinen Krankenhauses (AKH) Viersen bekommt einen neuen Chefarzt: Dr. Jens Pagels tritt zum 1. Juli die Nachfolge von Professor Dr. Christopher Altgassen an. Der 59-Jährige war zuvor 13 Jahre lang Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe am St. Josef Krankenhaus in Moers.
Viersen – Der Mediziner, der sich selbst als „gynäkologischen Allrounder“ bezeichnet, kommt vor allem wegen der angeschlossenen Kinderklinik: „Krankenhäuser ohne Kinderklinik werden es in Zukunft bei der Geburtshilfe schwerer haben“, so seine Prognose. Das sei auch politisch so gewollt. Vor seinem Start im AKH spricht er über seine Pläne.
Was bedeutet „gynäkologischer Allrounder“?
Ich hatte das Glück, während meiner Ausbildung und auch danach, in vielen verschiedenen Fachbereichen arbeiten zu können. So habe ich nicht nur Erfahrung in der Geburtshilfe und der pränatalen Diagnostik, sondern bin auch operativ gut ausgebildet. Aus diesem Grund ist mein Ziel, am AKH die Plastische sowie die Inkontinenz Chirurgie stärker auszubauen. Zur Plastischen Chirurgie zählen zum Beispiel Narben- und Bauchkorrekturen sowie Brustoperationen.
Sind für die Neuausrichtung Veränderungen in der technischen Ausstattung der Klinik geplant?
Auf jeden Fall. Es werden neue Geräte für den OP-Bereich sowie die Diagnostik angeschafft. Das Thema Krebsbehandlung liegt mir sehr am Herzen. Hierzu zählen aber auch spezielle Untersuchungen im Bereich der Vorsorge. Wir werden nämlich künftig spezielle hochauflösende Mamasonografien bei Verdachtsfällen und auf Zuweisung der niedergelassenen Ärzte vornehmen. Ich toure übrigens schon seit mehreren Wochen durch die Region und stelle mich in den Frauenarztpraxen am Niederrhein vor. Auf eine gute Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten lege ich großen Wert. Genauso freue ich mich aber auch auf die Zusammenarbeit mit den Kollegen vor Ort im AKH. Mein erster Eindruck war schon mal wunderbar! Vor allem freut mich, dass das Krankenhaus die Versorgung von Schwangeren und Kindern stark ausbauen möchte. Dies ist erklärtes Ziel!
Sie sind im Vorstand der Initiative „babyfreundliche Krankenhäuser“ der WHO und UNICEF. Streben Sie dieses „Gütesiegel“ auch für das AKH an?
Selbstverständlich möchte ich, dass die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des AKH die Zertifizierung zum „babyfreundlichen Krankenhaus“ erfolgreich durchläuft. Um das zu erreichen, bringe ich zwei ausgewiesene Fachfrauen mit. Eine davon ist meine ehemalige Stationsschwester, die ich dafür extra aus ihrem Ruhestand zurückgeholt habe. Hinzu kommt eine Still- und Schlafberaterin, die zudem Emotionale Erste Hilfe Therapeutin ist. Die Zertifizierung ist aufwendig und dauert mindestens ein Jahr, aber ich finde es wichtig, dass die Abläufe in der Geburtshilfe stärker an die Bedürfnisse der Frauen, Babys und Familien angepasst werden.
Sie haben mehrere Fachbücher geschrieben und sind Berater in der Kommission Bio-Ethik der Deutschen Bischofskonferenz. Worum geht es dabei?
In erster Linie um medizinisch-ethische Fragen. Dazu zählen zum Beispiel die Pränatale Diagnostik und ihre Folgen, Rechte von Patienten oder das Thema assistierter Suizid. Dabei tauschen wir uns auch mit dem Deutschen Ethikrat aus.
Zudem sind Sie auch in den Sozialen Medien aktiv. Auf Instagram folgen Ihnen fast 1.800 Menschen. Warum machen Sie das?
Ich liebe meinen Beruf und helfe gerne Menschen. Diese beiden Aspekte verbinde ich auf meinem Instagram-Account. Der Kontakt zu den Followern ist mir wichtig und den pflege ich auch. Die positiven Rückmeldungen bestätigen mich darin, diesen für einen Arzt vielleicht ungewöhnlichen Weg weiter zu beschreiten. (opm)