Ausbildung ist ein Mannschaftsspiel: Niederrheinische Bäcker-Innung sprach Fachkräfte-Nachwuchs los

Die Niederrheinische Bäcker-Innung Krefeld-Viersen-Neuss hieß junge Profis für Backstube und Verkauf willkommen.

Region/Brüggen-Bracht – Das Bäckerhandwerk in der Region kann sich über Nachwuchs freuen: Sieben Bäcker und zwölf Fachverkäuferinnen und -verkäufer sprach Erich Lehnen, der stellvertretende Obermeister der Niederrheinischen Bäcker-Innung Krefeld-Viersen-Neuss, im Beisein von Obermeister Rudolf Weißert während einer Feierstunde in Brüggen-Bracht los.

„Nutzen Sie die Chancen, die das Handwerk ihnen bietet“, gab Festredner Dr. Christian Henke den Gesellen im Brachter Bürgersaal mit auf den Weg. Der Geschäftsführer der Handwerkskammer Düsseldorf betonte zudem, dass Ausbildung ein Mannschaftsspiel sei, und dankte allen Unterstützern. Er warnte davor, das deutsche Backhandwerk – das er als Kulturgut bezeichnete – den „Bach heruntergehen“ zu lassen. „Es kann nicht sein, dass große Unternehmen bei den Energiepreisen subventioniert werden und Bäcker den vollen Preis zahlen müssen. Das ist nicht fair“, sagte Henke und erntete dafür einen lauten Sonderapplaus der Gäste.

Der Landrat des Rhein-Kreises Neuss, Hans-Jürgen Petrauschke, griff in seinem Grußwort auf ein Zitat des tschechischen Dichters Jaroslav Seifert zurück: „Der Geruch des Brotes ist der Duft aller Düfte. Es ist der Urduft unseres irdischen Lebens, der Duft der Harmonie, des Friedens und der Heimat“, sagte Petrauschke. Die Bedeutung des Brotes habe nicht abgenommen, auch wenn heute weniger Menschen im Backhandwerk arbeiteten, fügte er an. Der Landrat stellte in diesem Zusammenhang noch einmal die Bedeutung der dualen Ausbildung heraus: Wer glaube, ein Studium sei wichtiger, denke falsch.

Dass es für eine Ausbildung nie zu spät ist verdeutlichte Canan Bulgan-Akbay. Die 36-jährige, die sich für eine Lehre zur Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk mit dem Schwerpunkt Bäckerei entschieden hatte, schloss ihre Ausbildung als Jahrgangsbeste ab. „Eigentlich war es gar nicht mein Traumjob. Aber ich habe den Beruf während meiner Ausbildung lieben gelernt. Der Umgang mit den Kunden und deren Beratung liegt mir sehr. Es ist schön, mein erworbenes Fachwissen weitergeben zu können“, sagte Canan Bulgan-Akbay, die bei der Krefelder Horsthemke Backbetriebe GmbH gelernt hat und auch direkt übernommen wurde.

Für Bäcker Giuliano Artuso ist es hingegen der Traumberuf. „Es ist ein so schönes und vielfältiges Handwerk. An die etwas ungewöhnlichen Arbeitszeiten gewöhnt man sich“, bemerkte der 19-Jährige lächelnd. Giuliano hatte auch allen Grund zur Freude – er legte die beste Gesellenprüfung bei den Bäckern ab. Seine Ausbildung ließ Giuliano direkt an seinen Hauptschulabschluss bei der Bäckerei und Konditorei Otten, Inhaber Frank Rettler, in Korschenbroich folgen. Auch er wurde übernommen. Jetzt will er erst einmal Berufserfahrung sammeln und dann schauen, ob er den Meister machen möchte, umreißt der junge Mann seine Zukunftspläne.

Die Jahrgangsbesten konnten sich über einen Sonderpreis der Sparkasse Krefeld freuen. Gewerbekundencenter-Leiter Peter Radtke überreichte ihnen je einen Spargutschein über 100 Euro. Die Ausbildung sei das Fundament für den Erfolg, betonte Radtke bei der Überreichung. Während der feierlichen Lossprechung wurde der Berufsschullehrer Ralf Pottbeckers zudem mit der bronzenen Medaille der Handwerkskammer Düsseldorf für seine Verdienste um die Förderung des Handwerks ausgezeichnet. (opm)

Den erfolgreichen Abschluss der Ausbildung feierte der Nachwuchs im Bäckerhandwerk mit der Niederrheinischen Bäcker-Innung. Obermeister Rudolf Weißert (l.) und sein Stellvertreter Erich Lehnen (r.) zeichneten Canan Bulgan-Akbay und Giuliano Artuso (Mitte, mit Blumen) als Jahrgangsbeste aus.
Foto: Kreishandwerkerschaft