Menschen, die aus afrikanischen und asiatischen Ländern größtenteils unter fragwürdigen Umständen nach Europa gebracht wurden, um dort wie Tiere im Zoo zur Schau gestellt zu werden – was heute makaber klingt, war ab dem späten 19. Jahrhundert eine beliebte Form der „Unterhaltung“, auch im deutschsprachigen Raum.
Fernsehen – Diesem dunklen Punkt in der europäischen, aber auch internationalen Geschichte geht die preisgekrönte somalisch-britische Autorin Nadifa Mohamed in ihrer ersten Dokumentation „Als Menschen in Zoos ausgestellt wurden“ auf den Grund.
Mohamed, deren vielbeachteten Romane „Black Mamba Boy“, „Der Garten der verlorenen Seelen“ und „Der Geist von Tiger Bay“ auch im deutschsprachigen Raum erschienen, stieß auf das Thema dieser „Menschenzoos“, als sie sich Filmmaterial von der 1958er Weltausstellung im belgischen Brüssel, der Expo 58, ansah, deren Motto ausgerechnet „Arbeit der Welt – für eine menschliche Welt“ lautete. „Unter all den Ausstellungen, die die Errungenschaften und die Zukunft des Westens feierten, gab es eine, die völlig aus der Reihe fiel: Die Besucher konnten ein fiktives einheimisches Dorf betreten, in dem importierte Afrikaner Szenen aus ihrem Alltag vorführten. Es war der letzte menschliche Zoo – und das in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, im Zeitalter der Dekolonialisierung Afrikas. Es war eine Art Rückfall in ein viel dunkleres Zeitalter. Das Filmmaterial gab mir zu denken: Wie entstanden Menschenzoos? Wie war es, in einem ausgestellt zu werden? Und welches Erbe haben sie hinterlassen?“, so Mohamed.
Die Autorin begab sich fortan auf eine Reise in die Vergangenheit, um mehr über die Menschen herauszufinden, die bereits im 19. Jahrhundert nach Europa kamen, um dort zur Schau gestellt zu werden. Nadifa Mohamed zeigt, wie diese Menschen für pseudowissenschaftliche Rassenexperimente benutzt wurden, und deckt auf, dass Überreste der „ausgestellten“ Indigenen bis heute in Museen zu finden sind. Um die Geschichte der fragwürdigen Darbietungen und ihrer Mitwirkenden zu beleuchten, griff Mohamed auf seltene Archivalien zurück, beispielsweise Fotos, Film- und Audioaufnahmen, darunter Material aus dem Jahr 1899, als Afrikaner in der aufwendigen Show „Savage South Africa“ im Londoner Earl‘s Court mitwirkten, die mehrmals täglich zahlreiche Zuschauer anzog und Kampfszenen aus dem Matabelekrieg der 1890er-Jahre nachstellte. Die indigenen Akteure waren vom südafrikanischen Zirkusdirektor Frank Fillis rekrutiert worden. Einer von ihnen war Peter Lobengula, der in Südafrika einer der Hauptdarsteller in Buffalo Bills Wildwest-Show gewesen war und es in Großbritannien durch seine Mitwirkung in „Savage South Africa“ und seine Beziehung zu einer Britin zu großer Bekanntheit brachte. In der Dokumentation erzählt Nadifa Mohamed die Geschichte Lobengulas, der 1913 an Tuberkulose verstarb.
The HISTORY Channel zeigt die einstündige Dokumentation „Als Menschen in Zoos ausgestellt wurden“ am Freitag, 24. Mai, um 20:15 Uhr als deutsche TV-Premiere (auch im Stream und auf Abruf unter anderem über WOW/Sky, Amazon Prime Video Channels und YouTube Primetime Channels). Im Vorfeld der deutschen Erstausstrahlung von Nadifa Mohameds Dokumentation zeigt The HISTORY Channel bereits am Dienstag, 21. Mai, dem Welttag der kulturellen Vielfalt für Dialog und Entwicklung, ab 12 Uhr die vierteilige Doku-Reihe „Die vergessenen Erfinder“, die mit der Geschichte der Ureinwohner Australiens einen weiteren Aspekt indigener Kulturen beleuchtet.
„Als Menschen in Zoos ausgestellt wurden“ (Originaltitel: „Britain‘s Human Zoos“/„Secrets of the Human Zoos“) wurde für Channel 4 von Red Bicycle und Milk & Honey produziert. Als ausführende Produzenten fungierten Paul Berczeller (Red Bicycle) und Lucy Pilkington (Milk & Honey). Regie führten Yasmin Hai und Paul Berczeller.
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